Cornelia Funke: "Die Farbe der Rache" © Oetinger
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AUDIO: "Die Farbe der Rache": Für Funke-Fans wahrlich fantastisch (4 Min)

"Die Farbe der Rache": Für Funke-Fans wahrlich fantastisch

Stand: 14.10.2023 14:19 Uhr

Als 2007 mit "Tintentod" der dritte Band der Tintenwelt-Trilogie von Cornelia Funke erschien, war das ein Abschluss. Nun legt die Autorin mit "Die Farbe der Rache" den vierten Band vor. Fans werden sich freuen: Funkes Lust am Fabulieren ist nicht geringer geworden.  

von Katja Weise

Als erstes fällt auf: Das Buch ist dünner, keine, wie zuletzt bei "Tintentod", 740 Seiten dick, sondern "nur" 320. Und dann folgt die große Frage: Wie jetzt wieder einsteigen in diese Welt, in der Figuren aus Büchern durch Vorlesen lebendig werden und Menschen in Büchern verschwinden? Cornelia Funke bietet augenzwinkernd Hilfe an. Im Anhang findet sich eine Kurzversion der Vorgeschichte, allerdings aus der Sicht von Orpheus; das ist, wir erinnern uns, der fiese Vorleser, der die Tintenwelt nach seinen Wünschen gestalten wollte und scheiterte. 

Ich, Orpheus Gemelli, stamme nicht aus der Tintenwelt. Aber ich habe Großes in ihr geleistet, auch wenn meine Feinde alles tun, damit meine Verdienste in Vergessenheit geraten. Verflucht sollen sie sein, sie und ihre Lügen! Leseprobe

"Die Farbe der Rache": Staubfinger rückt ins Zentrum 

Die Autorin und Illustratorin Cornelia Funke sitzt in ihrem Arbeitszimmer am Schreibtisch. © Dressler Verlag GmbH Foto: Michael Orth
Cornelia Funke kommt durch ihre Arbeit als Illustratorin von Kinderbüchern zum Schreiben und bebildert ihre Bücher bis heute selbst.

Nun ist die Stunde der Rache gekommen, und Orpheus Rache ist: grau. Mit Hilfe dunkler Mächte lässt er ein Buch herstellen, in dem alle Menschen, die dem Feuertänzer Staubfinger wichtig sind, mit magischer grauer Farbe gezeichnet werden, denn ihm gilt sein Hass vor allem. Orpheus hat ihm nie verziehen, dass er sich gegen ihn und für die "Zauberzungen" Mortimer und Meggie entschieden hat. Und so rückt Staubfinger ins Zentrum dieser neuen Geschichte. Die zunächst in einer sehr friedlichen Märchenwelt beginnt, bevölkert von vielen Funke-Fans bestens bekannten Gestalten. Bis das Buch mit den grauen Illustrationen fertiggestellt ist. Nach und nach verschwinden Staubfingers Frau, seine Tochter, Meggie, Mortimer und Farid, den Staubfinger liebt wie einen Sohn und den Mo einst aus Versehen aus 1001 Nacht herausgelesen hatte:  

Er verblasste wie Roxane, während Staubfinger auf ihn zurannte, und verschwand, bevor er ihn erreichte - als hätten Mortimer oder Meggie ihn zurück in seine Geschichte gelesen. Aber die waren ebenfalls fort, genau wie Darius, der die Tür zwischen den Worten mit seiner sanften Stimme öffnen konnte. Es gab keine Zauberzunge mehr in seiner Welt. Außer Orpheus.  Leseprobe

Orpheus ist schlau und grausam

Staubfinger macht sich auf den Weg, um die spurlos Verschwundenen zu finden. Das geht gründlich schief, denn Orpheus ist schlau und grausam. Zum Glück ist der schwarze Prinz, Staubfingers bester Freund, nicht von der Bildfläche verschwunden. Sein Porträt hatte der Illustrator als einziges zu ungenau gezeichnet. Er bricht ebenfalls auf, bei ihm sind unter anderem Staubfingers 15-jähriger Stiefsohn Jehan und die gleichaltrige Lilia. Sie lebt im Wald, ist eng mit der Natur verbunden und wird später eine entscheidende Rolle spielen, denn sie kann Pflanzen wachsen lassen, dem Verschwinden Leben entgegensetzen. 

Die Ranke löste sich von dem Pfeiler und trieb Blätter und Blüten, während sie sich durch die Luft auf Orpheus zuschlängelte. Er stolperte zurück und hob abwehrend die Hände, doch die Ranke schlang sich um seine Arme und legte sich ihm wie eine Schlange um die Schultern.  Leseprobe

 

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Wiedersehen mit Fuchs 

Wie schon in den ersten drei Bänden erzählt Cornelia Funke eine wahrlich fantastische Geschichte. Ihre Lust, in die Märchenwelt einzutauchen und Fabelwesen zu erfinden, ist nicht geringer geworden. Manche davon kennen wir auch aus der anderen, mehrbändigen Fantasyreihe "Reckless", wie die Gestaltenwandlerin Fuchs, die mal Fuchs, mal Frau ist. Doch war es zunächst das Wort, das enorme Macht entfalten konnte - durch Vorlesen wurden Menschen in andere Welten versetzt! - ist jetzt das Bild an seine Stelle getreten. Und die Musik:

Neun Melodien. (..) Das Lied für Meggie klang nach Aufbruch und neuen Orten, das für ihre Mutter wie das einer Schwalbe. Für Elinor sang Ayesha mit einem Lächeln und Darius' Melodie klang nach seiner schüchternen, sanften Stimme. Leseprobe

Geeignet ab 14 - oder lieber ab 16?

Funke erzählt wie immer sehr spannend, doch muss man diese Welt mögen, um ihr folgen zu wollen. Dabei ist gleichzeitig unterschwellig immer spürbar, wie sehr die Gegenwart die Autorin bewegt. Es ist kein Zufall, dass Lilia eins ist mit der Natur. Sie und Jehan sind jung, auf ihnen ruht die Hoffnung auf eine vielleicht bessere Welt. Trotzdem bleibt die Frage, für wen dieses Buch zu empfehlen ist. Für alle Funke-Fantasyfans ab 14, wie der Verlag schreibt? Oder doch eher ab 16? Die Heldinnen und Helden sind auch fünf Jahre älter geworden. Obwohl diese Geschichte eigenständig ist, ist es sicher sinnvoll, vorher die anderen drei Bände gelesen zu haben. 

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Die Farbe der Rache

von Cornelia Funke
Seitenzahl:
352 Seiten
Genre:
Roman
Verlag:
Dressler
Bestellnummer:
978-3751300070
Preis:
23,00 €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Neue Bücher | 14.10.2023 | 08:40 Uhr

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