Nina Hoss bei einem Festivaltermin für ihren Film "Tàr" im Rahmen der Berlinale © Soeren Stache/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Soeren Stache
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Nina Hoss bei einem Festivaltermin für ihren Film "Tàr" im Rahmen der Berlinale © Soeren Stache/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Soeren Stache
AUDIO: Deutscher Hörbuchpreis 2023 geht an Nina Hoss für "Zur See" (3 Min)

Nina Hoss: Ausgezeichnet in jeder Hinsicht

Stand: 01.03.2023 07:32 Uhr

Sie ist eine der wenigen international erfolgreichen Schauspielerinnen Deutschlands im Film wie am Theater, ausgezeichnet mit dem Berlinale-Bären, dem Deutschen Filmpreis, dem Grimme-Preis, der Goldenen Kamera, dem Bundesverdienstkreuz.

von Johannes Freytag

Was haben Cathérine Deneuve, Jodie Foster oder Clint Eastwood mit Nina Hoss gemeinsam? Ganz einfach, ebenso wie die drei Weltstars ist die deutsche Schauspielerin Douglas-Sirk-Preisträgerin. Seit 1995 werden mit dieser Auszeichnung beim Filmfest Hamburg Persönlichkeiten geehrt, die einen besonderen Beitrag zur Filmkultur und Filmindustrie leisten und geleistet haben. 2019 traf die Wahl auf Nina Hoss, die im selben Jahr sogar Mitglied der Oscar-Academy wurde - und so mitentscheidet, wer die begehrtesten internationalen Auszeichnungen der Branche erhält.

 

Durchbruch mit "Das Mädchen Rosemarie"

Einen Oscar hat die gebürtige Stuttgarterin zwar noch nicht bekommen, dafür aber jede Menge andere Preise eingeheimst. Dennoch bleibt jede Auszeichnung für sie immer etwas Besonderes: "Dann ist ja das, was man vorhatte, irgendwie angekommen. Die Arbeit ist gesehen worden und hat Menschen berührt. Und es ist jedes Mal ein Ansporn. Weil ich dann denke: 'Okay, ihr mögt es, also mache ich weiter'", sagte Hoss einmal im "DAS!"-Interview.

"Ich kenne keine Schauspielerin, die sich so intensiv auf ihre Rollen vorbereitet wie Nina Hoss. Alles möchte sie wissen, alles möchte sie ergründen." Theater- und Opernregisseur Michael Thalheimer

Den großen Durchbruch feierte die damals 21-Jährige 1996 mit Bernd Eichingers TV-Remake des 1958er-Erfolgs "Das Mädchen Rosemarie". Für die Darstellung der Frankfurter Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt, deren Ermordung bis heute nicht aufgeklärt ist, wurde Nina Hoss mit der Goldenen Kamera als Beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet.

Schauspielschule wichtiger als TV-Erfolg

Trotz weiterer Angebote ging sie aber zurück auf die Schauspielschule: "Ich merkte, wie viel Spaß mir das macht, wie viel ich noch lernen möchte, wie viel mir noch fehlt. Ich wollte einfach Studentin sein, dieses "Sich kennenlernen, sich ausprobieren", das wollte ich nicht wegschmeißen."

Kaum hatte sie die Schauspielklasse, in der auch Fritzi Haberlandt, Devid Striesow und Lars Eidinger waren, aber beendet, gab es 1998 bereits das erste Bühnen-Engagement: Am Deutschen Theater in Berlin. Außerdem spielte sie am Berliner Ensemble und 2005 die Buhlschaft im "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen.

Auch die Mutter war Schauspielerin

Die Schauspielerei war Nina Hoss gewissermaßen in die Wiege gelegt: Ihre Mutter Heidemarie Rohweder, eine gebürtige Dithmarschenerin, war Theater-Intendantin in Esslingen und ebenfalls Schauspielerin, hatte sogar eine kleine Rolle neben ihrer Tochter in "Das Mädchen Rosemarie".

Vater Willi Hoss war Gewerkschaftler und Politiker und zählte 1979 zu den Gründungsmitgliedern der Grünen. Für die Grünen wurde Nina Hoss 2004 und 2010 in die Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten entsandt.

Vorliebe für widersprüchliche Charaktere

Beeindruckend und erfolgreich ist Nina Hoss, die in Berlin mit ihrem Ehemann, dem britischen Musikproduzenten Alex Silva, lebt, aber nicht nur im Theater. Ihre noch größere Bühne ist der Film. Mit Vorliebe verkörpert sie Charaktere, die voller Widersprüche stecken. In "Die weiße Massai" beispielsweise spielt sie eine Schweizerin, die sich in einen Samburu-Krieger verliebt und nach Kenia zieht.

In "Yella" geht es um eine Frau aus der ostdeutschen Provinz, die in der Investment-Banking-Welt Fuß fasst. In "Das Vorspiel" fördert sie als strenge Geigenlehrerin einen begabten Schüler und vernachlässigt dabei ihren eigenen ebenfalls talentierten Sohn.

"Ich wüsste nicht, wer ich wäre ohne diesen Beruf" Nina Hoss

Die Schauspielerin genießt die Vielseitigkeit ihrer Rollen: "Das ist das große Geschenk dieses Berufes, dass man in so viele Leben und Berufe hineinblicken kann. Ich habe immer das Gefühl, dass ich davon schon etwas mitkriege, weil ich mich eine Weile intensiv damit beschäftige", sagte sie dem NDR.

Bundesverdienstkreuz 2013

Auch abseits des Filmbusiness zeigt sich Nina Hoss vielseitig und engagiert. Sie unterstützt die Aktion "Deine Stimme gegen Armut", ist "Terre des Femmes"-Botschafterin und engagiert sich gegen weibliche Genitalverstümmelung. 

Mit dem von ihr gegründeten Verein "tesouroVerde - Hilfe für Amazonien e. V. macht Nina Hoss auf die illegale Abholzung des Regenwalds in der brasilianischen Amazonasregion aufmerksam und setzt sich für die Unterstützung der einheimischen Ka’apor-Indianer ein. Für ihr soziales und ehrenamtliches Engagement bekam sie 2013 das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Cate Blanchetts "Lieblingsschauspielerin"

Ihre jüngste Filmrolle hat Nina Hoss erneut viel Aufmerksamkeit gebracht. Im Musikdrama "Tár", das mit sechs Nominierungen zu den diesjährigen Oscar-Favoriten zählt, spielt sie eine Violonistin, die mit einer übergriffigen Star-Dirigentin liiert ist.

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Eine Auszeichnung für ihre Nebenrolle wird sie wohl nicht erhalten. Muss sie auch nicht, wenn es nach "Tár"-Hauptdarstellerin Cate Blanchett geht, die jüngst solche Filmpreise ohnehin als "extrem willkürlich" kritisierte. Nina Hoss zähle zu ihren Lieblingsschauspielerinnen, erklärte die 53-Jährige bei den Filmfestspielenin Venedig: "Ich habe Nina für ungefähr zehn Jahre gestalked".

Auf den Hinweis, Nina Hoss werde in der deutschen Presse oft als deutsche Cate Blanchett bezeichnet entgegnete der Hollywood-Star: "… wenn ich Glück habe, bin ich eher die australische Nina Hoss!"

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Nina Hoss bei einem Festivaltermin für ihren Film "Tàr" im Rahmen der Berlinale © Soeren Stache/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Soeren Stache

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 01.03.2023 | 07:20 Uhr

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