Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hält zu Beginn der Sondersitzung des Bundestags zum Krieg in der Ukraine eine Regierungserklärung. © dpa-Bildfunk

LNG-Terminal Wilhelmshaven: Niedersachsen will schnellen Bau

Stand: 28.02.2022 15:15 Uhr

Bundeskanzler Olaf Scholz hat als Reaktion auf den Ukraine-Krieg den Bau von zwei LNG-Terminals angekündigt, eines davon in Wilhelmshaven. Energieminister Olaf Lies (SPD) will dies schnell umsetzen.

"Wir müssen uns schnellstmöglich autark machen von einseitigen Abhängigkeiten", sagte Lies am Sonntag. Die Alternative sei, am Tropf russischer Lieferungen hängen zu bleiben. Lies sagte, dass er sich für zusätzliches Tempo einsetzen werde. Er halte es für realistisch, dass 2024 erste LNG-Kontingente ankommen könnten.

Althusmann plädiert für Festhalten am Standort Stade

Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) spricht mit Stades Bürgermeister Hartlef, Landrat Seefried , Beraterin Griefhahn und dem Bundestagsabgeordneten Grundmann. © NDR Foto: Jörn Pietschke
Wirtschaftsminister Althusmann (re.) plädiert dafür, auch in Stade ein LNG-Terminal zu errichten.

Zustimmung äußerte auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU). "Deutschland verfügt als einziger EU-Staat mit Meereszugang über kein eigenes LNG-Terminal. Dabei führt uns der Ukraine-Krieg mit all seinen wirtschaftlichen Auswirkungen vor Augen, dass Deutschland seine Energieversorgung dringend neu aufstellen muss", sagte Althusmann. Wilhelmshaven biete aufgrund seiner bestehenden Hafeninfrastruktur, den unmittelbaren Zugängen zu transeuropäischen Erdgasversorgungsnetzen sowie den küstennahen Gasspeicherkapazitäten ausgezeichnete Standortmerkmale für den Bau eines LNG-Terminals. Dennoch hält Althusmann auch weiter an Stade als möglichem Standort fest. Das betonte der Minister am Montag bei einem Gespräch mit Vertretern von Wirtschaft und Politik in Stade. Der Bedarf sei so groß, dass auch Stade eine Rolle spielen sollte, sagte der Minister. Konkrete Pläne für ein LNG-Terminal bestehen dort bereits. "Stade ist das Projekt, das am weitesten vorangeschritten ist. Noch bis Ostern werden die Planfeststellungsunterlagen eingereicht", so Althusmann.

Weil zuversichtlich, dass Genehmigungsverfahren verkürzt werden

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte nach der Ankündigung von Scholz, man werde alles daransetzen, "die Abhängigkeit von russischem Erdgas zu verringern und insgesamt selbstständiger zu werden". Nicht nur in Wilhelmshaven, auch in Stade seien die Bedingungen für ein LNG-Terminal sehr gut. Eine Herausforderung sei bislang gewesen, dass die Gas-Lieferanten sich nicht langfristig binden wollten, so der Ministerpräsident. Er gehe davon aus, dass der Bund nun "insbesondere den in Wilhelmshaven engagierten Unternehmen Garantien" geben werde. Weil forderte zudem, dass die derzeitige "überlange Dauer vom Genehmigungsverfahren" stark verkürzt werde. Das wünscht sich auch Wilhelmshavens Oberbürgermeister Carsten Feist (parteilos). Er appellierte an Bund und Land, die Genehmigungsverfahren rasch aufzunehmen. Das große Plus von Wilhelmshaven sei, dass Industrie und Behörden hier bereits gut auf das LNG-Terminal vorbereitet seien.

Weil fordert raschen und schnellen Ausbau der Erneuerbaren

Ministerpräsident Weil zufolge könnte LNG bis zu zwei Drittel der derzeitigen Erdgasimporte aus Russland ersetzen. Darüber hinaus müsse Deutschland seine Energiepolitik aber auch zügig weiterentwickeln und unabhängiger werden. Weil forderte "sehr rasch einen schnellen und starken Ausbau der erneuerbaren Energien". 

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Auch in Brunsbüttel soll es rasch vorwärts gehen

In Schleswig-Holstein, wo das zweite Terminal entstehen soll, ist das Vorhaben ebenfalls sehr willkommen. "Schleswig-Holstein wird alles unternehmen, um das klare Bekenntnis des Bundeskanzlers zum Bau eines LNG-Terminal in Brunsbüttel zügig voranzutreiben", sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Sonntag.

Scholz: Erdgas-Speichermenge soll erhöht werden

Mit dem Milliarden-Projekt solle die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Erdgas verringert werden, sagte Kanzler Olaf Scholz (SPD) am Sonntag im Bundestag. Ein LNG-Terminal, in dem heute Gas ankomme, könne morgen auch grünen Wasserstoff aufnehmen. In der EU gibt es zwar bereits etliche Terminals für Flüssigerdgas (LNG), das etwa aus den USA oder Katar kommt - aber bisher kein eigenes in Deutschland. Scholz teilte außerdem mit, dass die Bundesregierung beschlossen habe, die Speichermenge an Erdgas um zwei Milliarden Kubikmeter zu erhöhen. Zudem solle, rückgekoppelt mit der EU, zusätzliches Erdgas auf den Weltmärkten erworben werden.

Auch Habeck will Bau von LNG-Terminal vorantreiben

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte schon vor Scholz angekündigt, den Bau eines eigenen deutschen LNG-Terminals vorantreiben zu wollen. In einem Papier seines Ministeriums hieß es, eine finanzielle staatliche Unterstützung sei zu zu prüfen. Die Anlage, die LNG verflüssigt speichere und bei Bedarf in gasförmiges Erdgas umwandele, müsse so gebaut werden, dass sie "wasserstoffready" sei. Das bedeutet, dass die Anlage künftig auch genutzt werden kann, um klimafreundlichen Wasserstoff umzuschlagen.

Klimaschützer gegen Terminal-Bau

Dennoch kommt Kritik an den Plänen von Klimaschützerinnen und Klimaschützern. Gas sei "ein Brandbeschleuniger der globalen Klimakrise", sagte Jennifer Zauter von "Fridays for Future" Niedersachsen. Deutschland brauche daher keine neue Erdgas-Infrastruktur, "um die Abhängigkeit von autokratischen Regimen wie Russland zu beenden, sondern den konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien".

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Oldenburg | 28.02.2022 | 15:00 Uhr

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