John le Carré: Der Schriftsteller wäre 90 Jahre alt geworden
Der Bestsellerautor John le Carré wäre am 19. Oktober 90 Jahre alt geworden. Im Dezember 2020 starb das frühere Mitglied des britischen Geheimdienstes, das lange in Hamburg gelebt hat. Nun erscheint posthum sein Roman "Silverview".
Eigentlich hieß der Schriftsteller David John Moore Cornwell. Schon im jungen Alter hatte er sich ganz dem Dienst der englischen Krone verschrieben. Mit Mitte 20 wurde er Spion. Viele Jahre verbrachte er im Auftrag des britischen Auslandsgeheimdienstes in Hamburg. Erst später wechselte er den Beruf - und verband stets die beiden Aufgaben. Kurz vor seinem 89. Geburtstag hatte der Autor noch die irische Staatsbürgerschaft erhalten. Am 12. Dezember starb er in Cornwall.
John le Carré: Wege zum Verrat
"Spying and novel writing are made for each other - Spionieren und Schriftstellerei sind wie für einander geschaffen, hatte le Carré einst gesagt. "Beide erfordern menschliche Verfehlungen und die vielen Wege hin zum Verrat."
In seinen Romanen sind die Spione keine Helden - wie James Bond bei Ian Fleming - sondern eher Figuren, die mit einer inneren Zerrissenheit zu kämpfen haben. In seinem nun posthum veröffentlichen Roman "Silverview", der jahrelang in der Schublade lag, sagt eine desillusionierte Spion zum anderen:
"Wir haben nicht viel erreicht, um den Lauf der Geschichte zu verändern, oder? Aus dem Roman "Silverware"
"Silverware": John le Carrés Roman handelt an der Küste East Anglias

Sein Sohn Nick Harkaway hat das Buch redigiert und mit kleinen Veränderungen veröffentlicht. "Silverware" spielt in einer kleinen Stadt an der Küste East Anglias - und erzählt von der Begegnung eines Überfliegers aus London, der sein turbulentes Leben zugunsten eines Buchhändlerdaseins an einem englischen Küstenort aufgibt. Dort begegnet er einem polischen Emigranten, der viel über ihn und seine Familie zu wissen scheint.
Gleichzeitig laufen in London Informationen beim britischen Geheimdienst über just diesen Ort in East Anglia auf. Die Zeitung "The Wall Street Journal" preist es als "erstklassige Prosa" mit einer "faszinierenden Handlung", und "The Daily Telegraph" konstatiert: "ein eleganter letzter Roman, mit einer für den Autor typischen Anmut geschrieben".
Harkaway, le Carrés Sohn, beschreibt den Roman selbst als eine "kleine klaustrophobische, glänzend erzählte Geschichte, in der Großbritannien, wie immer, durch die Linse der Geheimdienste kritisiert werde." Es ist nicht das Meisterwerk am Ende einer großartigen Karriere, doch John-le-Carré-Fans werden viel Vertrautes in "Silverview" wiederfinden.
