Dank Crowdfunding: Blindenfußballerinnen können bei EM starten
Deutschland kann an der ersten Europameisterschaft für Blindenfußballerinnen in Italien teilnehmen. Auf einer Crowdfunding-Plattform wurde das nötige Geld für die Finanzierung des Aufenthalts in Pescara gesammelt.
Die Plansumme von 10.080 Euro wurde bereits einen Tag vor dem Ende der Kampagne am Donnerstag übertroffen, sodass der Start des deutschen Nationalteams bei den kontinentalen Titelkämpfen vom 31. Mai bis zum 6. Juni in Pescara gesichert ist. Ohne die Schwarmfinanzierung hätten Ausnahmespielerin Thoya Küster vom FC St. Pauli und Co. wohl nicht an die Adria reisen können.
Keine paralympische Sportart bei den Frauen
Denn Blindenfußball ist bisher nur bei den Männern eine paralympische Sportart. Das deutsche Sportfördersystem sieht daher keine Förderung eines Frauen-Nationalteams vor. Die Meldegebühren für die Europameisterschaft betragen pro Person 1.260 Euro. Neben dem Crowdfunding-Erlös mussten weitere Fördermittel generiert werden, weil die Gesamtkosten für die Mannschaft (acht Feldspielerinnen, Torhüterinnen und Guides) weitaus höher sind. St. Paulis Trainer Wolf Schmidt hatte sie vor Beginn der Kampagne auf 25.000 bis 30.000 Euro geschätzt.
Bislang keine eigene Frauen-Liga in Deutschland
Ende Februar hatte auf einem Platz des Kiezclubs der erste Lehrgang für Blindenfußballerinnen überhaupt stattgefunden. Eingeladen waren 18 Spielerinnen, die bereits in Teams trainieren oder sogar in Männer-Mannschaften mitspielen. Eine eigene Frauen-Liga gibt es in Deutschland bis dato nicht, sodass Akteurinnen wie die 15-jährige Küster von St. Pauli oder Katharina Kühnlein vom FC Schalke 04 an der Seite von Männern in der Bundesliga auflaufen.
"Aber nur die super Power-Frauen können dort mitspielen. Es ist eine junge Sportart, die immer schneller, athletischer und technisch anspruchsvoller geworden ist. Daher sind mit der Zeit viele Frauen auf der Strecke geblieben", erklärte Wolf bei "Serdis Schnack Show" von Serdal Celebi. St. Paulis Bundesliga-Spieler erlangte 2018 große Bekanntheit, als er als erster Blindenfußballer für ein Tor des Monats von der ARD-Sportschau ausgezeichnet wurde.
St. Paulis Küster: "Es bringt einfach übel Spaß"
An der Seite des 37-jährigen Deutsch-Türken geht Küster für den Kiezclub auf Torejagd. Sie gilt als eine der talentiertesten deutschen Spielerinnen und behauptet sich trotz ihres jungen Alters in beeindruckender Art und Weise bei den Männern. Dennoch war die Teenagerin froh, nun mit anderen Fußballerinnen trainieren zu können. "Ich habe noch nie mit so vielen Frauen gespielt. Die Stimmung ist zwar nicht schlechter oder besser, aber anders. Es bringt einfach übel Spaß", sagte sie nach dem Lehrgang, in dem erstmals in Deutschland eine reine Frauen-Partie im Blindenfußball (fünf Akteurinnen pro Mannschaft) ausgetragen wurde - wenn auch nicht als Wettbewerbsspiel. "Das war ein sensationelles Erlebnis", freute sich Trainer Wolf.
Deutsche EM-Chancen schwer zu beziffern
Sozusagen von Null auf Hundert geht es für die gerade neu formierte Mannschaft nun zur EM nach Italien. Dort hat das Team die Chance, sich für die Weltmeisterschaft 2023 in Birmingham (England) zu qualifizieren. Allerdings ist völlig ungewiss, auf welchem Leistungslevel sich Deutschland im Vergleich zu den anderen Nationen befindet.
Wolf blickt der ersten EM der Blindenfußballerinnen aber optimistisch entgegen. "Thoya und Kata (Katharina Kühnlein) spielen in ihren Vereinen in der Liga sehr wichtige Rollen. Damit sind zwei von vier Feldspielerinnen-Positionen schon mit sehr leistungsstarken Spielerinnen bestückt. Und wir haben viele, viele Spielerinnen, die sehr ehrgeizig trainieren", so der Coach.
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