Das Bild zeigt einen feiernden und einen nachdenklichen Daniel Thioune (Montage). © Fotolia Foto: fotolia, by-studio,  Moritz Müller, osnapix

Daniel Thioune: Beim HSV gefeuert, bei Fortuna Düsseldorf gefeiert

Stand: 16.04.2022 08:06 Uhr

Seit zwei Monaten ist Daniel Thioune Cheftrainer in Düsseldorf - und bislang mit seinem Team noch ungeschlagen. Knapp ein Jahr nach seinem Aus beim HSV läuft es richtig gut für den Osnabrücker, der heute mit der Fortuna bei Hannover 96 gastiert.

von Tom Gerntke

Am vergangenen Freitag um 20.20 Uhr gab es kein Halten mehr: Daniel Thioune sprintete mit geballter Faust in Richtung Eckfahne und war kurz darauf in der Spielertraube kaum mehr zu erkennen. Soeben hatte Khaled Narey das 3:0 gegen Hansa Rostock geschossen. Damit war klar: Auch im achten Spiel bleibt die Fortuna unter dem neuen Trainer ungeschlagen.

"Dieser Sieg tut uns unheimlich gut", analysierte der wieder abgekühlte Thioune nach dem Abpfiff. "Die letzten Wochen waren herausfordernd für uns, weil wir immer wieder erklären mussten, warum wir Führungen nicht über die Zeit bringen konnten."

Fast wäre Thioune bei Hannover 96 gelandet,...

Düsseldorf und Thioune: Das passt bislang. Am 8. Februar übernahm der 47-Jährige den Trainerposten von seinem Vorgänger Christian Preußer. Die Fortuna stand zu diesem Zeitpunkt nach dem 21. Spieltag mit 20 Punkten auf Relegationsplatz 16. Doch unter Thioune hat die Fortuna in der Tabelle einen großen Schritt nach oben gemacht. Mit einem Sieg heute bei Hannover 96 (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) könnte der Klassenerhalt schon so gut wie sicher sein.

Die Reise an den Maschsee ist aber für Thioune nicht nur in sportlicher Hinsicht etwas Besonderes. Als es im Dezember des vergangenen Jahres um die Nachfolge des freigestellten Jan Zimmermann ging, war der gebürtige Niedersachse bei den 96-Verantwortlichen neben Uwe Rösler einer der beiden Favoriten auf den Chefposten. Dann aber kam alles anders: Übergangstrainer Christoph Dabrowski überzeugte mit Siegen, behielt den Posten und Thioune musste weiter auf ein Engagement warten.

...stattdessen ging es ins Rheinland

Im Nachhinein ein Glücksfall für die Fortuna: Denn seit Thioune am Rhein im Amt ist, geht die Leistungskurve nach oben. Düsseldorf kreiert unter dem Norddeutschen pro Spiel deutlich mehr Torchancen (zuvor 5,10/jetzt 8,00), schießt häufiger aufs Tor (13/16) und lässt weniger gegnerische Schüsse zu (11,77/10,29).

Während unter Vorgänger Preußer das angedachte Pressingspiel nur selten erfolgreich war, agiert die Mannschaft nun unter Thioune sehr viel cleverer - deutlich mehr gegnerische Bälle werden frühzeitig abgefangen. Außerdem auffällig: Thioune setzt durch sein flexibles 4-2-3-1-System auf mehr Ballbesitz und trotzdem läuft sein Team viel mehr als unter Preußer (118,35 km pro Partie/115,75 km).

HSV-Mission endet abrupt

Thiounes erste Wochen in Düsseldorf erinnern ein wenig an seine Anfangszeit in Hamburg. Denn auch beim HSV startete Thioune 2020 überaus erfolgreich in den Ligabetrieb. Zu Beginn gab es sogar fünf Siege in Folge. Trotz einer Durststrecke während der Hinrunde wurde der HSV Herbstmeister.

Doch in der zweiten Saisonhälfte lief es nicht mehr rund. Nach einer Sieglosserie von fünf Spielen wurde Thioune nach nur zehn Monaten im Amt beurlaubt - auf Platz drei mit 52 Punkten.

Seine HSV-Bilanz: In 31 Zweitliga-Spiele gab es 14 Siege, zehn Unentschieden und sieben Niederlagen. Insgesamt sammelte Thioune 1,68 Punkte pro Partie.  

Das ist ein besserer Wert als der des aktuellen HSV-Trainers Tim Walter (1,55 Pkt.). Auch schoss das Team unter Thioune im Schnitt mehr Tore als der HSV in dieser Saison (1,94 pro Spiel statt 1,76), kassierte allerdings auch mehr.

Mit Thioune und Narey zum Erfolg

Für Thioune ist Düsseldorf nun der zweite Versuch, einem Traditionsverein im Unterhaus einen neuen Impuls zu geben. Ein alter Bekannter ist dabei an seiner Seite: Khaled Narey. Beide arbeiteten schon in Hamburg zusammen. Allerdings kam Narey im Laufe der Saison immer weniger zum Einsatz und wurde von Thioune de facto aussortiert. Eine neue Chance erhielt der Außenbahnspieler in Hamburg auch unter Walter nicht, in der Sommerpause wechselte er nach Düsseldorf.

Nun bei der Fortuna ist der 27-Jährige einer der Erfolgsgaranten - trotz oder gerade wegen Thioune. Denn seitdem der neue Coach da ist, blüht auch Narey weiter auf. Er kreiert unter Thioune mehr Torchancen (0,9/1,88) und hat eine bessere Chancenverwertung (26,32%/33,93%). Nareys starke Bilanz seit Thiounes Amtsantritt: drei Treffer und sieben Torvorlagen.

"Völlig klar, dass Fortuna ihn gerne behalten möchte. Aber mit der Performance spielt man sich in das ein oder andere Notizbuch." Daniel Thioune über Khaled Narey

Thioune ist sich bewusst, dass es schwierig wird, Narey zu halten: "Am Ende des Tages wird es eine Win-Win-Situation geben. Wenn er geht, monetärer Art für Fortuna und sportlich für Khaled. Und wenn er bleibt, wird er daran arbeiten, die Zahlen auch im nächsten Jahr zu bringen."

Ein Abschied Thiounes nach dieser Saison ist hingegen kein Thema. Aber bei acht Punkten Vorsprung auf Rang 16 ist der Klassenerhalt auch noch nicht gesichert. Am liebsten würde er sicher schon am Wochenende bei seinem Fast-Arbeitgeber Hannover 96 in der Spielertraube den nächsten Fortuna-Sieg feiern.

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 17.04.2022 | 22:50 Uhr

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