Vergewaltigung und Missbrauch: Ex-Staatsanwalt verurteilt

Stand: 14.02.2024 15:54 Uhr

Seit Ende Januar musste sich ein ehemaliger Staatsanwalt wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung vor dem Landgericht Lübeck verantworten. Der Jurist behauptete, während der Tat geschlafwandelt zu haben. Nun wurde er zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Der ehemalige Staatsanwalt wurde wegen Vergewaltigung in Tateinheit mit schwerem sexuellen Missbrauch seines Sohnes vom Landgericht Lübeck zu einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Davon gelten vier Monate bereits als verbüßt, wie die Vorsitzende Richterin bei der Urteilsbegründung sagte.

Damit folgt das Gericht der Nebenklage der Mutter in Vertretung des minderjährigen Sohns. Sie hatte in der vergangenen Woche eine Verurteilung wegen schweren sexuellen Missbrauchs des damals acht Jahre alten Jungen gefordert - auf ein konkretes Strafmaß verzichtete sie. Staatsanwalt und Verteidigung des Angeklagten forderten hingegen einen Freispruch. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, weil noch Revision eingelegt werden kann.

Schlafwandel-These bestimmte Prozess

Während der vergangenen Verhandlungstage in Lübeck wollte sich der Jurist nicht zu den Vorwürfen äußern - anders als während der Ermittlungen. Damals hatte der 52-Jährige angegeben, sich an die mutmaßliche Tat nicht zu erinnern. Später behauptete er, in der Nacht geschlafwandelt zu haben. Das Landgericht Lübeck glaubte dieser Behauptung letzten Endes nicht.

Laut Gericht habe es keine Anhaltspunkte dafür gegeben, dass der Mann im Traum unbewusst Dinge tun würde - weder im Schlaflabor noch in der Ehe des Juristen.

Richterin spricht von "Bewältigungsstrategie"

Ende März 2019 hatte der Mann laut Anklage seinen Sohn im Schlafzimmer der Familie sexuell missbraucht und vergewaltigt. "Wir gehen davon aus, dass die Tat als dysfunktionale Bewältigungsstrategie zu verstehen ist", sagte die Richterin am Mittwoch. Der Mann habe beruflich unter Druck gestanden und die Ehe sei am Ende gewesen. "Der gewaltsame Missbrauch des Sohnes gab ihm für einen Moment das Machtgefühl zurück." Es habe sich um eine spontane Tat in einer Situation besonderer Belastung gehandelt. Die Mutter des Jungen hatte nach der Tat die Scheidung eingereicht.

Fall zunächst eingestellt - Mutter erzwingt Prozess

Lange Zeit sah es so aus, als müsse sich der Mann gar nicht vor einem Gericht verantworten: Obwohl laut Einschätzung der Behörden nachweislich eine sexuelle Misshandlung stattgefunden hatte, sahen es die Staatsanwaltschaft in Kiel und die Generalstaatsanwaltschaft Schleswig-Holstein als unwahrscheinlich an, dass der Angeklagte verurteilt werde. Das Verfahren wurde daraufhin eingestellt.

Die Mutter des Kindes versuchte, den Prozess wieder anzustoßen und ließ deshalb prüfen, ob die Einstellung des Verfahrens richtig war. Das Oberlandesgericht in Schleswig (Kreis Schleswig-Flensburg) gab ihrem Klageerzwingungsverfahren statt - die Staatsanwaltschaft Kiel rollte den Fall daraufhin neu auf.

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Ein Schild mit der Aufschrift "Landgericht Lübeck" hängt an der Außenwand hinter Stracheldraht. © Christophe Gateau/dpa Foto: Christophe Gateau

Verfahren gegen Ex-Staatsanwalt wegen Missbrauchs wird neu aufgerollt

Dem 52-Jährigen wird vorgeworfen, sich an seinem eigenen Sohn vergangen zu haben. Ein früheres Verfahren war eingestellt worden. mehr

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NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 14.02.2024 | 19:30 Uhr

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