Bremens Leonardo Bittencourt ist enttäuscht. © IMAGO / Ulrich Hufnagel

Werder Bremen nach Elfmeterkrimi in Paderborn ausgeschieden

Stand: 19.10.2022 21:53 Uhr

Werder Bremen hat den Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals verpasst. Der Fußball-Bundesligist verlor beim Zweitliga-Spitzenteam SC Paderborn mit 4:5 im Elfmeterschießen.

von Hanno Bode

Nach regulärer Spielzeit und Verlängerung hatte es am Mittwochabend 2:2 (2:2, 0:2) gestanden. Paderborn war in Hälfte eins durch Felix Platte (22.) und Sirlord Conteh (43.) mit 2:0 in Führung gegangen. Nach der Halbzeit retteten Leonardo Bittencourt (65.) und Mitchell Weiser (84.) die Hanseaten mit ihren Treffern in die Verlängerung. Dort fielen keine weiteren Tore.

Im Elfmeterschießen versagten dann von den zehn Schützen lediglich Bittencourt die Nerven. "Ich habe es einfach verkackt. Ich kann mich bei der Mannschaft und den Fans nur entschuldigen - und jetzt geht’s weiter", sagte der Unglücksrabe.

Bremen lässt beste Chancen aus

Werder hätte in einer unterhaltsamen Partie zur Halbzeit nicht mit 0:2 in Rückstand liegen müssen, tat es aber, weil die starken Paderborner sehr effizient waren, während es den Bremern im Angriff an Präzision mangelte. So ließen Weiser (2.) und Niclas Füllkrug (40.) zwei 100-prozentige Chancen aus. Schlussmann Leopold Zingerle war jeweils nicht einverstanden mit einem Torerfolg der Gäste.

Werder bei den Gegentoren viel zu passiv

Zum Unvermögen im Abschluss gesellten sich Defizite in der Umschaltbewegung und im Zweikampfverhalten. Vor beiden Treffern der Hausherren verlor Werder in der Hälfte der Ostwestfalen leichtfertig den Ball. Der SCP bugsierte das Spielgerät jeweils blitzschnell nach vorn. Das war bestimmt ein paar Tausend Mal geübt.

Und hätte dennoch nicht zum Erfolg führen müssen, wenn Anthony Jung und Niklas Stark Platte vor dessen Abschluss zum 1:0 ins lange Eck energischer attackiert hätten. Doch die beiden Verteidiger waren viel zu passiv.

Beim zweiten Paderborner Tor dürfte sich Conteh gewundert haben, warum Milos Veljkovic ihn nicht härter anging. Eine mögliche Erklärung wäre, dass der 27-Jährige nicht davon ausging, dass sein Keeper Jiri Pavlenka aus dem Kasten stürmte und er Conteh daher nur stellen wollte. Wie dem auch sei: Der Hamburger Jung' in Reihe von Paderborns Himmelsstürmern spitzelte den Ball an Pavlenka vorbei ins lange Eck.

Pavlenka verhindert Vorentscheidung

Der 0:2-Pausenrückstand ließ das Achtelfinale für die einstigen Bremer Pokalspezialisten - der "Pott" wanderte bereits sechsmal an den Osterdeich - vorerst in weite Ferne rücken. Denn auch nach dem Seitenwechsel zeigten die Gastgeber, dass weder ihr forsches Auftreten in den ersten 45 Minuten noch aktuell Rang zwei im Bundesliga-Unterhaus irgendetwas mit Zufall oder Glück zu tun haben.

Die Mannschaft von Coach Lukas Kwasniok agierte weiter sehr mutig und besaß durch Ron Schallenberg die große Möglichkeit zum 3:0. Pavlenka verhinderte gegen den SCP-Kapitän die Vorentscheidung (56.).

Ducksch-Ersatz Burke wirkungslos

Und Werder? Die Norddeutschen kamen nach dem Seitenwechsel zunächst nicht so richtig in die Pötte. Ob es am Fehlen von Nachtschwärmer Marvin Ducksch lag? Der Angreifer war für die Partie suspendiert worden, weil er am vergangenen Sonntag zu spät zum Training erschien. Wie Medien übereinstimmend berichteten, soll der 28-Jährige am Abend zuvor das Tanzbein in einer Diskothek geschwungen haben.

Weitere Informationen
Der DFB Pokal steht im Stadion auf einer Säule. © picture alliance / dpa Foto: Thomas Eisenhuth

Ergebnisse und Ansetzungen im DFB-Pokal

Die Spielpaarungen und Ergebnisse im DFB-Pokal der Saison 2023/2024 im Überblick. mehr

Ducksch wurde gegen den SCP von Oliver Burke vertreten, der zwar am Samstagabend ebenfalls in besagter Disco gewesen sein soll, aber eben seinen Wecker gestellt hatte. Sonderlich ausgeschlafen wirkte der Schotte bei seinem ersten Pflichtspiel-Startelfeinsatz für den Bundesligisten dann allerdings nicht. Sein Arbeitstag war nach 57 Minuten vorzeitig beendet. Für Burke kam Youngster Eren Dinkci in die Begegnung.

"Joker" Bittencourt sticht sofort

Kurz darauf wechselte Trainer Ole Werner auch noch Bittencourt für Romano Schmid ein. Und dieser "Joker" stach sofort: Per Rechtsschuss aus 17 Metern gelang dem 28-Jährigen der Anschlusstreffer. Bald darauf kam Bittencourt aus aussichtsreicher Position im Strafraum frei zum Abschluss, verzog aber recht deutlich (76.).

"Leo" ließ aber nicht locker und servierte sechs Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit einen Eckstoß auf den Kopf von Weiser, der am kurzen Pfosten zum Ausgleich traf.

Referee Willenborg in der Verlängerung im Mittelpunkt

Das 2:2 hatte auch nach 90 Minuten Bestand, sodass es in die Verlängerung ging. Und in dieser köpfte Füllkrug den Ball nach einem Eckstoß in die Maschen (101.), durfte sich aber nur kurz über das vermeintliche 3:2 freuen. Denn Schiedsrichter Frank Willenborg verwehrte dem Tor die Anerkennung, weil er vor dem Abschluss des Angreifers ein Foul von Fabio Chiarodia an Robert Leipertz gesehen haben wollte.

Eine nahezu identische Szene gab es kurz vor dem Ende der zweiten Hälfte der Verlängerung dann im Bremer Strafraum. Diesmal pfiff Willenborg einen Treffer von Dennis Srbeny zurück, weil Füllkrug aus seiner Sicht mit unlauteren Mittel an der Abwehrarbeit gehindert worden war (118.).

Bittencourt tragischer Held im Elfmeterschießen

So musste das Elfmeterschießen für die Entscheidung sorgen. Und in diesem hielten sich die ersten acht Schützen schadlos, bevor beim Stand von 4:4 ausgerechnet der nach seiner Einwechslung herausragende Bittencourt an Zingerle scheiterte. Danach hatte Richmond Tachie die große Chance, den Außenseiter ins Achtelfinale zu schießen.

Und der 23-Jährige schickte Pavlenka in die falsche Ecke und sorgte für den überraschenden, aber nicht unverdienten Erfolg des Zweitligisten.

2.Spieltag, 19.10.2022 18:00 Uhr

SC Paderborn

7

Werder Bremen

6

Tore:

  • 1:0 Platte (22.)
  • 2:0 S. Conteh (42.)
  • 2:1 Bittencourt (65.)
  • 2:2 Weiser (84.)

SC Paderborn: Zingerle - Rohr, Hünemeier (83. Heuer), Hoffmeier - Schallenberg, Obermair, Justvan, Marcel Mehlem (80. Muslija), S. Conteh (63. Tachie) - Pieringer (105.+1 Srbeny), Platte (62. Leipertz)
Werder Bremen: Pavlenka - N. Stark (73. Chiarodia), Veljkovic, Pieper - Weiser, Gruew, A. Jung (46. Buchanan), R. Schmid (64. Bittencourt), Stage (46. N. Schmidt) - Füllkrug, Burke (57. Dinkci)
Zuschauer: 15000 (ausverkauft)

Weitere Daten zum Spiel

Dieses Thema im Programm:

Der NDR 2 Abend | 19.10.2022 | 19:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Bundesliga

Werder Bremen

Mehr Fußball-Meldungen

Jonas Boldt, Sportvorstand des HSV © IMAGO / Revierfoto

HSV-Sportvorstand Boldt: "Weiß, dass ich in Zukunft der Richtige bin"

Der HSV könnte erneut den Bundesliga-Aufstieg verpassen. In den Fokus gerät im Zuge dessen Sportvorstand Jonas Boldt. Doch der 42-Jährige will weitermachen. mehr