Tänzerinnen und Tänzer üben eine Choreografie ein. © Carlos Quezada
Tänzerinnen und Tänzer üben eine Choreografie ein. © Carlos Quezada
Tänzerinnen und Tänzer üben eine Choreografie ein. © Carlos Quezada
AUDIO: Hannover: Start in die Ballettsaison mit Choreograf Johan Inger (3 Min)

Hannover: Start in die Ballettsaison mit Choreograf Johan Inger

Stand: 13.10.2023 08:06 Uhr

Heute Abend feiert das Staatsballett Hannover die erste Premiere der Saison - mit zwei bereits bestehenden Stücken von Johan Inger. Es ist die erste Saison ohne den ehemaligen Ballettdirektor Marco Goecke.

von Andrea Schwyzer

Der Schwede Johan Inger ist ein international erfolgreicher Choreograf und für die Proben eigens nach Hannover gekommen - zu der Kompanie, die immer noch mit dem Namen Marco Goecke verbunden ist. Schließlich war Hannovers ehemaliger Ballettdirektor für seine Truppe sehr prägend. Nun beginnt die erste Saison ohne ihn - aber mit einem ebenfalls großen Gast-Choreografen. Ein Probenbesuch.

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Marco Goecke auf einer Bank. © Screenshot

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Johan Inger: Vielfach ausgezeichneter Choreograf

Ein Mann gestikuliert beim Sprechen. © Carlos Quezada
Johan Inger erhielt seine Tanzausbildung an der Königlichen Schwedischen Ballettschule und an der Nationalen Ballettschule in Kanada.

"Ok, Tänzer, das ist der wahrscheinlich mit Abstand schlechteste Kreis, den ich je gesehen habe", sagt Yvan Dubreuil. Der Assistent von Johan Inger schaut in die Runde der Tänzerinnen und Tänzer. Die gucken etwas bedröppelt drein, manche mit einem schiefen Lächeln im Mundwinkel. Es ist nicht so, dass sie nicht arbeiten würden! Der Ballettsaal riecht nach ihrem Schweiß und ihrem Atem. Nein, sie geben sich wirklich ganz hinein in diese Arbeit, freut sich Choreograf Johan Inger: "Ich spüre: Sie sind hungrig, sie mögen meine Stücke, umarmen sie - und dass wir so etwas Wertvolles teilen, bedeutet mir viel."

Der Schwede wurde vielfach ausgezeichnet und ist ein gern gesehener Gast an etlichen Balletthäusern in Europa - darunter auch Deutschland. In Stuttgart, Dresden, auch in Hannover war er schon, 2010. Dem Nederlands Dans Theater ist er besonders verbunden. Das sagt fast alles. In Hannover zeigt Johan Inger zwei Arbeiten: Beide sind getragen von einer Art Nostalgie - von einem Zurückschauen. Einmal geht der Blick vom jungen Erwachsenen in die Kindheit, einmal vom älteren Menschen zurück auf sein bisheriges Leben. Gleiches Thema, unterschiedliche Stimmungen: "Das eine Stück ist mit Musik von Van Morrison - es ist frisch, ein bisschen naiv, verspielt. Das andere ist seriöser. Aber beide Stücke handeln vom Leben, von Willenskraft, sind humorvoll, gefühlvoll", so Inger.

Nach Fall Marco Goecke: Neues Futter für die Kompanie

Tänzerinnen und Tänzer üben eine Choreografie ein. © Carlos Quezada
Talentierte Tänzerinnen und Tänzer sind ans Staatsballett Hannover gekommen.

Ballett, das das Publikum mit Leichtigkeit und Natürlichkeit abholen wird, ist Christian Blossfeld überzeugt. Der Ballettdirektor der Staatsoper ist glücklich über den Besuch von Johan Inger. Er choreografiert selbst nicht, will seiner Kompanie aber natürlich Futter geben, nachdem Marco Goecke im Frühjahr gehen musste. Der ist durch seine Stücke noch präsent. "A Wilde Story" steht nach wie vor auf dem Spielplan - dieser Ballettabend von Marco Goecke kommt immer noch sehr gut an. Für Christian Blossfeld ist aber vor allem eines wichtig: "Wir gucken nach vorne. Ich glaube, das ist auch wichtig für die Kompanie, dass da neue Impulse von außen kommen, neue Herausforderungen. Seine Sachen werden immer zu uns gehören, darauf bauen sie auch auf", so der Ballettdirektor. "Wir wünschen allen, dass das eine erfolgreiche Spielzeit wird und dass man sieht, was hier für Talente nach Hannover gekommen sind."

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Christian Blossfeld © Staatstheater Hannover/ Dan Hannen Foto: Dan Hannen

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Talente, für wahr! Aufmerksam hören die Tänzerinnen und Tänzer Johan Inger zu, wenn er spricht, schauen ihm zu: Er trägt selbst Tanzschuhe und macht einzelne Bewegungen vor. Unaufgeregt und mit einem ständigen inneren Lächeln, so scheint es: "Für mich ist es purer Luxus, meinen Stücken hier wiederzubegegnen, sie weiterzuentwickeln. Ich bin dankbar, diese Stücke, die ich vor zwölf Jahren kreiert habe, mit den Augen von heute sehen zu dürfen", sagt Inger. Die Sache mit dem Kreis, dem "vielleicht schlechtesten Kreis ever"… Er ist schon lange rund, umschließt den Choreografen und seinen Assistenten - der auch einfach ein bisschen sticheln wollte.

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Gleich zwei Stücke des Schweden bilden den Saisonauftakt am Staatsballett. Es ist die erste Saison ohne Marco Goecke.

Art:
Bühne
Datum:
Ende:
Ort:
Staatsoper Hannover
Opernplatz 1
30159 Hannover
Telefon:
+49 511 9999 1111
E-Mail:
kartenservice@staatstheater-hannover.de
Preis:
Ab 21,50 Euro; ermäßigt ab 5 Euro
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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 13.10.2023 | 06:40 Uhr

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Tanz

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