Zweitliga-Finale in Rostock: HSV erwartet keine Geschenke
Zweitligist Hamburger SV will seine furiose Aufholjagd krönen und am letzten Spieltag bei Hansa Rostock zumindest den Relegationsplatz sichern. HSV-Trainer Tim Walter rechnet mit harter Gegenwehr der Gastgeber.
Es hängt dem HSV an wie ein Fluch: Seit dem Abstieg aus der Bundesliga haben die "Rothosen" in der Endabrechnung der Zweiten Liga jedes Mal Platz vier belegt. Daran, dass es wieder so ausgehen könnte, mag bei den Hamburger Fans niemand denken. Daran, dass mehr möglich ist, hatte vor ein paar Wochen schon niemand mehr geglaubt.
Auf ihren Endspurt mit vier Siegen in Serie will die Mannschaft von Trainer Walter am 34. Spieltag mit einem weiteren "Dreier" das i-Tüpfelchen setzen. Ein Sieg heute bei Hansa Rostock (15.30 Uhr, im NDR Livecenter mit Audio-Vollreportage) würde die Teilnahme an der Relegation sichern, denn der punktgleiche Verfolger aus Darmstadt hat die um neun Tore schlechtere Tordifferenz. Würde Werder Bremen gleichzeitig gegen Regensburg verlieren, könnte der HSV sogar noch auf Platz zwei springen und direkt aufsteigen.
Walter erwartet in Rostock "keinen roten Teppich"
Alles ist noch möglich, aber Walter möchte sein Team im Saisonfinale nicht mit der Tabellenkonstellation malträtieren. "Wir müssen erst einmal unsere Aufgabe am Sonntag erledigen. Alles andere können wir sowieso nicht beeinflussen und liegt momentan auch außerhalb meines Interessensbereichs", sagte der Übungsleiter am Freitag.
"Ich habe mir vorgenommen, in diesem Jahr den Weihnachtsmann zu spielen. Deshalb versuche ich, ihn weiter wachsen zu lassen." Tim Walter auf die Frage, ob er im Aufstiegsfall seinen Bart opfern würde
Die Aufgabe im ausverkauften Ostseestadion wird schwer genug. Der HSV ist zwar Favorit. aber der Nordrivale, der den Klassenerhalt bereits sicher hat, lässt seit Tagen verlauten, dass er nicht gewillt ist, das Spiel herzuschenken. Walter erwartet auch "keinen roten Teppich oder dass wir etwas geschenkt bekommen. Wir werden alles reinwerfen und wollen der Aufgabe standhalten. Für diesen Nervenkitzel wird man Trainer und arbeitet im Sport."
Relegation? "Ungelegte Eier"
Walter hielt sich noch bedeckt, wer den zuletzt starken Finnen Anssi Suhonen (Wadenbeinbruch) ersetzen wird. Auch auf einen möglichen Relegationsgegner wollte der Coach nicht eingehen. "Für ungelegte Eier können wir uns nichts kaufen", sagte er. "Mich interessiert nur das Spiel in Rostock, nur das können wir selbst beeinflussen."
Seit Samstagnachmittag steht Hertha BSC als Tabellen-16. in der Bundesliga fest. Der HSV würde also auf den Hauptstadtclub treffen, der von HSV-Legende Felix Magath trainiert wird. Gespielt wird die Relegation am 19. und 23. Mai. Anstoß wäre jeweils um 20.30 Uhr. Der Zweitliga-Anwärter hat im Rückspiel Heimrecht.
"Klette" Lieberknecht hofft auf Außergewöhnliches
Wenn Werder seine Hausaufgaben erledigt, spielt sich der Krimi um den Relegationsplatz zwischen dem HSV und den punktgleichen Darmstädtern ab, die den SC Paderborn empfangen. "Lilien"-Trainer Torsten Lieberknecht weiß natürlich, dass er die schlechtesten Karten in der Hand hält, aber: "Wir sind noch immer - für viele vielleicht leider - als Klette oben mit dabei", sagte er. Er hoffe auf "außergewöhnliche Dinge".
Hansa-Trainer Härtel: "Fast wie ein Pokalspiel"
Also auch auf die Rostocker. Hansa-Trainer Jens Härtel ist voller Respekt für die Aufholjagd des HSV: "Für Hamburg ist viel möglich, mehr als in den letzten Jahren. Das ist ein großer Motivationsschub", sagte er. Spalier stehen mögen die Rostocker im eigenen Haus aber nicht. "Wir wollen unseren Fans eine Freude bereiten, das steht im Vordergrund", sagte Härtel. "Es ist schön, dass Spannung in der Partie liegt, das wünscht man sich. Es ist fast wie ein Pokalspiel."
Verletzter Becker feierte auf Schalke
Trotz einiger Ausfälle können die Mecklenburger die Partie praktisch in Bestbesetzung angehen. Von der erfolgreichen Elf der vergangenen Wochen fehlt lediglich der verletzte Timo Becker. Hansa würde den Verteidiger, der in der Winterpause von Schalke 04 ausgeliehen worden ist, gern fest verpflichten. "Aber durch den Aufstieg und seine Leistungen sind unsere Chancen nicht gestiegen", bedauerte Härtel.
Der 25 Jahre alte Becker hatte sich auf Anhieb einen Stammplatz in der Abwehr der Hanseaten erkämpft - und zuletzt für Schlagzeilen gesorgt, weil er nach seiner verletzungsbedingten Auswechslung in Ingolstadt am vergangenen Wochenende nach Gelsenkirchen düste, um mit den "Knappen" den Bundesliga-Aufstieg zu feiern. "Er ist ein Schalker Jung, ist dort groß geworden und steht bei Schalke unter Vertrag. Die Aufstiegsfeier dort konnten wir ihm nicht verwehren", sagte Härtel. Eine HSV-Party im Ostseestadion wollen die Rostocker indes schon verhindern.
Mögliche Aufstellungen
Hansa: Kolke - Riedel, Malone, Roßbach, Neidhart - Fröde, Rhein - Duljevic, Ingelsson, Sikan - Verhoek
HSV: Heuer Fernandes - Heyer, Vuskovic, Schonlau, Muheim - Meffert - Reis, Kinsombi - Jatta, Glatzel, Kittel
