HSV-Spieler bejubeln einen Treffer. © IMAGO / Justus Stegemann

Sieben Tore im Stadtderby: HSV schlägt St. Pauli in fantastischem Duell

Stand: 21.04.2023 21:40 Uhr

Der HSV hat sich in der 2. Fußball-Bundesliga am 29. Spieltag gegen den FC St. Pauli mit 4:3 (1:1) durchgesetzt. Das 109. Hamburger Derby war hochklassig, bis zum Ende spannend - und hatte eigentlich keinen Verlierer verdient.

von Florian Neuhauss

Jonas David (44.), Bakery Jatta (48.), Moritz Heyer (52.) und Jakov Medic (78./Eigentor) schossen den HSV zum Sieg, mit dem wohl die letzten Aufstiegshoffnungen des Rivalen beerdigt worden sind. Die Tore von Manolis Saliakas (36.), Elias Saad (71.) und Jackson Irvine (79.) waren für die St. Paulianer vor 56.400 Zuschauenden am Ende nicht genug. Irvine hatte vor der Partie gesagt, die Derbysieger würden "Könige der Stadt, wenn auch nur für dieses Wochenende" werden. Am Ende setzte sich das Team von Tim Walter die Krone auf.

"Es ist einfach ein schönes Erlebnis, ein schöner Tag. Ich glaube, dass wir einige Menschen glücklich gemacht haben." HSV-Trainer Tim Walter

Seine Mannschaft, die zumindest vorübergehend auf Rang zwei geklettert ist, habe nach der Pause "ein Feuerwerk abgebrannt", jubelte der HSV-Coach. "Die Menschen haben ein unglaubliches Fußball-Spiel gesehen." Nach vorn schauen wollte Walter nach dem Spiel noch nicht: "Heute genießen wir erst mal."

HSV-Torschütze David konnte zunächst gar nicht glauben, dass sein Schuss den Weg ins Tor gefunden hatte. "Ich habe nur gesehen, dass am Ende das Netz gezappelt hat. Das war dann pure Emotion - überwältigend", beschrieb der 23-Jährige. "Ich habe gewusst, dass wir das Spiel gewinnen. Ich glaube, heute kann ich nicht schlafen."

St. Pauli hadert - auch mit der Schiedsrichterleistung

St. Paulis Manager Andreas Bornemann ärgerte sich derweil: "Es hilft nichts. Ich fand, dass die bessere Mannschaft nicht gewonnen hat." Genauso hatte es auch der Kapitän gesehen. "Es tut heute wirklich echt extrem weh - für uns und für unsere Fans. Wir haben ein sehr gutes Auswärtsspiel gemacht", sagte Leart Paqarada.

Bornemann ließ aber auch an Schiedsrichter Sven Jablonski und seinem Team kein gutes Haar: "In so engen Spielen gehört auch eine gute Schiedsrichter-Leistung dazu. Ich hatte das Gefühl, dass die berühmten engen Entscheidungen nicht unbedingt zu unseren Gunsten gefällt wurden."

Saliakas findet die Lücke, David packt einen aus

Der HSV hatte ungemein druckvoll begonnen - und die St. Paulianer zu mehreren Ballverlusten in der eigenen Hälfte gezwungen. Die Hausherren machten allerdings zu wenig aus diesen Situationen. Viel mehr als einen Schuss von Robert Glatzel (2.), mit dem Torhüter Nikola Vasilj keine Probleme hatte, brachten sie nicht zustande. Und so wären auf der anderen Seite fast die Gäste schnell in Führung gegangen: Aber der erste Schuss von Oladapo Afolayan wurde noch abgefälscht (12.), das vermeintliche 1:0 (17.) wurde wegen eines Foulspiels zurückgepfiffen - Glück für den HSV.

Die beste Chance für die Walter-Elf hatte eine Minute zuvor Sonny Kittel gehabt. Sein Schuss aus spitzem Winkel ging am langen Pfosten vorbei. Und spätestens nach dieser Doppelchance war richtig Musik drin, beide Teams suchten ihr Heil in der Offensive. In der 21. Minute hatte St. Paulis Lukas Daschner die Führung auf dem Fuß, oder genauer gesagt auf dem Knie. Der Stürmer war frei vor dem leeren Tor offenbar zu überrascht, dass der Ball zu ihm durchgerutscht war. Daniel Heuer Fernandes packte sicher zu.

Beim 0:1 sah der HSV-Keeper allerdings nicht gut aus. Saliakas hatte in der Mitte keine Anspielstation und schoss deshalb aufs kurze Eck, das Heuer Fernandes nicht zugemacht hatte (36.). Umso sehenswerter war der Ausgleich kurz vor der Pause: Innenverteidiger David nahm sich aus 20 Metern ein Herz und jagte den Ball zum 1:1 in den Winkel (44.).

HSV startet mit Doppelschlag in zweite Hälfte, ...

Ein Tor eine Minute vor der Pause und das zweite drei Minuten danach: Sebastian Schonlau flankte - und niemand fühlte sich zuständig. Karol Mets ließ den Ball durch, womit Paqarada nicht gerechnet hatte - Jatta hielt den Fuß hin und brachte den HSV mit 2:1 in Führung. Und die Gastgeber legten schnell nach. Glatzel scheiterte noch an Vasilj, Heyer schaltete am schnellsten und schoss zum 3:1 ein (52.).

... aber St. Pauli zeigt starke Reaktion

Die Vorentscheidung? Keinesweg. St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler gelang es, mit einem Doppelwechsel (59.) noch mal Schwung in das Spiel seiner Mannschaft zu bekommen. Connor Metcalfe verfehlte nur drei Minuten nach seiner Einwechslung mit seinem Schuss knapp das Tor. Paqarada (66.) und Saliakas (68.) scheiterten an Heuer Fernandes. Für den Anschlusstreffer sorgte mit Saad der zweite Joker, der nach einem langen Pass frei auf den Keeper zulief und die Nerven behielt (71.). Nur drei Minuten später hätte Eric Smith, der kurz zuvor seine fünfte Gelbe Karte gesehen hatte, ausgleichen können. Der Abwehrchef setzte seinen Schuss aus wenigen Metern aber am Tor vorbei.

Rasantes Duell und Spannung bis zum Schluss

Und statt 3:3 stand es kurz darauf 4:2. Kittel war über rechts durchgebrochen und legte vor dem Tor quer zu Ransford-Yeboah Königsdörffer. Medic versuchte noch zu retten, grätschte den Ball aber ins eigene Tor (78.). Die St. Paulianer ließen sich auch von dem erneuten Rückschlag nicht entmutigen. Im direkten Gegenzug kamen sie zu einer Ecke - und die köpfte Irvine zum 3:4 ins Tor (79.).

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Eine Fußballtabelle vor eine Fußballmotiv © Colourbox Foto: Pressmaster

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Nun schien wieder alles möglich zu sein, doch anscheinend war den Gästen bei all dem Anrennen die Luft ausgegangen. Es blieb bis zum Schluss spannend, aber der HSV hielt St. Pauli gekonnt vom eigenen Tor fern. So nahm Walters Mannschaft Revanche für das verlorene Hinspiel und hat weiter sehr gute Chancen auf die Bundesliga-Rückkehr.

Massiv Pyrotechnik gezündet - auf beiden Seiten

Das Derby wird jedoch noch ein Nachspiel haben - für beide Seiten. Vor dem Derby waren rund 7.000 Fans des HSV und 4.000 St.-Pauli-Anhänger in getrennten Märschen zum Stadion gezogen und dabei von der Polizei begleitet worden. Noch ohne größere Zwischenfälle. Vor dem Anpfiff und noch viel mehr vor Beginn der zweiten Hälfte wurde dann allerdings massiv Pyrotechnik gezündet. Und das ahndet der DFB in der Regel mit hohen Geldstrafen.

29.Spieltag, 21.04.2023 18:30 Uhr

Hamburger SV

4

FC St. Pauli

3

Tore:

  • 0:1 Saliakas (36.)
  • 1:1 David (44.)
  • 2:1 Jatta (48.)
  • 3:1 Heyer (52.)
  • 3:2 Saad (71.)
  • 4:2 Medic (78., Eigentor)
  • 4:3 Irvine (79.)

Hamburger SV: Heuer Fernandes - Heyer, David, Schonlau, Muheim - Reis, Meffert, Kittel (89. Suhonen) - Jatta (60. Benes), Glatzel, Dompé (46. Königsdörffer / 90.+4 Krahn)
FC St. Pauli: Vasilj - Medic, Smith, Mets - Saliakas (89. Beifus), Irvine, Aremu (59. Saad), Paqarada - Hartel, Daschner (85. D. Otto), Afolayan (59. Metcalfe)
Zuschauer: 56400 (ausverkauft)

Weitere Daten zum Spiel

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Henk Veerman vom FC St. Pauli bejubelt sein Tor zum 1:0 im Stadtderby beim Hamburger SV (Foto aus dem Jahr 2020) © Witters

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Dieses Thema im Programm:

Die NDR 2 Bundesligashow | 21.04.2023 | 18:00 Uhr

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