Brennende Kerzen zum Gedenken © Christine Raczka Foto: Christine Raczka

"Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal"

Stand: 10.03.2023 10:05 Uhr

Wut, Trauer und Angst: Nach dem mutmaßlichen Amoklauf in Hamburg sind diese Gefühle schwer auszuhalten. In der jüdisch-christlichen Tradition gibt es Worte, die Halt geben können.

von Radiopastorin Susanne Richter

Die Bilder sind verstörend, ein Amoklauf bei einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas in Hamburg. Ein riesiger Polizeieinsatz heute Nacht. Alles nicht irgendwo in den USA, sondern gleich bei uns um die Ecke. So dicht dran. Und das macht Angst, verstärkt das Gefühl von Unsicherheit, was sich bei vielen von uns in den letzten Monaten sowieso schon so breit gemacht hat. Wir als Radiokirche sind davon auch betroffen. Unsere Zentralredaktion liegt im selben Stadtteil, wo der Amoklauf stattgefunden hat.

Was steckt hinter so einer Tat? Wie konnte es so weit kommen? Die Hintergründe werden sich vermutlich erst in den nächsten Tagen klären können. Und auch, ob und welche Konsequenzen zu ziehen sind. Wie aber jetzt damit umgehen?

Den eigenen Kummer vor Gott bringen

Wut, Trauer, Angst: Gefühle, die so schwer auszuhalten sind. Sie brauchen eine Verpackung, die sie zusammenhalten. Gut ist es da, wenn wir auf Worte zurückgreifen können, die uns Halt geben können. In der jüdisch-christlichen Tradition sind das zum Beispiel die Psalmen in der Bibel. Schon seit Jahrhunderten haben Menschen ihren Kummer in diese Worte gelegt und vor Gott gebracht.

Ich bete einen Ausschnitt aus Psalm 23. Die Getöteten und ihre Angehörigen und alle Trauernden schließe ich mit ein in diese Worte: "Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar." Amen.

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Blumen und Kerzen liegen und stehen im Stadtteil Alsterdorf vor dem Eingang zu einer Kirche der Zeugen Jehovas. © dpa Foto: Christian Charisius

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Dieses Thema im Programm:

N-JOY | 10.03.2023 | 10:40 Uhr

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