Nach Höhenflug auf Talfahrt - Meppens Märchenmacher sind müde
Bis vor wenigen Wochen durfte Fußball-Drittligist SV Meppen vom Aufstieg träumen. Die Emsländer waren zwischenzeitlich Dritter. Nun ist der Club, der nur wegen des Lizenzverzichts des KFC Uerdingen die Klasse hielt, im grauen Mittelmaß angekommen.
Eine über sechsstündige Busfahrt lag vor den Meppener Fußball-Profis, nachdem die am vergangenen Sonntag ihre Auswärtspartie beim 1. FC Saarbrücken mit 0:1 verloren hatten. Viele Worte dürften die Akteure von Coach Rico Schmitt auf dem knapp 500 Kilometer langen Rückweg nicht gewechselt haben. Denn die Stimmung bei den Niedersachsen war nach der sechsten sieglosen Partie in Folge und der dritten Pleite in Serie schlecht.
"Wir sind schon sehr enttäuscht. Das hat man auch in der Kabine gesehen und gehört. Wir wollten endlich wieder den Bock umstoßen", sagte Schmitt, dessen Team nur eine der vergangenen neun Begegnungen gewonnen hat. Am 26. Januar gab es einen 1:0-Erfolg beim SC Verl. Seinerzeit betrug der Rückstand des SVM auf den direkten Aufstiegsplatz zwei gerade einmal drei Zähler. Nun liegen die Emsländer schon zehn Punkte hinter Relegationsplatz drei, den momentan Nordrivale Eintracht Braunschweig einnimmt.
Ein mögliches Meppener Aufstiegswunder wird es in dieser Serie also aller Voraussicht nach nicht geben, auch wenn noch neun Spieltage zu absolvieren sind.
SVM setzt nach Fast-Abstieg auf unverbrauchte Spieler
Laut gesprochen hat beim SVM auch während des zwischenzeitlichen Höhenflugs ohnehin kein Verantwortlicher von der Zweiten Liga. Zu groß war und ist bei den Emsländern die Demut, nachdem sie in der vergangenen Serie sportlich abgestiegen waren. Nur weil der frühere Bundesligist KFC Uerdingen die Drittliga-Lizenzauflagen nicht erfüllen konnte, durften die Meppener im Profifußball bleiben. Das Ziel vor Beginn der neuen Runde konnte daher nur Klassenerhalt lauten.
Zumal die Mannschaft überwiegend mit Spielern aus klassentieferen Clubs verstärkt wurde. Diese hießen beispielsweise Morgan Faßbender, Beyhan Ametov oder Jonas Fedl und dürften vor ihrem Engagement im Emsland kaum einem Drittliga-Kenner ein Begriff gewesen sein.
Meppen zwischenzeitlich Tabellendritter
Was dann geschah, verwunderte die Fachwelt: Die verjüngten Meppener avancierten nach einem wechselhaften Saisonstart im vergangenen Herbst zu einem Spitzenteam. Von Anfang Oktober bis Mitte Dezember gewannen sie acht ihrer zehn Partien und verbrachten die kurze Winterpause auf Rang drei. Es folgten das Weihnachtsfest, der Jahreswechsel und fast schon das Platzen aller Aufstiegsträume, die der eine oder andere SVM-Akteur einfach ob des wundersamen Wandels vom Fast-Absteiger zum Zweitliga-Kandidaten gehabt haben muss.
Denn im Jahr 2022 gewannen die Niedersachsen nur gegen Verl und holten zwei Unentschieden. Dem stehen sechs Pleiten gegenüber.
Coach Schmitt beklagt fehlende Lockerheit
"Aktuell treffen wir die eine oder andere Fehlentscheidung auf dem Feld", analysierte Schmitt nach dem Saarbrücken-Spiel. Gegen die Saarländer war vom erfrischenden Offensiv-Fußball, den der SVM vor dem Jahreswechsel zelebriert hatte, wenig bis gar nichts zu sehen. Natürlich wog der Ausfall von Topscorer Luka Tankulic (grippaler Infekt) für die Emsländer schwer. Doch den mutlosen Auftritt allein an seinem Fehlen festzumachen, wäre zu einfach. "Es fehlt an Leichtigkeit und Lockerheit", stellte Schmitt fest.
Formschwankungen waren zu erwarten
Mangelndes Selbstbewusstsein ist die eine Sache. Zur Meppener Wahrheit gehört aber auch, dass einige der Neuzugänge ihre erste Drittliga-Saison spielen und daher naturgemäß Formschwankungen unterlegen sind. Ausreißer nach oben und unten mussten mit diesem Kader von den Clubverantwortlichen also einkalkuliert werden. Und sich über 41 Punkte und Rang zehn nach 30 Spieltagen zu beschweren, wäre ob des Fast-Abstiegs im Vorsommer ohnehin Klagen auf sehr, sehr hohem Niveau.
Befreiungsschlag im Montagsspiel gegen Duisburg?
Der kommende Heimgegner des SVM, der MSV Duisburg, würde sich über eine solche Zwischenbilanz jedenfalls ziemlich doll freuen. Vor dem Duell am Montag (19 Uhr, im Liveticker bei NDR.de) hat der frühere Bundesligist neun Zähler Rückstand auf die Emsländer und muss noch um den Ligaverbleib zittern.
