Anastasia Gulej aus Kiew besucht die Gedenkstätte des Konzentrationslager Bergen-Belsen. © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte

Überlebende des KZ Bergen-Belsen besucht Gedenkstätte

Stand: 15.04.2022 19:55 Uhr

Vor 77 Jahren ist das Konzentrationslager in Bergen-Belsen bei Celle befreit worden. Am Jahrestag am Karfreitag besuchte eine Holocaust-Überlebende aus der Ukraine die Gedenkstätte.

Die 96 Jahre alte Ukrainerin Anastasia Gulej war während des Zweiten Weltkriegs in den Lagern Auschwitz, Buchenwald und Bergen-Belsen inhaftiert. Anfang März dieses Jahrs flüchtete Gulej wegen des russischen Angriffskriegs aus Kiew nach Deutschland.

"Dass ich den Krieg noch einmal erleben muss"

Am Nachmittag besuchte Gulej die Gedenkstätte. "Wer hätte es gedacht, dass ich den Krieg noch einmal erleben muss", sagte die 96-Jährige, die sich im Rollstuhl durch die Gedenkstätte fahren ließ. "All das wäre in der Vergangenheit geblieben, wenn es nicht die neuesten Geschehnisse gebe, den Krieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine."

Kerzen zum Gedenken - und als Mahnung für den Frieden

Auch für das öffentlichen Gedenken am Abend war ein Besuch von Gulej angekündigt. Die Arbeitsgemeinschaft Bergen-Belsen organisierte das Gedenken an dem Ort, an dem Tausende Menschen aus den Zügen stiegen, um dann ins sieben Kilometer entfernte KZ getrieben zu werden. "Lichter auf den Schienen" heißt die Aktion, bei der Kerzen zum Gedenken, aber auch vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine als Mahnung für den Frieden aufgestellt werden sollten.

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Gedenkort am NATO-Truppenübungsplatz

Dieser aktuelle Bezug sei wichtig, sagte Elke von Meding, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Bergen-Belsen. Ansonsten bräuchte es das Gedenken auch nicht, wenn man nicht auch für den Frieden einstehen würde. Auch der Ort des Gedenkens könnte aktueller nicht sein. Dort befindet sich ein Truppenübungsplatz der NATO, von dem aus in diesem Jahr schon Panzer an die Ostflanke gebracht wurden.

Bergen-Belsen war zunächst ein Kriegsgefangenenlager mit vielen sowjetischen Häftlingen. Etwa 20.000 Kriegsgefangene und rund 52.000 KZ-Häftlinge wurden dort in den Tod geschickt. Am 15. April 1945 befreiten britische Soldaten das von der SS betriebene Lager.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 15.04.2022 | 17:00 Uhr

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