Zwei Heringe auf weißem Hintergrund © Fotolia Foto: fine in art

Das Kirchenlexikon: Fisch als Fastenspeise

Stand: 05.04.2023 10:30 Uhr

Fisch kommt in der Fastenzeit bevorzugt als Speise auf den Tisch. Das liegt an den alten kirchlichen Regeln - sie untersagen den Verzehr von Fleisch die sieben Wochen vor Ostern.

von Pastor Oliver Vorwald

Egal ob Hering, Forelle, Wildlachs. Frischer Fisch ist gesund. Denn sein Fleisch enthält viel hochwertiges Eiweiß. Und dann wären da noch die Omega-3-Fettsäuren. Sie machen die Adern geschmeidig, stärken die Immunabwehr, wirken entzündungshemmend. Aber all das ist es nicht, weshalb Fisch in der Fastenzeit oft auf den Tisch kommt. Das liegt an den alten kirchlichen Speiseregeln für die Passionszeit, die bis heute irgendwie nachwirken. Sie untersagen für die sieben Wochen vor Ostern den Verzehr von Fleisch sogenannter warmblütiger Tiere.

Verzicht auf Fleisch ist ein Akt der Demut

"Das Fleischliche im Menschen sucht die Erde und den Genuss sinnlicher Freuden. Sie sind eine Bürde für den Höhenflug der Seele. Das Fasten ist geeignet, die fleischlichen Triebe zu bändigen und in geregelte Bahnen zu leiten." So predigt Bischof Augustinus (354-439) im 5. Jahrhundert über das Fasten. Es soll zu innerer Einkehr verhelfen, das Gebet und die Meditation fördern. Zugleich ist der Verzicht auf Braten, Speck und Würste ein Akt der Demut, des religiösen Respekts gegenüber der Passion Jesu. Schließlich wird an Karfreitag sein Blut vergossen. 

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Auf einem Stück Pergamentpapier liegen eine Forelle, zwei Lachssteaks und eine halbierte Zitrone. © fotolia Foto: George Dolgikh

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Der "Fisch" ist das Erkennungszeichen der Kirche

Da der Fisch nun kein warmblütiges Tier ist, fällt er nicht unter die strengen Speiseregeln der Fastenzeit. So erklärt sich übrigens auch, weshalb in manchen Familien auch heute noch freitags Dorsch, Hering oder Seelachs auf den Tisch kommt. Denn jeder Freitag erinnert nach evangelischem Verständnis auch ein wenig an den Karfreitag. Außerdem spielt der Fisch in der christlichen Symbolik eine besondere Rolle. In den ersten drei Jahrhunderten ist er das Erkennungszeichen der Kirche, ihr Logo. Das liegt an dem griechischen Wort für Fisch: Ichtys. In den fünf Buchstaben sehen die ersten Christinnen und Christen die Kurzform für das Bekenntnis: "Iesous Christos, Uios Theos, Soter. Jesus Christus, Sohn Gottes, Erlöser."

Jesus serviert seinen Jüngerinnen und Jüngern nach Ostern

Fisch gehört übrigens auch zu der Mahlzeit, die Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern nach Ostern serviert. Johannes berichtet davon. Da treffen sich alle zu einem Barbecue am See Tiberias. Der auferstandene Jesus kniet am Ufer, entfacht ein Kohlefeuer und grillt (vgl. Joh 21). Vielleicht Barbe, Wels, Petrus-Barsch? Diese Fischarten gehören nämlich zur Welt der Bibel.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | 13.03.2021 | 09:15 Uhr

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