Staatstheater Schwerin erzählt Heiner Müllers Leben
Heiner Müller starb 1995 im Alter von 66 Jahren. Jetzt feiert das Mecklenburgische Staatstheater in Schwerin die Uraufführung eines Stücks über den Autoren und seine Texte: "Müller: Eine Chronik in sechs Jahrzehnten" unter der Regie von Sascha Hawemann.
Schwarze Kleidung, schwarze Haare und eine Zigarre in der Hand - Heiner Müller steht auf der Bühne. Nein, es sind sechs Heiner Müller und sie erzählen aus ihrem, seinem Leben:
Der Ärger fing in Mecklenburg an. Der Weg zur Schule war beschwerlich, auch der Rückweg, weil irgendwelche Schüler, Mecklenburger Schüler auf Ausländerjagd gingen. Ich war der einzige Ausländer.
Das Schweriner Schauspiel am Mecklenburgischen Staatstheater präsentiert nicht ein Heiner-Müller-Stück. Regisseur Sascha Hawemann verbindet biografische Daten des Künstlers mit dessen Texten: "Wenn man das selber zusammenbauen kann, kann man halt eine Chronik bauen. Man kann wirklich auch Texte aus verschiedensten Jahrzehnten benutzen. Und das finde ich auch das Spannende daran, dass man diesen Autor für sich vielleicht auch entdecken kann, denn jede Periode hat ihre eigene Sprache oder Spielweise."
Acht Schauspieler in unterschiedlichsten Rollen
Heiner Müller mit seiner ersten Frau Ingeborg, die sich später das Leben nimmt. Heiner Müller mit seiner zweiten Frau, der Bulgarin Ginka, Heiner Müller, der von den Polit-Oberen in der DDR kritisierte Autor:
Genosse Müller, ihre Texte spiegeln nicht unsere sozialistische Realität wider, gar konterrevolutionäre Tendenzen, Verhöhnung aller Errungenschaften des Sozialismus.
Auf der meist leeren, sehr tiefen Bühne mit grauen und weißen Wänden agieren vier Schauspielerinnen und vier Schauspieler in unterschiedlichen Rollen: mal Heiner Müller, seine Frauen, dann Figuren aus seinen Stücken. Es treten aber auch Thomas Brasch, Bettina Wegner und Wolf Biermann auf. Für Schauspielerin Julia Keiling eine spannende Herausforderung: "Man kann dieses Stück auf verschiedene Arten und Weisen sehen. Wahrscheinlich wird jeder was ganz anderes darin sehen. Manche können an Geschehnissen, an Jahreszahlen, an Ereignissen anknüpfen und andere - vielleicht jüngere Zuschauerinnen - die kriegen eher eine Energie mit oder denen fallen ganz andere Sachen auf, die ja heute immer noch aktuell sind - Kapitalismuskritik oder Ähnliches."
Herausfordernde Reise durch ein Dichterleben
Der Regisseur und Autor der Schweriner Inszenierung, Sascha Hawemann, Sohn des 2011 verstorbenen Theatermachers Horst Hawemann, unternimmt den Versuch, wie es der Titel verrät, eine Chronik in sechs Jahrzehnten auf die Bühne zu bringen: "Ich finde erstens, dass er mittlerweile ein vergessener Dichter wird, was ich ein großes Unrecht an seiner Sprache und Dichtkunst finde. Zweitens glaube ich, dass seine Weltsicht beziehungsweise seine kritische Sicht auf eine Gesellschaftsordnung wieder relevant wird - also das Hinterfragen von Ideologien und Nationalismen und das eigene Hinterfragen als Autor. Es ist letztendlich auch eine Reise durch seinen Kopf."
Dieser Abend am Mecklenburgischen Staatstheater ist eine kurzweilige, mitunter herausfordernde Reise durch ein Dichterleben und ein untergegangenes Land.
Staatstheater Schwerin erzählt Heiner Müllers Leben
Regisseur Sascha Hawemann hat Leben und Werk von Heiner Müller miteinander verwoben. Entstanden ist eine "Chronik".
- Art:
- Bühne
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- Ort:
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Meckl. Staatstheater Schwerin
Alter Garten 2
19055 Schwerin