Zwei junge Frauen stehen am Hauptbahnhof in München an einem Fahrkartenautomaten auf dem Werbung für das 9-Euro-Ticket zu sehen ist. © picture alliance/dpa Foto: Lennart Preiss

Kolumne: "Den Sommer in vollen Zügen genießen"

Stand: 12.06.2022 07:30 Uhr

Das 9-Euro-Ticket ist Teil des Entlastungspakets der Bundesregierung. Bürgerinnen und Bürger können den Öffentlichen Nahverkehr in den nächsten drei Monaten stark verbilligt nutzen.

von Pastor Marco Voigt

Und, genießen Sie den Sommer auch gerade in vollen Zügen?! Ich habe es schon getan. So wie 16 Millionen andere Menschen auch. Ich habe mir das 9-Euro-Ticket gekauft und nutze es fleißig, beruflich wie privat. Für neun Euro von Flensburg bis an den Bodensee? Ja, das ist tatsächlich möglich in diesem Sommer. Alles, was man mitbringen muss, sind viel Zeit und gute Nerven. Denn mit dem Nahverkehr braucht man dafür mindestens achtzehn Stunden und muss achtmal umsteigen. Aber es geht, wenn man nur will. Dinge, die man niemals für möglich gehalten hat, sind plötzlich doch möglich.

Ein bisschen erinnert mich das ganze an den Beginn der Pandemie. Plötzlich war Homeoffice in Berufen möglich, ja, sogar vorgeschrieben, bei denen es bis dahin immer hieß: "Völlig unmöglich. Unsere Mitarbeitenden müssen im Großraumbüro anwesend sein. Ansonsten sind sie nicht produktiv genug." Und dann ging es doch.

Die Stimmung in den Zügen ist meist positiv

Und auch jetzt geht plötzlich doch, was vorher unmöglich schien: Statt Tarif-Wirrwarr deutschlandweit ein günstiger und einheitlicher Preis. Menschen, die vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen. Und ja, Probleme gibt es natürlich auch: Überfüllte Züge, die nicht abfahren können, bevor nicht einige Fahrgäste wieder ausgestiegen sind. Menschen im Rollstuhl, für die kein Platz ist. Fahrräder, die nicht mitgenommen werden können.

Aber im Großen und Ganzen ist die Stimmung doch positiv. Weil die Mitarbeitenden der Bahn viel mehr leisten als sonst. Und weil die allermeisten Menschen eben Gott sei Dank doch soziale Wesen sind. Die zusammenrücken, wenn es eng wird. Die, statt durch Meckern die Stimmung kippen zu lassen, durch Humor und Rücksicht die Stimmung oben halten. Und die einfach gern unterwegs sind. Um neue Orte kennenzulernen, um zur Arbeit zu fahren oder um Freunde und Verwandte zu besuchen.

Marco Voigt, Radiopastor in Kiel © Kirche im NDR
Radiopastor Marco Voigt spürt, dass etwas von Aufbruch in der Luft liegt.

Es liegt etwas von Aufbruch in der Luft in diesem Sommer. Und ich wünsche mir, dass auch dann, wenn der Sommer und das 9-Euro-Ticket zu Ende gehen, etwas vom Geist dieses Sommers bleiben wird: Wir können Dinge ändern, wenn wir es nur wollen. Ja, manchmal wachsen wir sogar über uns hinaus, und es werden Dinge möglich, die zuvor unmöglich schienen. Dafür von mir heute ein großes Dankeschön und ein dickes Herz der Liebe.

Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | 12.06.2022 | 07:30 Uhr

Ein Herz, Kreuz und Anker aus Silber vor blauem Hintergrund © Kirche im NDR Foto: Christine Raczka

Kreuz - Herz - Anker

Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Regelmäßig vergeben unsere Autoren ein Kreuz für Glauben, ein Herz für Liebe oder einen Anker für Hoffnung. mehr

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