Platznot an den Schulen in Großhansdorf - kein Einzelfall

Stand: 09.03.2023 15:11 Uhr

Die Nähe zu Hamburg ist beliebt bei jungen Familien. Dabei reicht der Platz an den Schulen im Süden Holsteins schon heute nicht. Allein in Großhansdorf sollen bis 2026 etwa 400 Schülern mehr lernen.

von Marlen Hildebrandt

Ab kommendem Schuljahr soll es deshalb an weiterführenden Schulen Aufnahmebeschränkungen geben. Derzeit lernen an den zwei Grundschulen und zwei Weiterführende Schulen in Großhansdorf etwa 1.800 Schüler - in drei Jahren sollen es also laut Prognosen 2.200 sein. Besonders groß ist die Not am Schulzentrum. An der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule (FJS) und am Emil-von-Behring Gymnasium (EVB) ist kein einziger Klassenraum noch frei. Sie teilen sich schon jetzt einen Musikraum und die Turnhalle. Viele Arbeitsräume der FJS wurden zu Klassenräumen mit bis zu 27 Schülern. Noch enger ist es an der Grundschule Schmalenbeck. Hier fehlt es an Arbeitsräumen und im kommenden Schuljahr benötigt Schulleiter Stefan Gertz einen zusätzlichen Klassenraum. Auch in diesem Jahr wird es drei erste Klassen geben, verlassen werden die Grundschule allerdings nur zwei.

Unterricht bald auf dem Schulhof?

Schüler sitzen in einem Klassenraum. © NDR
Bis zu 27 Kinder müssen in dem 45 Quadratmeter großen Klassenzimmer in der Friedrich-Junge-Schule Platz finden.

Damit die kommenden Erstklässler einen Klassenraum bekommen, muss der Sachunterrichtsraum weichen. Alle Materialien des Faches müssen raus, doch einen Lagerraum dafür habe er auch noch nicht, so Schulleiter Gertz. Wenn im Schuljahr 2024/2025 weitere drei Klassen an seine Schulen kommen, "muss ich sie auf den Schulhof unterrichten", sagt der Schulleiter. Schon jetzt leide die Unterrichtsqualität - neben Klassenzimmern fehle es an Arbeits- und Differenzierungsräumen, heißt es von der Schule.

Gruppenarbeit auf den Fluren der Schule

Die Kinder die selbständig oder in Gruppen arbeiten, müssen sich einen Platz auf den Fluren suchen. Konzentriertes Arbeiten sei da nicht immer möglich. Einige Kinder benutzen Kopfhörer um besser arbeiten zu können. Auch an der FJS lernen Schüler in kleinen Klassenzimmern. Schülerin Lotte Lohmann berichtet, sie müsse erst alle Klassenkameraden durchlassen, bis sie sich auf Ihren Platz setzen kann. Es sei einfach zu eng. Der Klassenraum habe nur 45 Quadratmeter. Die Anforderungen an die Schule - nur sehr schwierig zu erfüllen. "Wir haben in manchen Klassen bis zu vier Erwachsene: Schulbegleiter, Sonderpädagogen und Lehrkraft - hinzukommen natürlich 25 bis 27 Schüler. Darauf sind viele Räume nicht ausgelegt", sagt die Schulleiterin der Friedrich-Junge-Schule, Gabriele Pieper.

Für den Schulverband wird es teuer

Die Prognosen des Schulentwicklungsplan hat selbst den Schulverband überrascht. Es gebe einen enormen Zuzug junger Familien in die Gemeinde, sagt Bürgermeister Jannhinnerk Voß (parteilos), der gleichzeitig auch Schulverbandsvorsteher ist. Es seien Bauvorhaben von etwa neun Millionen Euro auf den Weg gebracht. So werden beispielsweise am Schulzentrum Gebäude der FJS und des EVB für vier Millionen Euro aufgestockt. Doch die Bauplanungen dauern. Frühestens 2026 sei es soweit. Ob die neuen Investitionen reichen und die Schüler dann mehr Platz haben, könne man nicht sagen, da der Schulentwicklungsplan derzeit nur bis 2026 geht, so Voß.

Aufnahmebeschränkungen für Schüler aus dem Umland

Um die Schüleranzahl kurzfristig etwas einzudämmen, soll es an den weiterführenden Schulen ab dem kommenden Schuljahr Aufnahmebeschränkungen geben. Für Schüler die nicht aus dem Schulverband Goßhansdorf kommen, wird es zukünftiger schwieriger, einen Platz in den Schulen zu erhalten. Die Neuaufnahmen in die fünften Klassen am Emil-von-Behring Gymnasium sind zum Beispiel auf 145 Schüler begrenzt.

Nicht nur Großhansdorf kämpft mit dem Platz

Ob Pinneberg, Uetersen, Wedel oder Ahrensburg - überall ist es zu eng. Die Gemeinden investieren in Sanierungen, An- und Neubauten. Allein Ahrensburg plant in den kommenden Jahren mit 100 Millionen Euro. Doch von Entspannung auch hier noch keine Spur. Auch in Pinneberg stehen Bauprojekte an. Oliver Lorentzen vom Kreiselternbeirat der Gymnasien in Pinneberg meint, Abhilfe könne nur eine längerfristige Schulentwicklungsplanung bringen. Die Entwicklungen der nächsten zehn bis 20 Jahre wären nötig dafür. Denn sonst - glaubt Lorentzen - hängt man vermutlich immer wieder hinterher.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 09.03.2023 | 19:30 Uhr

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