Kinder- und Jugendbücher im Oktober: Vom Wald bis ans Meer
Es wird wieder dunkel und ungemütlich. Herbst halt - also schön einkuscheln in die Decke und lesen. Wir stellen spannende Bücher für Vorschul- und Grundschulkinder zum Vorlesen und selber lesen vor.
"Dachs im Dickicht. Ein Waldkrimi, Band 1: Hasenhunger" von Anna Starobinets
Anna Starobinets gilt - so ihr Verlag - als "russische Antwort auf Stephen King". Sie schreibt Dystopien und Horrorromane - und eben auch preisgekrönte Kinderbücher. Dass die nicht ganz so puschelig-harmonisch sind, liegt auf der Hand. "Hasenhunger" ist der erste Band einer neuen Krimi-Reihe. Zwei der fünf Bände sind mittlerweile auf Deutsch erschienen.
Der Held ist Dachs, der Chef der Waldpolizei. Eher gemütlich, Typ Columbo, der schneller kombiniert als läuft. In seinem Revier leben alle Tiere friedlich nebeneinander, keiner frisst den anderen. Soweit das Gesetz. Doch auf einmal liegen da Fellbüschel, Knochen und Blut - Hase ist verschwunden und alles weist auf den Wolf als Täter hin. Nur Dachs ist skeptisch. Viele unerwartete Wendungen, witzige Wortspiele von Übersetzerin Christiane Pöhlmann und ein interessantes Vegetarischer-Wald-Setting - ein wirklich spannender Kinder-Krimi mit guter Message: sich nicht von Vorurteilen leiten lassen, sondern genau hinschauen und Dinge hinterfragen!
"Komm mit auf Vorlesereise. Unterwegs in Europa" von Henriette Wich
Hanna und Jakob haben Langeweile. Ihre Eltern machen den Garten schön statt mit ihnen in den Zoo zu gehen. Zum Glück kommt genau in dem Moment ein Paket. Ihre reiselustige Tante hat ihnen ein Puzzle geschenkt. Sie setzen es zusammen - eine große Europakarte - aber es fehlen noch etliche Teilchen. Und in der Ecke steht: "Bitte berührt mich! Macht die Augen zu und denkt an ein Land, das im Puzzle fehlt. Gute Reise!" Das machen die beiden natürlich und wie bei Harry Potter werden sie herumgewirbelt, schneller und schneller - und sind plötzlich in Griechenland.
Klar, das hier ist ein "wir bringen Kindern was über Europa bei"-Buch. Aber durch die Rahmenhandlung - die Suche nach den fehlenden Puzzleteilen - ist es wirklich kurzweilig. Von Belgien bis Bulgarien, von Irland bis Italien lernen sie andere Kinder und Besonderheiten der Länder kennen: Sie singen in Lettland am Strand Volkslieder, fahren Wasserbus in Venedig, schlendern in Mazedonien über einen Basar. Eine gelungene Vorlesereise.
"Der Leuchtturmwärter und ich" von Michael Morpurgo
Dieses Buch ist wirklich ein Kunstwerk. Die Handlung, die teils doppelseitigen eindrücklichen Bilder, die verständliche und dennoch fesselnde Sprache, kongenial von Henning Ahrens ins Deutsche übersetzt - alles passt. Im Mittelpunkt steht Ich-Erzähler Allen. Als er fünf ist, stirbt sein Vater, und er segelt auf einem großen Schoner mit seiner Mutter von New York nach Liverpool. Das Boot sinkt im Sturm vor den Scilly-Inseln. Der grantige Leuchtturmwärter rettet 30 Menschen das Leben. Auch Allen und seiner Mutter. Er will keinen Dank, keinen Orden. Aber zum Abschied schenkt er dem kleinen Jungen eines seiner Bilder. Dieses Bild eines Schiffes wird Allen begleiten. Denn in sehr kurzen, aber intensiven Kapiteln erzählt Morpurgo, wie es weitergeht: im lieblosen Haus der Großeltern, im Internat, damit er "ein richtiger Mann wird", sogar im Krieg, als Allen als junger Mann eingezogen wird. Alles Historische wird nur angerissen, ist aber verständlich und kindgerecht und trotzdem unglaublich spannend.
Als der Leuchtturmwärter nie auf Allens Briefe antwortet, besucht Allen ihn kurzerhand, nachdem er mit der Schule fertig ist - und findet im Leuchtturm endlich ein richtiges Zuhause. Allen bringt dem Alten lesen bei, beide kümmern sich um einen verletzten Papageientaucher, abends malen sie. Die Freundschaft dieser beiden ist wundervoll beschrieben, zwei Menschen, einer jung, einer alt, beide Eigenbrötler, beide Künstler, die ohne viel Worte ihr Leben miteinander verbringen. Ein tolles Buch.
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