Freude bei Kilian Fischer vom VfL Wolfsburg © IMAGO / Christian Schroedter Foto: Christian Schroedter

Der neue Trumpf der "Wölfe": Ein Fischer aus Unterfranken

Stand: 05.03.2023 09:12 Uhr

Wenn der VfL Wolfsburg heute gegen Eintracht Frankfurt antritt, ist jede Menge Brisanz im Spiel. Die Trainer beider Bundesliga-Clubs arbeiteten jeweils bereits für den anderen Club. Zudem buhlen die Hessen um "Wölfe"-Stürmer Omar Marmoush. Und ganz "nebenbei" geht es auch noch um wichtige Punkte im Kampf um die Europapokal-Qualifikation.

Das Duell des Tabellensiebten aus der Autostadt mit den sechstplatzierten Frankfurtern bietet also bereits vor dem Anpfiff heute Abend (17.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) Geschichten en masse. Nun ist hinlänglich bekannt, dass VfL-Coach Niko Kovac von 2016 bis 2018 bei der Eintracht arbeitete und mit ihr den DFB-Pokal gewann. Gleichermaßen dürfte bei den meisten Fußball-Fans nicht die Vergangenheit von Frankfurts Trainer Oliver Glasner bei den Wolfsburgern (2019 bis 2021) in Vergessenheit geraten sein.

Und dass die Hessen im Sommer Marmoush ablösefrei an den Main locken wollen, ist für die "Wölfe" zwar ärgerlich, weil sie den Ägypter gerne halten würden. Aber der offenbar bevorstehende Wechsel des 24-Jährigen ist eben auch "Business aus usual".

Fischer statistisch gesehen Wolfsburger Glücksbringer

Also soll es an dieser Stelle um einen Mann gehen, der bei Weitem noch nicht so bekannt ist wie die besagten Protagonisten, aber demnächst in aller Munde sein könnte: Kilian Fischer. Denn der Verteidiger - und nun dürften die Herzen aller Statistik-Fans schneller schlagen - ist so etwas wie der personifizierte Glücksbringer des VfL. Viermal stand der 22-Jährige in dieser Serie für den Werksclub auf dem Platz. Und Sie werden es ahnen: Viermal gewann der Meister von 2009.

"Zahlensalat" - könnten die einen meinen. Stimmt zwar. Aber der aus dem kleinen unterfränkischen Städtchen Mittenberg stammende Defensiv-Spezialist bringt den Niedersachsen offenbar nicht nur Glück, sondern er ist auch ein hochveranlagter und hochinteressanter Spieler.

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Sommerzugang gegen Köln überraschend in Startelf

Das Müngersdorfer Stadion am vergangenen Sonnabend: Rund zehn Minuten vor Beginn der Wolfsburger Partie beim 1. FC Köln wird die Aufstellung der Gäste verlesen. Und gleich der zweite Name der VfL-Startformation sorgt bei vielen Zuschauern für Verwunderung. Denn Fischer, der die Trikotnummer zwei hat, war zuletzt am 12. November beim 2:1-Sieg bei der TSG Hoffenheim für die "Wölfe" aufgelaufen. Danach hatte der Sommerzugang vom 1. FC Nürnberg keine Sekunde mehr auf dem Platz gestanden.

Und ausgerechnet jetzt, da Wolfsburg nach vier sieglosen Partien in Serie ziemlich unter Druck stand, fand sich Fischer plötzlich in der Startelf wieder. Das war in Anbetracht seiner mangelnden Spielpraxis durchaus ein Wagnis von Kovac.

Kovac: "War eine sehr gute Leistung von ihm"

Aber der Verteidiger rechtfertigte das Vertrauen seines Trainers. Der 22-Jährige erledigte nicht nur seine Abwehr-Aufgaben zuverlässig, sondern holte auch noch einen Strafstoß heraus, den Kapitän Maximilian Arnold zum 2:0-Endstand verwandelte. Nicht verwunderlich also, dass Kovac nicht mit Lob für Fischer geizte. "Wir haben uns für ihn entschieden, weil wir der Meinung waren, dass er das defensiv sehr gut abarbeiten kann, und das hat er auch getan. Es war eine sehr gute Leistung von ihm. Die Entscheidung, die wir getroffen haben, hat sich als Volltreffer entpuppt", sagte der Kroate.

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Umstellungen bringt Fischer Startelf-Platz

Fischer dürfte also auch im Duell mit Frankfurt von Beginn an auf dem Feld stehen. Der Schachzug, den bisherigen Rechtsverteidiger Ridle Baku eine Position vorzuziehen und Patrick Wimmer von der rechten auf die linke Seite stellen, ging gegen Köln voll auf. Der wahre Gewinner dieser Umstellungen hieß jedoch Fischer, der zuvor nur einmal in der Startelf gestanden hatte und zudem zu zwei "Joker"-Einsätzen gekommen war.

Fünfjahresvertrag bei den "Wölfen"

Dabei hatte der Franke nach seinem Wechsel im vergangenen Sommer vom 1. FC Nürnberg in die Autostadt natürlich davon geträumt, sofort eine prägendere Rolle bei den Niedersachsen einnehmen zu können. Der Fünfjahresvertrag, den er vom VfL erhielt, zeugte schließlich von einem riesigen Vertrauensvorschuss des Werksclubs.

"Kilian hat eine tolle und rasante Entwicklung hinter sich. Er ist hochtalentiert, physisch stark, bringt viel Tempo mit sowie eine sehr professionelle Einstellung. Er ist bereit, in der Bundesliga den nächsten Schritt in seiner Karriere zu machen", sagte der der damalige Sportdirektor und heutige Sportgeschäftsführer Marcel Schäfer.

Rebbe: "Er ist ein Energiegeber"

Vorschusslorbeeren, denen Fischer zunächst nicht gerecht werden konnte. Zweifel daran, dass der Verteidiger den Durchbruch am Mittellandkanal schaffen wird, kamen bei Olaf Rebbe aber nicht auf. Der 44-Jährige arbeitete einst für den VfL und ist seit 2021 Sportdirektor beim "Club", der für den Verteidiger eine Ablösesumme von rund 1,5 Millionen Euro erhalten haben soll.

"Er kennt die Rolle als Herausforderer, arbeitet hart und ist ein echter Energiegeber", sagte Rebbe in den "Wolfsburger Nachrichten" über seinen Ex-Schützling.

Fischer passt perfekt ins VfL-Profil

Nun liegt es an Fischer, sich in der Startelf festzubeißen. Ein weiterer guter Auftritt gegen Frankfurt würde ihm auf den Weg zum Stammspieler gewiss helfen. Leistungsschwankungen sind aber in Zukunft weiter beim noch Bundesliga-unerfahrenen Verteidiger zu erwarten. Das weiß auch Kovac: "Junge Spieler haben den Hang, Höhen und Tiefen zu haben." Weil sich der Werksclub auf die Fahnen geschrieben hat, mit jungen und entwicklungsfähigen Fußballern arbeiten zu wollen, werden sich beim VfL Positiv- und Negativserien vermutlich immer mal wieder abwechseln.

Kovac ruft Rang sieben als Saisonziel aus

Daher hat Kovac, der gegen Frankfurt auf den verletzten Nationalspieler Lukas Nmecha verzichten muss, die Verteidigung von Rang sieben als Saisonziel ausgerufen. "Das ist im Moment das Maximum, was wir erreichen können, weil die anderen Mannschaften sehr nah an uns dran und die vorderen Mannschaften doch relativ weit weg sind", sagte der 51-Jährige.

Sollten die "Wölfe" am Ende auf Rang sieben stehen, könnte dies die Qualifikation für die Conference League bedeuten. Allerdings nur, wenn einer der aktuell ersten sechs Clubs den DFB-Pokal gewinnt. Dann würde Rang sechs für die Teilnahme an der Europa League reichen.

Ein schöner "Zahlensalat". Beinahe so schön wie die Statistik von VfL-Glücksbringer Kilian Fischer - nur komplizierter.

Mögliche Aufstellungen:

VfL Wolfsburg: Casteels - Fischer, Lacroix, van den Ven, Otavio - Arnold, Svanberg, Gerhardt, Baku, Wimmer - Wind
Eintracht Frankfurt: Trapp - Tuta, Hasebe, Ndicka - Buta, Kamada, Rode, Max, Lindström, Götze - Kolo Muani

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Eine Fußballtabelle vor eine Fußballmotiv © Colourbox Foto: -

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 05.03.2023 | 22:50 Uhr

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