Bundeswehr: Interesse an einer Karriere in Uniform wächst
Die Bundeswehr hat im vergangenen Jahr in den Karriere-Beratungsstellen in Schleswig-Holstein deutlich mehr Beratungsgespräche geführt als 2022. Ein Grund: mehr Präsenz, zum Beispiel auf Tiktok.
Sich jeden Morgen die Uniform anziehen, in einer Kaserne leben, schießen lernen und vor allem: im Kriegsfall bereit sein. Das können sich offenbar immer mehr vor allem junge Menschen in Schleswig-Holstein vorstellen. Nach Angaben einer Bundeswehrsprecherin der für diese Zahlen zuständigen Abteilung in Köln gab es in den Karriereberatungsstellen in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr gut 7.000 Beratungsgespräche. Das sind knapp 16 Prozent mehr als zwei Jahre zuvor.
Ein Grund für zunehmendes Interesse: Die sicherheitspolitische Lage

Auch Fregattenkapitän Frank Martin, Sprecher der Bundeswehr in Schleswig-Holstein erlebt in seiner täglichen Arbeit, dass die Bundeswehr für viele Menschen wieder eine größere Rolle spielt. Er spricht von einem "enormen Interesse am Thema Bundeswehr" - vor allem seit Beginn des Krieges in der Ukraine, über den beinahe täglich in den Medien berichtet wird. Bei Vorträgen, die er unter anderem an Schulen im Land hält, merke er zudem, dass sich auch viele junge Menschen aufgrund der sicherheitspolitischen Lage Gedanken darüber machten, was ihnen Freiheit und Demokratie wert seien.
Bundeswehr mit neuer Anwerbungsstrategie
Gründe dafür, dass sich vor allem Jugendliche und junge Erwachsene inzwischen wieder zunehmend vorstellen können, Dienst an der Waffe zu leisten, sehen Fregattenkapitän Martin sowie die Bundeswehrsprecherin aus Köln auch darin, dass die Bundeswehr auf Social Media inzwischen deutlich präsenter ist, mittlerweile auch über einen eigenen TikTok-Kanal für sich wirbt. Man müsse potenzielle Bewerberinnen und Bewerber dort abholen, wo sie sich bewegen, so die Sprecherin aus Köln. Gleichzeitig setzten die Verantwortlichen verstärkt auf regionale Kennenlern-Events: Pop-Up-Stores in Einkaufszentren zum Beispiel oder Infostände bei Sportveranstaltungen.
Ausbildung bei der Bundeswehr: Bewerberzahlen aus SH unklar

Ob wegen Social Media oder veränderter Sicherheitslage: Wie viele Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner genau sich letztendlich für eine militärische Karriere bei der Bundeswehr entscheiden, ist nicht klar. Denn anders als die Zahl der Beratungsgespräche werden Bewerbungen und Einstellungen nach Angaben der Sprecherin nicht für jedes Bundesland einzeln aufgeschlüsselt. Hier gibt es nur Zahlen für Gesamtdeutschland. Diese zeigen aus Sicht der Bundeswehr eine Trendumkehr.
So viele Einstellungen wie seit fünf Jahren nicht
Im vergangenen Jahr haben sich demnach bundesweit 51.200 Menschen für den militärischen Dienst bei der Bundeswehr beworben, 20.300 von ihnen wurden letztendlich eingestellt. Laut Bundeswehr so viele, wie seit fünf Jahren nicht. Die Große Lücke zwischen Bewerbungen und Einstellungen erklärt die Bundeswehr unter anderem mit dem anspruchsvollen Auswahlverfahren.
Auch Interesse an Reserve steigt
Auf niedrigem Niveau steigt laut Bundeswehr auch die Zahl derer, die sich im Norden zum Reservisten oder zur Reservistin ausbilden lassen. Im Ernstfall werden sie vor allem für Aufgaben im Inland gebraucht, eigentlich haben sie aber einen anderen Job. Für die Reservisten-Ausbildung in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen zuständig ist seit 2019 der Ausbildungsverbund Nord. Während er in den ersten drei Jahren seit Bestehen im Schnitt pro Jahr 27 Menschen ausgebildet hat, waren es von 2022 bis einschließlich 2024 im Schnitt fast drei Mal so viel.
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