Experten wollen Schulpflicht aussetzen - Prien ist dagegen
Leopoldina-Experten raten zu "hartem Lockdown" ab Heiligabend und zur Aussetzung der Schulpflicht. Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien lehnt den Vorschlag ab.
Angesichts der Entwicklung bei der Zahl der Corona-Neuinfektionen werden in einigen Bundesländern bereits Maßnahmen verschärft. Experten der Wissenschaftsakademie Leopoldina rieten am Dienstag zu drastischen Einschnitten. In einem ersten Schritt sollte die Schulpflicht ab kommendem Montag (14. Dezember) bis zu den Weihnachtsferien aufgehoben werden, heißt es in einer Stellungsnahme. Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Prien hält von dem Vorschlag nichts. Die CDU-Politikerin ist dagegen, die Schulpflicht wegen Corona auszusetzen.
"Es gibt ein Recht auf Bildung, aber kein Recht auf Glühwein"
Laut der Bildungsministerin hätte das zur Folge, dass Schüler zu Tausenden in den Einkaufspassagen oder privat zusammenkommen. Dabei würden sicher nicht die hohen Hygienestandards der Schulen gelten, sagte Prien. Sie verwies auf die strengen Corona-Regeln im Norden. Außerdem gab sie zu bedenken, dass "die Aufhebung der Schulpflicht zudem sogar Distanzunterricht unmöglich machen würde. Die Ministerpräsidenten und die Bundesregierung haben, genau wie die Landesregierung hier in Schleswig-Holstein, in den vergangenen Wochen klar und deutlich gesagt, dass Bildung Priorität haben muss." Prien betonte, dass es ein Recht auf Bildung, aber kein Recht auf Glühwein gebe. Sie habe keinerlei Verständnis dafür, Schulen zu schließen, während in den Straßen noch Glühweinstände stehen und in den Innenstädten dichtes Gedränge herrsche.
Experten empfehlen ländereinheitliche Regeln für Wechselunterricht
Die Leopoldina empfiehlt mit Blick auf einen Wiederbeginn der Schulen ab dem 10. Januar weiter, für alle Jahrgangsstufen Mund-Nasen-Schutz im Unterricht verpflichtend zu machen. Zudem sollten ländereinheitliche Regeln für Wechselunterricht - also mit Präsenz in der Klasse und digital - in weiterführenden Schulen entwickelt werden, die ab einem bestimmten Infektionswert greifen sollten.
Drosten fordert Weihnachts-Lockdown
Der Virologe Christian Drosten setzt sich ebenfalls für einen harten Lockdown ab dem 24. Dezember ein. Er bezieht sich dabei auf die am Dienstag veröffentlichte Leopoldina-Stellungnahme, an der er mitgewirkt hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass in den Weihnachtsferien die Zahl der Infektionszahlen steigt, sei sehr groß. Deshalb sei es wichtig, die Ferienzeit für einen harten Lockdown bis zum 10. Januar zu nutzen, sagte er und bezeichnete das Leopoldina-Papier auf NDR Info als "deutliche und letzte Warnung der Wissenschaft". Entscheide sich die Politik anders, habe sie sich nicht mehr für die Wissenschaft entschieden.
Günther sieht keinen Spielraum für Corona-Lockerungen
Auch die Schleswig-Holsteiner müssen mit kurzfristigen Verschärfungen von Corona-Schutzmaßnahmen rechnen. Dies signalisierte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Dienstag in Kiel angesichts höherer Infektionszahlen. Am Donnerstag will die Koalition aus CDU, Grünen und FDP über mögliche Veränderungen beraten. "Ich schließe nicht aus, dass wir in Schleswig-Holstein auch schärfere Maßnahmen ergreifen müssen", sagte er nach einer Kabinettssitzung. Konkreter wurde er auch auf Nachfragen nicht. Für Günther steht fest, dass es bis zum 10. Januar keine weiteren Lockerungen geben kann.
SPD-Fraktionschef Ralf Stegner forderte derweil eine "Corona-Inzidenz-Ampel", die festlegt, bei welchem Inzidenzwert bestimmte Maßnahmen greifen. Das sei Transparent und steigert nach seiner Meinung auch die Akzeptanz für Beschränkungen, so Stegner.
