Mit Eis umgebene Gänseblümchen auf einer Wiese. © colourbox Foto: Astrid Gast

Eisheilige: "... nach der Sophie kein Frost"

Stand: 15.05.2023 08:22 Uhr

Mamertus, Pankraz, Servaz, Bonifaz und Sophia werden im Volksmund Eisheilige genannt. Wer waren diese fünf frommen Menschen, die laut Bauernregeln Mitte Mai für Fröste sorgen können?

von Pastor Oliver Vorwald

Die Eisheiligen. Die drei aus der 9c sehnen sie herbei. In den Freistunden, der großen Pause stehen Pia, Mats und Firat in ihrer Ecke auf dem Schulhof. Warten. Wenn dann der quietschgelbe Bulli mit der Waffeltüte auf dem Dach um die Ecke biegt, laufen die drei los. Denn ab Mitte Mai kommen Gino, Marco und Francesco wieder regelmäßig in die Stadt. Sie verkaufen 'gelato', selbst gemachtes Eis, ein Rezept ihrer Mutter. Vanille, Himbeer und diese Sorte in Schlumpf-blau.

"Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist. Die Kalte Sophie macht alles hie."

Mamertus, Pankraz, Servaz, Bonifaz und Sophia. So heißen die wahren Eisheiligen. Aber die haben natürlich rein gar nichts mit italienischem Speiseeis zu tun. Es handelt sich um fünf fromme Leute, vier Männer, eine Frau. Geistliche, Märtyrer, eine Wundertäterin. Ihre Gedenktage sind vom 11. bis 15. Mai. Und da es zu dieser Zeit durchaus noch einmal kühl und frostig werden kann, heißen diese fünf im Volksmund Eisheilige.

Aus regionalen Wetterbeobachtungen entstanden Bauernregeln

Es gibt verschiedene Bauernregeln für diese Tage. In Reimform, leicht zu merken. Diese Verse speisen sich aus regionalen Wetterbeobachtungen verschiedener Generationen und Epochen, wahrscheinlich beginnend ab dem Mittelalter. Über diese Spruchweisheiten sollte der richtige Zeitpunkt für den Viehauftrieb und die Aussaat gefunden werden. Ganz entscheidend. Denn eisige Temperaturen, Nacht- und Bodenfrost können die Keimlinge zerstören, zu Missernten führen.

"Pankraz und Servaz sind zwei böse Brüder, was der Frühling gebracht, zerstören sie wieder. Vor Bonifaz kein Sommer, nach der Sophie kein Frost."

Mit der kalten Sophie am 15. Mai enden die Eisheiligen. Sophia, eine Märtyrerin des 4. Jahrhunderts, soll Spätfröste abwenden, kann für das Wachsen der Feldfrüchte angerufen werden. Das Gedenken an sie - wie auch die anderen Eisheiligen - soll gute Ernte, sattes Vieh und Segen für die Menschen bringen.

Und der lässt sich Mitte Mai durchaus schon schmecken, so wie die drei aus der 9c das hin und wieder erleben. Pia, Mats und Firat. Mit Vanille, Himbeer und dieser Sorte in Schlumpf-blau.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | 14.05.2023 | 09:15 Uhr

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