Action mit Retro-Charme: "Wonder Woman 1984"
Im Fantasy-Actionfilm "Wonder Woman 1984" agiert Gal Gadot als Superfrau in den 80ern. In Deutschland ist der Film nun auf einer Streaming-Plattform zu sehen, er soll aber auch ins Kino kommen.
Das Jahr 2020 wird nicht nur als das Anfangsjahr von Corona in die Geschichtsbücher eingehen, sondern auch als das Jahr, in dem in Deutschland keine Superhelden-Verfilmungen ins Kino gekommen sind. Dabei hatten alle mit einer Frau fest gerechnet, nämlich mit "Wonder Woman" und ihrem zweiten Leinwand-Abenteuer. In den USA ist der Film kurz vor Weihnachten angelaufen - zeitgleich in den geöffneten Kinos und auf einer Streaming-Plattform. Nun ist der Film auch in Deutschland vorerst auf Sky Cinema zu sehen, soll aber sobald wie möglich auch ins Kino kommen. Anna Wollner hat "Wonder Woman 1984" schon gesehen und mit Regisseurin Patty Jenkins gesprochen.
"Wonder Woman" läutet Zeitenwende ein
Mit dem ersten "Wonder Woman"-Film vor vier Jahren haben Regisseurin Patty Jenkins und Hauptdarstellerin Gal Gadot eine Zeitenwende im Superhelden-Genre eingeläutet. Nicht nur Männer können die Welt retten - auch Frauen. Ein feministischer Befreiungsschlag, der endlich auch jungen Mädchen die langersehnte weibliche Identifikationsfigur im Superhelden-Blockbuster-Kino bietet. Ein Befreiungsschlag, der mit "Wonder Woman 1984" in die zweite Runde geht.
Als Amazonen-Kriegerin in den 80ern
Hauptfigur ist Diana Prince, Amazonen-Kriegerin, Bad-Ass-Figur mit dem Lasso der Wahrheit, groß geworden auf einer geheimnisvollen Insel und letzte Bastion von Werten wie Wahrheit, Ehrlichkeit, Liebe und Großzügigkeit. Im ersten Film wurde sie in die Wirren des Ersten Weltkriegs hinein katapultiert, verliebte sich in den Piloten Steve Trevor und verlor ihn. Jetzt, im zweiten Teil hat Regisseurin Patty Jenkins ein paar Jahrzehnte vorgespult, mitten hinein in die 80er. Mit Aerobic, Leggins, Shopping Malls und jeder Menge Referenzen an die damalige Popkultur. Nicht nur aus Nostalgie-Gründen.
Jenkins war es bei "Wonder Woman 1984" sehr wichtig, dass der zweite Film ganz anders wird als der erste. "Ich wollte mich nicht einfach wiederholen und mit dem zweiten eine langweilige Version des ersten machen", so die Regisseurin. "Ich mochte den Ansatz, Diana in eine komplett andere Situation zu werfen. Einen größtmöglichen Kontrast zum Ersten Weltkrieg aufzubauen. Exzess und Opulenz hatte ich vor Augen. Und die waren 1984 einfach auf ihrem Höhepunkt. Zudem mochte ich den Gedanken, dass ihre größten Feinde Kinder dieser Zeit sind."
Hin- und hergerissen zwischen Berufung und Privatem
Die 80er als Höhepunkt des Turbokapitalismus spiegeln sich auch in "Wonder Womans" Gegenspieler*innen wieder. Da ist Maxwell Lord, der Antagonist als Gegenthese zu "Wonder Woman" selbst. Ein schmieriger Typ, der im Fernsehen Karriere gemacht hat, ein Lügner, Betrüger, korrupt und immer auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Ähnlichkeiten mit dem jungen Donald Trump sind nicht nur zufällig.
Lord erschleicht sich ein dämonisches Artefakt, das zu Untersuchungszwecken im Smithonian Museum lagerte - Dianas Arbeitsstätte. Wer diesen merkwürdigen Kristall mit lateinischen Inschriften besitzt, kann Wünsche erfüllen. Der Missbrauch und falsche Umgang stürzen die Welt in eine globale Krise, aus der nur "Wonder Woman" helfen kann - hin- und hergerissen zwischen ihren privaten Wünschen und dem Streben nach Rettung.
"Wonder Woman" Gal Gadot ist das Herz des Films

Gal Gadot als "Wonder Woman" nimmt sich mit Charme, Kampfkraft und vor allem auch viel Humor ihren Widersachern an. Nach einem fulminanten, actionreichen Auftakt des Films, der die große Leinwand mehr als verdient hätte, nimmt der Film in der Mitte das Tempo raus und verliert im Finale - wie so viele Superhelden-Filme - den Fokus.
Die Vision von Regisseurin Patty Jenkins war vielleicht zu groß. Sie wollte, so die Regisseurin, einen Film machen, "der selbst für die funktioniert, die normalerweise keine Superhelden-Filme gucken. Mit einer Liebesgeschichte, Komödie, Drama und den großen Fragen des Lebens und der Menschheit. Was bedeutet es, ein Held, eine Heldin zu sein? Ich sehe mich da selbst in der Pflicht: Wenn so viele Leute einen Film gucken, dann will ich sie nicht nur unterhalten. Ich will mehr machen als nur Popcorn-Filme."
Finale mit Hoffnung auf eine bessere Welt
Mehr als ein Popcorn-Film ist "Wonder Woman 1984" allerdings: ein Pamphlet für kollektive Empathie, der die Wirkungsmechanismen von Populismus entlarvt. Aus Lüge kann keine wahre Größe erwachsen, betet der Film fast mantraartig herunter. Auch wenn er hinter dem ersten Film zurückbleibt, entlässt er einen mit der Hoffnung auf eine bessere Welt. Denn "Wonder Woman" ist die Heldin, die wir auch 2021 noch brauchen werden.
Wonder Woman 1984
- Genre:
- Fantasyfilm
- Produktionsjahr:
- 2020
- Produktionsland:
- USA
- Zusatzinfo:
- mit Gal Gadot, Chris Pine, Kristen Wiig und weiteren
- Regie:
- Patty Jenkins
- Länge:
- 152 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahren
- Kinostart:
- Der Film soll zu einem späteren Zeitpunkt im Kino laufen. Ab dem 18. Februar 2021 ist er in Deutschland auf Sky Cinema sowie Sky Ticket erhältlich.
