Millionenauftrag: Neues Forschungsschiff aus der Hitzler-Werft

Stand: 19.09.2022 22:00 Uhr

Die Bundesregierung bezeichnet Wasserstoff als "Energie-Träger der Zukunft". Auf der lauenburgischen Hitzler-Werft soll jetzt ein Forschungsschiff mit genau einem solchen Wasserstoff-Antrieb gebaut werden.

Es ist knapp 30 Meter lang und 1.000 PS stark, hybrid angetrieben mit Wasserstoff und Diesel. Die "Ludwig Prandtl II", so der vorläufige Name, bietet auf einer Laborfläche von rund 47 Quadratmetern und einem Arbeitsdeck von 70 Quadratmetern Platz für bis zu zwölf Wissenschaftler. Das Hereon-Forschungszentrum aus Geesthacht hat es bestellt. Heute wurde der Millionen-Auftrag offiziell unterzeichnet worden

Nicht nur Küstenforschung ist möglich

Nicht nur Küstenforschung kann auf dem neuen Schiff betrieben werden. Hereon-Geschäftsführer Matthias Rehahn erklärt: "Es ist ein Schiff an dem auch die Technologien erforscht werden, die für künftige Schiffsantriebe erforderlich sind, beispielsweise Wasserstofftechnologie für den Antrieb, beispielsweise Membrantechnologie, um die Abgase, die in dieselgetriebenen Systemen entstehen können, auch gleich abfangen zu können."

15 Millionen Euro soll die "Ludwig Prandtl II" kosten - für die Hitzlerwerft in Lauenburg ein Großauftrag. Fertig sein soll das Schiff im Frühjahr 2024. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat bereits im November 2020 die Unterstützung des Neubaus mit rund 13,5 Millionen Euro bewilligt. Welchen Namen das Schiff beim Stapellauf 2024 tragen wird, steht noch nicht fest. Er soll im Rahmen eines internen Ideenwettbewerbes im Helmholtz-Zentrum Hereon noch gefunden werden.

Ludwig Prandtl II

Der vorläufige Name des Schiffes "Ludwig Prandtl II", ist nach einem Ingenieur für Strömungsmechanik benannt. "Das Schiff wird eine weltweit einzigartige Innovationsplattform, die der Umweltforschung und als Wegbereiter für eine umweltfreundlichere Schifffahrt dient", sagt Prof. Matthias Rehahn, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Hereons.

Fährt zum Teil emissionsfrei

Hereon entwickelte unter anderem technische Lösungen, mit denen man die Schadstoffe aus Motoren minimieren kann, die von der Verbrennung von Schweröl und Diesel entstehen. Das geschieht durch die Aufbereitung der Ladeluft mit Membranen. Zusätzlich werden Technologien für Wasserstoff als Energieträger etabliert. Das neue Schiff fährt laut Unternehmen somit in Teilen emissionsfrei und wird von den flachen Flüssen und Mündungen bis ins offene Meer unterwegs sein. Bei der Erprobung des Wasserstoffs arbeitet das Hereon eng mit dem DLR-Institut für Maritime Energiesysteme zusammen.

Wissenslücken schließen

"Die Meere und Ozeane sind die größten Wärme- und CO2-Senken unseres Planeten. Wenn wir den Klimawandel effektiv bekämpfen wollen, müssen wir sie noch besser verstehen" sagt Matthias Rehahn. Dieses innovative Schiff wird dabei helfen, verbliebene Wissenslücken zu schließen. Gleichzeitig zeigt es Wege zu einem nachhaltigen und umweltfreundlichen Schiffsbetrieb auf.

Das Schiff reiht sich nach Fertigstellung ein in die moderne deutsche Forschungsflotte, zu der künftig auch die Meteor IV als gemeinsames Nachfolgeschiff für die Forschungsschiffe Meteor und Poseidon und der noch zu bauende Forschungseisbrecher Polarstern II gehören werden. "Diese Neubauten sind wichtige Investitionen in den Klimaschutz und innovative Technologieträger zugleich", sagt Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung.

Klimawandel als zentrales Thema

Das neue Schiff analysiert auch, welche Nähr- und Schadstoffe von Flüssen ins Meer transportiert werden oder wie sich die Offshore-Windkraft auf die Umwelt auswirkt. Der Klimawandel als zentrales Thema wird interdisziplinär erforscht. "Die Hitzler-Werft geht aus ihrer Geschichte heraus oft an völlig neu gedachte Projekte heran. Dass nun auch das neue Schiff der Hereons dort gebaut wird, ist ein gutes Signal an Lauenburg und die ganze Region. Innovation und traditionelles Handwerk ergänzen sich." so die schleswig-holsteinische Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium Julia Carstens.

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Schleswig-Holstein Magazin | 19.09.2022 | 19:30 Uhr

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