Comic: Die Abrafaxe schnacken platt in der Hansezeit
Seit 1976 begeistern die Abenteuer der Abrafaxe Monat für Monat Generationen von jungen und auch älteren Lesern. Nach 561 Heften kam vor einem Jahr etwas Neues: Die Abrafaxe schnacken Platt, sprechen Niederdeutsch.
Die beiden Bücher "Ünnerwägens in de Hansetiet" sowie "De Schatz von de Likedeelers" sind mit Unterstützung des Bildungsministeriums von Mecklenburg-Vorpommern entstanden. Die Originalhefte erschienen zwischen März 2018 und März 2020 im "Mosaik", dem ältesten und auflagenstärksten Comic-Magazin deutscher Produktion.
Abrafaxe: Längster Fortsetzungs-Comic der Welt
Erfunden wurden Abrax, Brabax und Califax von der 2017 verstorbenen Zeichnerin Lona Rietschel als Nachfolger für die "Mosaik"-Hauptfiguren Digedags - deren Zeichner den Verlag verlassen und die Urheberrechte mitgenommen hatte.
Wie ihre Vorgänger sind die Abrafaxe drei Kobolde, die in unterschiedlichen Epochen die verschiedensten Länder bereisen: Laut Guinness-Buch der Rekorde als inzwischen längster Fortsetzungs-Comic der Welt. Zudem vermitteln die Abrafaxe auch Geschichtswissen: In jedem Band werden die Abenteuer in ihren historischen Kontext eingeordnet.
Schwerinerin Susanne Bliemel übersetzte
Dass die Abrafaxe nun auch Plattdeutsch sprechen, ist der gebürtigen Schwerinerin Susanne Bliemel zu verdanken. Die Idee dazu kam der niederdeutschen Autorin (und Moderatorin der "Plappermoehl" von NDR 1 Radio MV) im Frühjahr 2020 mitten im ersten Corona-Lockdown.
Sie meldete sich einfach beim "Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag" in Berlin und schickte zehn Original-Seiten mit aufgeklebten Sprechblasen in Plattdeutsch, "damit man eben auch gleich im Verlag eine Vorstellung davon hat, wie schön das wäre".
In Berlin waren sie von der Idee sofort begeistert und so machte sich Bliemel im vergangenen November daran, alle 25 Hefte aus der Hansezeit zu übersetzen. Die Verlagsmitarbeiter hatten sofort ihren Spaß: "Als ich die ersten plattdeutschen Texte gelesen habe, da hab ich so gelacht. Wie sich das anhört, das ist ja total niedlich", sagte Redaktionsleiterin Maren Ahrens.
Premiere für den "Mosaik"-Verlag mit den drei Kobolden
Die Abenteuer der drei Kobolde gibt es bereits in mehr als 20 Sprachen, unter anderem auf Ungarisch, Rumänisch, Kroatisch, Vietnamesisch und Koreanisch. Doch die plattdeutsche Ausgabe ist für den Verlag etwas völlig Neues: "Es ist tatsächlich insofern eine Premiere, als dass es ein Buchprojekt ist, bei dem wir wirklich hier bei uns im Haus die gesamte Produktion gemacht haben. Wir haben das Heft bei uns neu gelettert und die kompletten Bücher gestaltet", erklärte Ahrens. Die fremdsprachigen Ausgaben übernahmen bislang andere lizenzierte Verlage.
Das 15. Jahrhundert wird sprachlich lebendig auf Plattdeutsch
Dass die plattdeutsche Übersetzung auch in die bereits vorhandenen Sprechblasen passen, dafür war Robert Löffler zuständig. Ein Sachse, der dabei ein wenig Platt lernte: "Also am Anfang hatte ich schon Schwierigkeiten, aber im Laufe der Zeit hat man dann schon gemerkt, welches Wort was bedeutet. Also ich muss sagen, wenn man sich ein bisschen Mühe gibt, kann man das auch als Süddeutscher lesen."
Das passte einfach so toll, weil das ganze Setting - die Schiffe, die Häfen, alle Tätigkeiten - eben eigentlich niederdeutsch ist. Und die Hansezeit ist die Zeit, wo wirklich jeder Plattdeutsch gesprochen hat. Autorin Susanne Bliemel
Wer nun die originalen Abenteuer der Abrafaxe aus der Hansezeit im 15. Jahrhundert zwischen Lübeck und Rostock, Köln und Nowgorod zur Hand nimmt und mit der neuen niederdeutschen Fassung vergleicht, wird feststellen, eine "Eins zu eins"-Übersetzung ist es nicht. Das ginge auch gar nicht, so Autorin Bliemel: "Man muss das richtig neu denken. Sonst wird es nicht gut."
Und gut ist es geworden. So liest es sich, wenn beispielsweise Brabax platt spricht: "Nu man tau! Hollen ji de Uhren åpen. Wi dråpen uns hier in Lübeck wedder. Califax un ik warden uns in Rostock ümhüren. Villicht kriegen wi wat œwer de annern rut, de wat von denn Schatz weiten."
