Personalmangel: Ukrainische Pflegekräfte sollen am UKSH helfen

Stand: 18.07.2022 05:00 Uhr

Wie kann man dem Mangel an Pflegekräften am besten entgegenwirken? Das ist eine Frage, die viele Kliniken bundesweit seit Jahren beschäftigt - auch in Schleswig-Holstein.

von Lilli Michaelsen

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) versucht, seit zwei Jahren Pflegekräfte aus der Ukraine anzuwerben. Seit Kriegsbeginn sind viele Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger, die sich schon vorher für die Arbeit an den Kliniken hier interessiert hatten, nach Deutschland gekommen. So wie Iryna Melnyk: Vor drei Monaten ist sie mit ihrem Sohn aus Lwiw geflohen. Seitdem lebt und arbeitet sie in Lübeck. Gemeinsam mit fünf weiteren geflüchteten Pflegekräften wird sie aktuell auf der Neurologie-Station am UKSH eingearbeitet. "Zu meinen Aufgaben gehört es, Medikamente vorzubereiten, Patientinnen und Patienten zu waschen und sie beim Essen zu unterstützen oder Blutdruck zu messen", erzählt Iryna Melnyk.

Die Aufnahmeverfahren für Pflegekräfte bleiben gleich

Im Moment arbeitet sie als Pflegehelferin. Bevor sie als examinierte Pflegerin am UKSH arbeiten kann, muss sie weiter Deutsch lernen, mindestens das B2-Niveau erreichen. Darüber hinaus muss die gelernte Krankenschwester eine Kenntnisprüfung ablegen, damit ihre Berufsausbildung hier anerkannt wird. Schon jetzt haben Iryna und ihre Kolleginnen einen Arbeitsvertrag, sagt Gaby Wulf, Pflegedirektorin am UKSH.

Fachkräftemangel: UKSH wirbt schon länger um Pflegekräfte aus dem Ausland

Neben Iryna werden am UKSH aktuell 30 ukrainische Pflegekräfte an den Kliniken in Lübeck und Kiel eingearbeitet. Dazu kommen 35 weitere Ukrainerinnen, die sich für den Pflegeberuf interessieren und gerade noch in Sprachkursen Deutsch lernen. Dass Pflegekräfte aus dem Ausland am UKSH arbeiten, ist nicht neu. Bereits seit 2018 wirbt das Klinikum im Ausland um Pflegekräfte, unter anderem in Südamerika, Asien und der Ukraine. Dabei hilft das Klinikum auch bei der Wohnungssuche: Das UKSH hat aktuell Unterkünfte für die Pflegekräfte aus der Ukraine im Studentenwohnheim angemietet, bis sie eine eigene Wohnung finden. 

Viele Pflegestellen am UKSH sind unbesetzt

Der Bedarf an Pflegepersonal am UKSH ist groß. Rund 150 Stellen in der Pflege sind in den Kliniken in Lübeck und Kiel aktuell noch zu besetzen. Dazu kommen Corona-bedingte Ausfälle von Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegekräften an beiden Standorten. Das Ziel ist laut UKSH, die ukrainischen Pflegekräfte langfristig einzustellen. Kurzfristig seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr willkommen, könnten aber noch keine Pflegekraft ersetzten, sagt Gaby Wulf.

Viele Pflegekräfte wollen langfristig in Deutschland bleiben

Ihren Deutschkurs hat Iryna Melnyk fast geschafft. In sechs Monaten macht sie ihre Anerkennungsprüfung zur Krankenpflegerin. Sie will perspektivisch auch nach Ende des Krieges in der Ukraine in Deutschland bleiben und hier als Krankenschwester arbeiten - am liebsten in der Neurologie.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 15.07.2022 | 19:30 Uhr

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