Fall Lorenz A.: Polizeipräsident informiert heute über Ermittlungen
Die tödlichen Polizeischüsse auf Lorenz A. in Oldenburg sind heute auch Thema im Innenausschuss des Landtags. Dort unterrichtet Polizeipräsident Axel Brockmann die Abgeordneten zum Stand der Ermittlungen.
Im Fall des getöteten Lorenz A. sind noch viele Fragen offen, vor allem zu den Umständen, unter denen der Polizist geschossen hat. Michael Lühmann von den Grünen sagte, dass sich die Menschen fragen, ob die Schüsse rassistisch motiviert waren. Das müsse jetzt mit Nachdruck aufgeklärt werden. Die Grünen halten es außerdem für sinnvoll, dass eine Polizeidirektion mit mehr Distanz in dem Fall ermittelt. Auch Tobias Singelnstein, Professor für Kriminologie und Strafrecht an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, hatte diesbezüglich im Gespräch mit dem NDR Niedersachsen Bedenken geäußert.
Strafrechtler: Wenige Fälle nachgewiesener Polizeigewalt
Statistiken zufolge werden nur wenige Fälle illegitimer Polizeigewalt in Deutschland nachgewiesen, wie Strafrechtler Gunnar Duttge von der Georg-August-Universität Göttingen mit Verweis auf Erkenntnisse der Göttinger Kriminologie erklärt. "Die amtlichen Statistiken sagen, dass pro Jahr etwa 2.500 Ermittlungsverfahren eröffnet werden", so Duttge. Etwa 90 Prozent dieser Verfahren werden demnach relativ schnell wieder eingestellt. "Jeder einzelne Fall ist natürlich inakzeptabel", sagte Duttge dem NDR Niedersachsen. "Aber wenn wir von Verurteilungen, also nachgewiesener Polizeigewalt, von 30 bis 40 Fällen pro Jahr ausgehen, ist das gemessen an dem Aufkommen von Straftaten insgesamt sehr marginal." Warum so viele Ermittlungsverfahren von mutmaßlicher Polizeigewalt eingestellt werden, darüber wisse man noch zu wenig, so Duttge.
