Bad Segeberg: Pflegeheim-Schließung der Kirche sorgt für Ärger
In Bad Segeberg schließt das Propsteialtenheim zum Sommer seine Türen. Der Betreiber, der Kirchenkreis Plön-Segeberg, begründet das mit hohen Sanierungskosten. Mehr als 70 Bewohner brauchen einen neuen Platz.
Der Schritt sorgt für Unmut, bei Bewohnern, deren Angehörigen und auch in den Gremien der Kirche. Etwa bei Elke Pasberg. Ihre Mutter lebt hier. Sie kümmert sich um die Gartenarbeit und hat hier Freundschaften geschlossen. Sie muss nun einen neuen Platz suchen, sich hochbetagt noch einmal in eine neue Umgebung einfinden und neue Freundschaften schließen. Pasberg ärgert das sehr: "Man muss sich das mal vorstellen: Die fühlen sich da wohl. Die wohnen da gerne. Werden gut betreut. Und dann wird ihnen das alles weggenommen", sagt sie. Sie kritisiert die Kirche für diese Entscheidung: "Das ist keine Nächstenliebe. Das ist Murks." Ihr Mutter überlege, nach 75 Jahren aus der Kirche auszutreten.
Kirche: Kosten für Modernisierung lassen sich nicht refinanzieren
Seit fast 60 Jahren gibt es das Heim in der Segeberger Südstadt. Und das Gebäude muss saniert und modernisiert werden: Etwa 7,5 Millionen Euro würde das nach Angaben des Kirchenkreises kosten. "Wir haben über viele Jahre, Jahrzehnte hier intensiv investiert. Und haben auch viel eigenes Geld in das Haus gesteckt. Es ist einfach nicht möglich gewesen, das Geld zu erwirtschaften, um dieses Haus nachhaltig zu sanieren und zu modernisieren", sagt Propst Daniel Havemann. Und: "Diese Geldsumme können wir nicht aufbringen." Auch die Suche nach einem neuen Träger für das Heim sei erfolglos verlaufen. Am 30. Juni 2022 schließt die Einrichtung.
Synodale fordert Rücktritt vom Propst
Diese Argumentation sorgt auch kirchenintern - in der Synode, dem Kirchenparlament - für emotionale Debatten, wie der Kirchenkreis selbst berichtet. Schließlich finanziert der Kirchenkreis gerade mit Millionen ein neues Gebäude in Bad Segeberg - eine neue zentrale Verwaltung. Auch der Rücktritt von Propst Havemann als Vorsitzender des Kirchenkreis-Leitungsgremiums, dem Kirchenkreisrat, wurde demnach von einer Synodalen gefordert - und von anderen zurückgewiesen. Havemann wehrt sich gegen die Vermischung. Man hätte das Heim auch schließen müssen, wenn der Kirchenkreis sich entschieden hätte, weiter Büroflächen für die Verwaltung anzumieten, argumentiert er.
Kirchenkreis verspricht Hilfe
Der Kirchenkreis verspricht, allen Bewohnern bei der Suche nach einem neuen Heimplatz zu helfen. Den Angaben zufolge wird im Sommer ein neues Heim in Trappenkamp eröffnen. "Wir können garantieren, dass jeder Heimbewohnerin und jedem Heimbewohner ein Platz angeboten wird", sagt Havemann. Diese Unterstützung ist offenbar noch nicht bei jedem Bewohner angekommen. Angehörige berichteten, dass sie keine Hilfe erfahren hätten. Nach NDR Informationen ist zwei Monate vor Bekanntgabe der Schließung im November noch eine neuen Bewohnerin aufgenommen worden. Dass ihr neues Zuhause möglicherweise nicht von Dauer sein würde, erfuhr sie nicht.
