Expertin: Migranten sind große Chance für Arbeitsmarkt in SH

Stand: 06.02.2024 20:32 Uhr

Laut einer Wirtschaftsweisen stehen Schleswig-Holstein als Wirtschafts- und Industriestandort rosige Zeiten bevor. Die am Dienstag vorgestellten Prognosen fielen für den Norden sehr positiv aus - doch Zuwanderung sei für die Wirtschaft entscheidend.

Nach einem Gespräch mit Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) hat die Wirtschaftsweise Veronika Grimm von der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg-Erlangen am Dienstag ihre Prognosen für Schleswig-Holstein vorgestellt. Es müsste nur an einigen wenigen Stellschrauben gedreht werden, um Schleswig-Holstein zu einem Industrieland zu machen, meint Grimm. "Wichtig wird es sein, die Leute in den Arbeitsmarkt zu integrieren."

Schleswig-Holstein wird auf Zuwanderung angewiesen sein

Um langfristig "wie ein Magnet" zu wirken, müsse das Land Forschung, Entwicklung und Infrastruktur ausbauen, so die Wirtschaftsweise. Der viel produzierte Ökostrom sei aber ein Standortvorteil: "Durch die Transformation zur Klimaneutralität ist es ja so, dass die Vorteile mit Blick auf die Energieerzeugung tatsächlich in den Norden gewandert sind."

Weitere Informationen
Der Offshore-Windpark Riffgat rund 15 Kilometer nördlich der Insel Borkum © dpa-Bildfunk Foto: Sina Schuldt

Nord- und Ostsee: Leistung von Offshore-Windkraft gestiegen

27 Offshore-Windkraftanlage speisen seit 2023 neu ihren Strom ein. Die Zahlen zeigen: Um die Klimaziele zu erreichen, muss das Tempo erhöht werden. mehr

Doch auch Arbeitsanreize müssten geschaffen werden, um das Arbeitsvolumen hochzuhalten, das gerade durch den Renteneintritt der Baby-Boomer-Generation absinkt - zum Beispiel bei Frauen oder älteren potenziellen Arbeitnehmern. "Schleswig-Holstein wird auch auf Zuwanderung angewiesen sein", erklärt Grimm. Politik, Wissenschaft und Arbeitsexperten sind sich einig: Ohne Migranten und Geflüchtete droht der Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein zusammenzubrechen. Wichtig sei es, "die Menschen, die dann kommen, auch sehr schnell zu integrieren". Doch die Voraussetzungen dafür seien hier oben gut: Denn weitere Vorteile von Schleswig-Holstein sind laut der Expertin die typisch norddeutsche Gelassenheit und die positive Einstellung der Menschen. Das sei nicht in jedem Bundesland so.

Wirtschaftsminister Madsen spricht von Meilenstein

Dass Schleswig-Holstein auch Geflüchteten mit geringen Sprachkenntnissen die Chance auf Arbeit geben will, sei richtig, sagte Grimm weiter. Wirtschaftsminister Madsen spricht von einem Meilenstein und wahnsinnigem Potenzial. Die Ansiedlung von Northvolt bei Heide (Kreis Dithmarschen) sei erst der Anfang. "Wir werden in zehn Jahren Schleswig-Holstein kaum wiedererkennen, weil wir mit sehr viel Technologie junge Menschen hierherbringen, die sagen: 'Ich will die Welt verbessern'", sagte Madsen. "Kluge Köpfe, fleißige Hände wollen wir in SH haben."

Bedarf an Arbeitskräften in Schleswig-Holstein steigt

Auch der Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Markus Biercher, sieht Schleswig-Holstein auf einem guten Weg. Bereits im vergangenen Jahr seien ausschließlich durch zugewanderte Menschen 9.000 zusätzliche sozialversicherungspflichtige Jobs im Norden entstanden - und der Bedarf steigt. Bis zu 13.000 zusätzliche Arbeitskräfte pro Jahr braucht Schleswig-Holstein laut Experten.

Weitere Informationen
Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) spricht auf einer Pressekonferenz. © NDR Foto: Stefan Böhnke

Günther zu Northvolt: "Große Entscheidung für unser Land"

Dem Bau einer Batteriefabrik in Dithmarschen steht nichts mehr im Wege - was in der überregionalen Politik für Begeisterung sorgt. mehr

Ein Schlosser bei Schweißarbeiten © picture alliance / CHROMORANGE Foto: Udo Herrmann

Schlechte Stimmung in der Elektro- und Metallindustrie in SH

Eine Umfrage von Nordmetall hat ergeben, dass mehr als jedes fünfte Unternehmen in SH eine Verlagerung der Produktion ins Ausland plant. mehr

Nullen und einsen bewegen sich vor einem Gebilde, das aussieht, wie ein Kopf. © fotolia.de Foto: Weissblick

Mehr Innovationen aus SH: DigitalHub geht an den Start

Digitale Projekte sollen schneller umgesetzt werden. Im Vordergrund steht Open-Source-Software. Das Land investiert acht Millionen Euro. mehr

Friedrich Merz, Parteivorsitzender der CDU, spricht während des 16. Bundesmittelstandstags der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) in der Wunderino-Arena. © dpa Foto: Marcus Brandt

Mittelstandstag in Kiel: Sorge um wirtschaftliche Zukunft

CDU-Chef Merz warf bei dem Treffen SPD und Grünen vor, den Industriestandort Deutschland aufs Spiel zu setzen. mehr

Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 06.02.2024 | 19:30 Uhr

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Eine Fußballmannschaft steht vor einem Spiel in einem Kreuz und schwört sich ein © NDR Foto: NDR Screenshot

TuS Krempe wird 150: Ein Sportverein als Dorfmittelpunkt

Die Hälfte der 2.000 Bewohner von Krempe ist im TuS Krempe. Wie der Verein es schafft, Mittelpunkt der kleinsten Stadt Holsteins sein. mehr

Videos