Stand: 15.05.2020 14:33 Uhr

Abwasser: Müll gehört nicht in die Toilette

Ausguss mit fließendem Wasser © fotolia Foto: blina
Rund 120 Liter Wasser verbraucht jeder Deutsche durchschnittlich pro Tag.

Ob zum Zähneputzen, Kochen, Waschen, Duschen oder für den Toilettengang: Rund 120 Liter Wasser verbraucht jeder Deutsche durchschnittlich pro Tag. Das meiste davon landet im Abwasser und gelangt durch die Kanalisation in die Klärwerke. Dort wird das Abwasser mit zunehmendem Aufwand gereinigt und danach wieder in Gewässer oder ins Grundwasser geleitet. Dabei ist Abwasser ist nicht gleich Abwasser: Nur mit Fäkalien versetztes Wasser aus der Toilette ist stark verschmutzt, Experten bezeichnen es als Schwarzwasser. Abwasser aus der Waschmaschine, der Spüle oder der Dusche ist dagegen nur gering belastet, es wird als Grauwasser bezeichnet. Regenwasser wird vielerorts in Deutschland getrennt von Schwarz- und Grauwasser abgeleitet, es ist Teil des natürlichen Wasserkreislaufs.

Abfälle im Abwasser verursachen hohe Kosten

Die Reinigung des Abwassers in den Kläranlagen verursacht Jahr für Jahr hohe Kosten, die auch die Verbraucher über den Wasserpreis bezahlen. Denn nicht nur Fäkalien verschmutzen das Abwasser. Küchenabfälle, abgelaufene Medikamente, Kondome oder Feuchttücher - all diese Dinge landen in Deutschland im WC und damit in der Kanalisation. Das führt zu Verstopfungen im Rohrsystem und Problemen in den Pumpwerken. Auch in den Kläranlagen verursacht die Beseitigung der Abfälle hohe Kosten.

Probleme mit Medikamenten-Rückständen und Schadstoffen

Ein Problem im Abwasser sind auch Schadstoffe wie etwa Nitrat sowie Rückstände von Arzneimitteln. Denn viele Medikamente, die wir schlucken, werden vom Körper unverändert ausgeschieden und gelangen mit dem Abwasser in die Kläranlagen. Zu finden sind etwa die Rückstände von Schmerzmitteln, Antibiotika und Blutdrucksenkern. Welche Effekte die Medikamenten-Rückstände auf die Umwelt haben, ist bisher kaum erforscht. Die Folge aber ist, dass in den Kläranlagen verstärkt teure Reinigungsmethoden angewendet werden, um die unerwünschten Stoffe aus dem Wasser zu filtern.

Um das Problem zu lösen, tüfteln Forscher an neuen Reinigungsverfahren, um die Medikamentenreste herauszufiltern, etwa mithilfe von Ozon oder Aktivkohle.

Was gehört in die Toilette?

Verbraucher können jede Menge tun, um das Abwasser frei von Abfällen zu halten und die Notwendigkeit aufwendiger Reinigungsverfahren in den Kläranlagen zu verringern:

  • Medikamentenreste dürfen nie in der Toilette entsorgt, sondern müssen in den Restmüll gegeben werden. Manche Apotheken nehmen sie aus Kulanz zurück. In einigen Kommunen werden sie an Sammelstellen oder in Recyclinghöfen angenommen.
  • Auch Speiseöl und Essensreste gehören nicht in die Toilette. Speisereste ziehen Ratten an, Öle und Fette verstopfen auf Dauer die Rohre und sind nur schwer aus dem Abwasser zu entfernen.
  • Zigarettenkippen und Katzenstreu haben ebenfalls nichts in die Toilette zu suchen. Letzteres nimmt Flüssigkeit auf und wird steinhart, was auch zu Verstopfungen führt.
  • Auch Schminke, Hygieneartikel, Kondome und Windeln dürfen nicht im Klo entsorgt werden. Neben der Verstopfungsgefahr bringen sie jede Menge Mikroplastik ins Abwasser ein. Insgesamt landen hierzulande jährlich 48.000 Tonnen Mikroplastik im Abwasser.
  • Gemäß dem Wasserhaushaltsgesetz und dem Kreislaufwirtschaftsgesetz ist es grundsätzlich verboten, Abfälle über das Abwasser, also über Toilette oder den Ausguss, zu entsorgen.

In die Toilette gehören nur das große und kleine Geschäft, Toilettenpapier und Putz-Wischwasser. Dieses sollte übrigens nicht in den Straßengully geschüttet werden, denn von dort fließt es meist in die Regenkanalisation und damit in Gewässer.

Hamburger Recycling-Projekt

In Hamburg geht der städtische Versorger Hamburg Wasser mit dem Abwasser-Kreislauf-Konzept "Hamburg Water Cycle" neue Wege, um Abwasser effizient zu nutzen. Das Grauwasser aus Spüle und Dusche fließt über eine eigene Leitung zur zentralen Aufbereitungsanlage der Wohnsiedlung und wird dort gereinigt. Anschließend kann es dann als Brauchwasser zum Waschen wieder verwendet werden, oder es wird in öffentliche Gewässer abgeleitet. Das Wasser aus der Toilette fließt über ein anderes Leitungssystem an eine nahe gelegene Verwertungsanlage. Dort wird das Schwarzwasser mit weiteren Bioabfällen vermischt. Durch Vergärung entsteht Biogas, das dann in Wärme und Strom für die Siedlung umgewandelt wird. Regenwasser wird vom anderen Abwasser weitgehend getrennt und zum Beispiel zur Grünflächenbewässerung genutzt.

Öko-Projekt in Neuallermöhe

Der Umgang mit Abwasser ist auch eines der zentralen Projekte der Ökologischen Siedlung in Hamburg-Neuallermöhe. Die Häuser sind nicht mit der städtischen Kanalisation verbunden. Das Grauwasser fließt dort in die siedlungseigene Pflanzenkläranlage. In drei Beeten wird das Abwasser der Siedlung biologisch durch Mikroorganismen so weit gereinigt, dass es anschließend in einen angrenzenden Fleet eingeleitet werden kann. Für die Fäkalien verfügt jedes Haus über eine autarke Großkammertrockentoilette.

Weitere Informationen
Drei kleine Gläser, die mit Resten von Öl oder Dressing gefüllt sind. © Colourbox Foto: Jongjai Jongkasemsuk

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Dieses Thema im Programm:

Markt | 18.05.2020 | 20:15 Uhr

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Umweltschutz

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