Lockerungen der Corona-Maßnahmen? Weil bleibt vorsichtig
Während Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) schon von einem Stufenplan zur Lockerung der Corona-Maßnahmen sprach, macht Stephan Weil (SPD) klar: Davon ist Niedersachsen noch weit entfernt.
"Es wird sicherlich der Zeitpunkt kommen, an dem wir über Lockerungen reden können", sagte Niedersachsens Ministerpräsident am Sonntagabend im NDR Regionalmagazin Hallo Niedersachsen. Dann werde das wie im Frühjahr in Niedersachsen wieder stufenweise geschehen. "Aber bis dahin liegt noch jede Menge Arbeit vor uns." Gerade mit Blick auf das Wochenende werde deutlich, dass sich die Zahlen "nicht so entwickelt haben, wie wir uns das wünschen".
Weil: "Müssen bis Weihnachten deutlich runterkommen"
Aktuell sind in Niedersachsen 16.297 Menschen mit dem Corona-Virus infiziert, 952 werden zurzeit in Krankenhäusern behandelt. "Wir sind nicht unzufrieden mit den Zahlen der letzten Woche", sagte Weil. Es liefe in Niedersachsen besser als im Bundesdurchschnitt. "Wir haben deutlich weniger als halb so viele Infektionen wie in Bayern pro Kopf." Dennoch gehe es nicht so schnell, wie erhofft.
Auf niedrigem Niveau ins neue Jahr
"Wir müssen bis Weihnachten noch einmal deutlich runterkommen und schauen, wie wir über die Festtage kommen. Dann haben wir eine verlässliche Perspektive für das nächste Jahr", fuhr Weil fort. Würde Niedersachsen auf einem niedrigen Niveau einsteigen, dann könnte hoffentlich bald schon über Lockerungen gesprochen werden. "Sind wir deutlich darüber hinaus, dann wird es so schnell damit nichts werden."
Althusmann prescht vor
Am Sonntag hatte Vize-Regierungschef Althusmann der Deutschen Presseagentur gesagt: "So wie ich mir das für den Zeitraum bis März vorstelle, sollten wir Schritt für Schritt Lockerungen ermöglichen, wenn die Infektionszahlen unter eine Sieben-Tages-Inzidenz von 35 sinken", hieß es weiter. "Unser Ziel ist es, unter eine Inzidenz von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in sieben Tagen landesweit zu kommen, am besten deutlich unter 35." Beim Erreichen dieses Ziels solle zügig mit Lockerungen beispielsweise für den Gastronomie- und Beherbergungsbereich begonnen werden.
Weil über mögliche Lockerungen: "Haben Erfahrung aus dem Frühjahr"
Vom diesem "Klassenziel", wie Weil es nennt, sei man aber noch entfernt, sagte der Ministerpräsident. Man mache derzeit nicht die Fortschritte, die man zum Erreichen bräuchte. Die Pläne zu einer stufenweisen Lockerung müssten dann mit Blick auf die konkrete Entwicklung miteinander besprochen werden. "Grundsätzlich haben wir die Erfahrungen aus dem Frühjahr. Wir wissen, wo das Infektionsrisiko niedrig ist. Damit kann man anfangen. Wo es größer ist, das kann erst später drankommen."
Althusmann: Deutliche Entspannung zu Ostern?
Althusmann war dazu zuvor konkreter geworden und hatte etwa gesagt, in der ersten Lockerungsstufe auch Zoos, Tier- und Freizeitparks, Kosmetiksalons und vielleicht Fitnessstudios wieder geöffnet werden könnten. "Wenn uns das im Januar gelingt, dann werden wir Ostern eine deutliche Entspannung haben und die Betriebe können dann durchatmen", sagte er. Es gehe um eine "kluge Perspektive für das Frühjahr 2021". "Sobald wir erkennen, dass das Infektionsgeschehen runtergeht, wird der Stufenplan rückwärts zu beschreiten sein", sagte Althusmann mit Blick auf die zuletzt stufenweise verschärften Corona-Beschränkungen.
Auch Krankheitsgeschehen wichtig
Wie bei den Lockerungen im Mai dieses Jahres solle unter anderem mit der Gastronomie und Hotellerie begonnen werden, so Althusmann. Ausschlaggebend für Lockerungen sei am Ende aber nicht ausschließlich ein dauerhaftes Absinken der Infektionszahlen, sondern auch das Krankheitsgeschehen, das zeitlich versetzt sei. Als erstes Bundesland war Niedersachsen auch bei der ersten Infektionswelle mit einem Lockerungsplan vorangegangen, der Anfang Mai vorgelegt wurde und eine stufenweise Zurücknahme der Beschränkungen vorsah.
