Kristina Hauff: "Unter Wasser Nacht"
Manche Autoren wählen ein Pseudonym, wenn sie Krimis schreiben. Susanne Kliem hat bisher unter ihrem Klar-Namen Krimis geschrieben und nun einen Roman, den sie unter dem Namen Kristina Hauff veröffentlicht.
"Unter Wasser Nacht" ist der Titel des Buches, das eine Geschichte erzählt, die im Wendland spielt. Für diesen Roman hat Kristina Hauff viel Zeit im Wendland verbracht und recherchiert. Das Wendland steht noch immer für den Widerstand gegen Atomkraft, Proteste nicht nur der ländlichen Bevölkerung gegen das Atommüll-Lager in Gorleben, wütende und verzweifelte Kämpfe gegen die Castor-Transporte. Das Wendland, an der Elbe gelegen, ist eine Landschaft, die vom Wasser geprägt ist.
Unter dem Nebel lauerte das Wasser. Thies saß auf seinem Stein. Die Elbe überflutete die Auen, nahm Land in Besitz, wie es ihr gefiel. Die neuen Uferlinien verbargen sich im Dunst und die andere Flussseite war nicht zu erkennen, sosehr er auch die Augen anstrengte. Er gab es auf und lauschte. Leseprobe
Die Elbe prägt die Landschaft des Wendlands
Thies hat seinen Sohn im Fluss verloren, unter - auch nach Jahren - nicht geklärten Umständen ist er in der Elbe ertrunken. Seitdem zerbricht langsam seine Ehe mit Sophie und der Tod des Jungen hat für Zwietracht im Dorf gesorgt. Da sind Aarons Freundin Jella, die an jenem schicksalhaften Abend noch mit ihm zusammen war, und die Fährfrau Edith, die ihn von der Fähre aus gesehen haben muss. Hätte Aaron gerettet werden können?
Er wollte Edith nicht begegnen. Wenn es jemanden gab, der den Fluss noch mehr hasste als er, dann war sie es, die Fährfrau wider Willen. Er wollte ihre stummen Blicke nicht ertragen. Leseprobe
Dann kommt eine fremde Frau in den Ort. Mara ist das Kind einer Frau, die in den siebziger Jahren zur politischen Widerstandsbewegung gehörte. Die Rückblenden in ihre seelisch verwahrloste Kindheit mit einer sehr jungen, alleinerziehenden Mutter erzeugen bei der Lektüre erhebliches Bauchgrummeln und wecken höchst unangenehme Erinnerungen an diese Zeit bei denen, die es miterlebt haben.
Ein Neuankömmling weckt unangenehme Erinnerungen
Die Demonstrationen und alles, was damals passiert ist, haben nicht wirklich dazu geführt, dass diese Anti-Atomkraftbewegung eine menschenfreundliche, positive Gesellschaftskraft war, der man sich anschießen konnte. So war es eben leider nicht. Da ist vieles schief gelaufen, es gab unerträgliche Zwistigkeiten auch innerhalb dieser Bewegung, von der man nachträglich so gern glauben würde, dass damals alle das Beste für die Zukunft der Menschheit wollten.
Daran erinnern die Passagen in Kristina Hauffs Roman, die in diese Zeit zurückblenden und die Geschichte aus der Perspektive eines Kindes beschreiben, das in die Mühlen achtloser Erwachsener geraten ist. Mara verliebt sich in Thies und will ihn überreden, mit ihr zusammen das Wendland zu verlassen und mit ihr in Kopenhagen zu leben: "Es wäre kein Neuanfang. Sondern eine Flucht."
In der Hörbuchfassung vergoldet Julia Nachtmann buchstäblich den Text. Sie gibt der Geschichte eine sanfte, tröstende Note. Fast glaubt man, es sei ein anderes Buch, wenn man es von ihr gelesen hört. Vielleicht, weil es dann nicht so sehr mit eigenen, Stacheldraht umwickelten Erinnerungen behaftet ist wie beim eigenen Lesen.
Unter Wasser Nacht
- Seitenzahl:
- 288 Seiten
- Genre:
- Krimi
- Verlag:
- hanserblau
- Bestellnummer:
- ISBN 978-3-446-26945-3
- Preis:
- 20,00 €
