Wolfsburgs Omar Marmoush (l.) im Laufduell mit Braunschweigs Danilo Wiebe. © IMAGO / Hübner

Braunschweig - Wolfsburg: Pokal-Derby der ungleichen Nachbarn

Stand: 18.10.2022 08:08 Uhr

Eintracht Braunschweig empfängt heute den VfL Wolfsburg in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Beide Clubs trennen geografisch lediglich 35 Kilometer, sportlich aber mittlerweile Welten. Dennoch wollen die "Löwen" überraschen.

Es hätte ganz anders kommen können: 1985 wollte der Volkswagen-Konzern die gerade aus der Bundesliga abgestiegenen Braunschweiger mit finanzieller Unterstützung wieder ganz nach oben bringen. Doch der damalige BTSV-Präsident und -Mäzen Günter Mast lehnte ab: "Sie glauben doch nicht, dass ich nach meiner geleisteten Arbeit diesen sauber geführten Verein Dilettanten überlassen würde, die bei einem Aktenordner nicht einmal wissen, wo unten und oben ist."

Und so setzte der Autobauer das, was er eigentlich mit der Eintracht vorhatte, ein paar Jahre später mit dem VfL Wolfsburg um - der 1985 noch in der drittklassigen Amateur-Oberliga ein sportlich bescheidenes Dasein fristete.

VfL startet durch, BTSV Fahrstuhlmannschaft

Die "Wölfe" starteten durch: Bundesliga-Aufstieg 1997, Meistertitel 2009, Pokalsieg 2015, Teilnahme an Europa- und Champions League. Die Eintracht dagegen spielte seit 1985 nur noch eine Saison in der Bundesliga (2013/2014) und pendelt seitdem zwischen Zweiter und Dritter Liga hin und her.

Immer mal wieder begegneten sich beide Clubs in den vergangenen Jahren: im Zweitliga-Abstiegskampf 1992/1993, in der Bundesliga 2013/2014 und in der Bundesliga-Relegation 2017. "Ja, wir hätten Wolfsburg für ein Jahr überflügeln können. Aber ich denke nicht,  dass wir die schon damals klaren Kräfteverhältnisse dauerhaft hätten verschieben können", sagte der damalige Braunschweiger Manager Marc Arnold im "kicker" mit Blick auf die beiden engen Relegationsspiele vor fünf Jahren, die Wolfsburg jeweils mit 1:0 gewann.

Gerhardt: "Das wird ein ganz verrücktes Derby"

BTSV-Keeper Jasmin Fejzic war seinerzeit dabei - und hat mit den "Wölfen" in der Pokal-Begegnung heute Abend (20.45 Uhr, im NDR Livecenter) noch ein Hühnchen zu rupfen. "Diesmal ist es ein Pokalspiel. Da gibt es eigene Gesetze. Und die wollen wir versuchen, auch irgendwie auszunutzen", sagte der 36-Jährige dem NDR.

Eintracht Coach Michael Schiele setzt auf die Unterstützung der Fans: "Das Stadion wird toben, es wird eine brutale Stimmung sein. Die Mannschaft wird das Kribbeln spüren. Ich hoffe, wir können das Stadion explodieren lassen. Wir dürfen uns nicht zu klein verkaufen."

Auf Wolfsburger Seite erinnert sich Yannick Gerhardt sehr gut an die Duelle mit dem BTSV und kennt daher die Brisanz im Nachbarschaftstreffen. "Viele aus dem einen und dem anderen Fanlager arbeiten zusammen. Da weiß man, was das den Menschen hier bedeutet. Das wird ein ganz verrücktes Derby."

"Auch wenn das für viele nicht als Derby zählt. Für uns ist es das ein geiles Spiel." BTSV-Torwart Jasmin Fejzic

Kovac mag "das Kribbeln"

"Man muss nicht hier leben oder super schlau sein, um zu wissen: Das ist ein Derby. Das Spiel ist für uns wichtig", sagte VfL-Trainer Niko Kovac und schob hinterher: "Es geht um Alles oder Nichts. Dieses Kribbeln mag ich." Der Coach bekommt von seinem Team nach schwachem Saisonstart immer häufiger das zu sehen, was er verlangt - jüngst beim spielerisch starken Auftritt gegen Mönchengladbach (2:2).

Seit drei Partien sind die "Wölfe" ungeschlagen, damit die Erfolgserie hält, bekam die Mannschaft beim Training Besuch von einigen Ultras - inklusive Motivationsrede vor dem Nachbarschaftsduell. 

Beide Teams momentan gut drauf

Aber auch Zweitligist Braunschweig ist gut drauf. Nach ebenfalls schwachem Saisonstart sind die "Löwen" seit sechs Spielen ohne Niederlage und feierten am Wochenende beim 2:0 in Magdeburg den ersten Auswärtssieg. Fejzic schickte eine Kampfansage an den Favoriten: "Wir haben jetzt ein ganz anderes Selbstbewusstsein und brauchen uns vor niemanden zu verstecken. Wir werden 100 Prozent geben und alles rauspfeffern."

Allerdings muss der Zweitligist ohne Brian Behrendt auskommen, der sich in Magdeburg einen Muskelabriss im hinteren rechten Oberschenkel zugezogen hat. "Mindestens sechs Monate" wird der Innenverteidiger fehlen, teilten die Braunschweiger mit.

Braunschweig kann Favoritensturz

Dass die "Löwen" in der Lage sind, höherklassige Gegner zu besiegen, bewiesen sie indes in der ersten Runde des laufenden Wettbewerbs, als sie sich gegen den Bundesligisten Hertha BSC mit 6:5 im Elfmeterschießen durchsetzten. Der VfL hingegen tat sich beim Regionalligisten Carl Zeiss Jena schwer und siegte erst dank eines Treffers von Omar Marmoush in der Nachspielzeit mit 1:0. Es kann also eng werden heute - nicht nur geografisch.

Mögliche Aufstellungen:

Eintracht Braunschweig: Fejzic - de Medina, Benkovic, Wiebe - Marx, Nikolaou, Donkor - Pherai, Krauße - Ujah, Kaufmann
VfL Wolfsburg: Casteels - Baku, Lacroix, van de Ven, Paulo Otavio - Arnold - Svanberg, Gerhardt - Wimmer, Kaminski - Marmoush

Weitere Informationen
Der DFB Pokal steht im Stadion auf einer Säule. © picture alliance / dpa Foto: Thomas Eisenhuth

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Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 18.10.2022 | 23:03 Uhr

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