Karfreitagsabkommen - "Uns verbindet mehr als uns trennt"
Am 10. April 1998 beschließen das Vereinigte Königreich, die Republik Irland und Nordirland das Karfreitagsabkommen. Es soll den jahrelangen gewaltsamen Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten beenden.
Belfast in Nordirland ist sein Zuhause. Dort ist Bill Shaw aufgewachsen. In einer Zeit, in der die Hafenstadt noch nicht von sogenannten Friedenslinien durchzogen war: Das sind hohe Mauern, die die Wohngebiete von Katholiken und Protestanten trennen. Bill Shaw stammt aus einer protestantischen Familie, und katholische Freunde fand er erst, als er 17 war. Damals arbeitete er bei einem Aushilfsjob mit Katholiken zusammen, und besonders mit einem Jungen verstand er sich gut. Die beiden waren im selben Alter und hatten dieselben Interessen: Fußball und Mädchen. "Wenn ich so zurückblicke, war das wirklich eine Offenbarung, zu merken, der Andere ist so wie ich", sagt Shaw.
1969 beginnt die Gewalt in Belfast zu eskalieren
Der Nordirlandkonflikt zwischen pro-irischen Katholiken und britisch geprägten Protestanten hat eine lange Geschichte. 1969 begann die Gewalt zu eskalieren, und in den folgenden Jahren gab es immer wieder Bomben und Schießereien in Belfast, Bill Shaw erinnert sich. Nach seinem Abschluss arbeitete er als Bautechniker, später studierte er Theologie und wurde Pfarrer. In seinen Predigten sprach er Klartext, rief auf zum Frieden. Die Kirchen als Institution seien historisch gesehen Teil des Problems, erklärt er. "Aber wenn wir die heiligen Schriften richtig lesen und dem Ruf Gottes folgen, Versöhner zu sein, dann können wir Gutes bewirken. Dann können und müssen wir Friedensstifter sein. Menschen, die nicht nur mit Gott versöhnt sind, sondern auch miteinander", so Shaw.
Seit dem Karfreitagsabkommen wird an Versöhnung gearbeitet
Vor 25 Jahren, am 10. April 1998, wurde das "Karfreitagsabkommen" geschlossen. Es brachte Frieden in Nordirland. An echter Versöhnung wird bis heute gearbeitet. Bill Shaw steht inzwischen nicht mehr auf der Kanzel, sondern ist Direktor der gemeinnützigen Organisation "174 Trust". Zu ihren Angeboten gehören zum Beispiel Eltern-Kind-Gruppen, Betreuung für Kinder mit Behinderungen, ein Café. In einem ehemaligen Kirchengebäude werden Konzerte und Kunstausstellungen veranstaltet. Ziel ist, Menschen beider Seiten zusammenzubringen. "Die Teilnahme an gemeinsamen Aktivitäten schafft einen Kontext, in dem die Leute das entdecken können, was ich mit 17 erfahren habe - dass uns mehr verbindet als uns trennt."
Hoffnung auf den Fall der Mauern in Belfast
Für sein langjähriges Engagement für Frieden und Versöhnung wurde Bill Shaw bereits mit dem Verdienstorden "Order of the British Empire" ausgezeichnet. Die Mauern in den Köpfen der Menschen müssen eingerissen werden, sagt er. Und er hofft auf den Tag, an dem auch die Mauern in den Straßen von Belfast fallen werden. Die große Friedensparty will er auf jeden Fall mitfeiern.