Verkehrsgerichtstag: Trunkenheitsfahrten härter bestrafen

Stand: 26.01.2024 21:08 Uhr


Wer betrunken einen schweren Unfall verursacht, soll künftig sein Auto verlieren können. Das ist eine Empfehlung, die der Verkehrsgerichtstag zum Abschluss seiner Tagung in Goslar ausgesprochen hat.

Demnach soll das Fahrzeug nach einer strafbaren Rauschfahrt unter Drogen- oder Alkoholeinfluss sowohl bei Vorsatz als auch bei Fahrlässigkeit eingezogen werden können. Das Fahrzeug müsse dann immer an den Staat abgegeben werden, empfahlen die Verkehrsfachleute am Freitag. Der Verkehrsgerichtstag zählt zu den wichtigsten Treffen von Verkehrssicherheitsexperten in Deutschland. Seine Empfehlungen werden immer wieder vom Gesetzgeber berücksichtigt.

Wann ist eine Rauschfahrt strafbar?

Bei Alkohol am Steuer kann eine Straftat bereits ab 0,3 Promille vorliegen - etwa wenn es zu einem Unfall kommt. Auch wenn Fahrerin oder Fahrer Ausfallerscheinungen haben, kann die Fahrt strafbar sein. Die vorgeschlagene Regelung soll nach Ansicht der Vekehrsexperten für alle Fahrzeuge gelte, also auch für Fahrräder oder Roller. Voraussetzung soll sein, dass Fahrerin oder Fahrer in den vergangenen fünf Jahren bereits wegen einer ähnlichen Tat verurteilt wurden. Derzeit wird das Autofahren ab 1,1 Promille als Straftat geahndet. Es drohen eine Geld- oder Freiheitsstrafe, drei Punkte und der Entzug der Fahrerlaubnis. Aber: Das Fahrzeug darf behalten werden. Eingezogen werden kann es bislang etwa beim Fahren ohne Führerschein oder bei illegalen Straßenrennen.

Keine milderen Strafen bei Unfallflucht

Unfallfluchten sollen weiterhin als Straftat gewertet werden - auch wenn es sich nur um Blechschäden handelt, so sieht es der Deutsche Verkehrsgerichtstag. Er sprach sich dagegen aus, Unfallfluchten zu Ordnungswidrigkeiten herabzustufen. Zugleich empfahlen die Expertinnen und Experten aber, das Prozedere zu vereinfachen. Der zuständige Arbeitskreis riet dazu, eine Mindestwartezeit nach Unfällen festzulegen. Auch stimmten die Fachleute mit großer Mehrheit dafür, eine zentrale Meldestelle einzurichten. Bei Bagatellunfällen könnten Beteiligte so ihrer gesetzlichen Pflicht zur Unfallmeldung nachkommen und ihre Daten angeben - und müssten nicht vor Ort womöglich auf die Polizei warten.

Weitere Informationen
Ein zerstörtes Fahrrad liegt nach einem Unfall auf der Straße. © picture alliance/dpa Foto: Arnulf Stoffel

Diskussion um Unfallflucht: Muss sie Straftat bleiben?

Oder soll Unfallflucht als Ordnungswidrigkeit bestraft werden? Der Verkehrsgerichtstag ist dagegen, auch Ministerin Behrens. mehr

Fachleute fordern schärfere Strafen für Punktehandel

Wegen einer Gesetzeslücke ist es bislang möglich, Punkte für Vergehen im Straßenverkehr zu vermeiden. Wer möchte, kann Punkte eines anderen Menschen - je nach Rechtsauslegung straffrei - auf sich nehmen. Es gibt sogar Unternehmen aus dem EU-Ausland, die das gegen Geld online anbieten. Das Verkehrsgerichtstag fordert dafür Strafen. Unter anderem solle es möglich sein, Menschen, die derartige Angebote nutzen, Fahrverbote zu erteilen, so die Experten. Internetangebote für einen solchen Punktehandel sollten zudem verboten werden.

Weitere Informationen
Eine Radarfalle löst vor einer Schule bei einem Auto aus. © picture alliance / dpa | Daniel Löb Foto: Daniel Löb

Schärfere Regeln gegen Handel mit Punkten?

Wegen einer Gesetzeslücke können Autofahrer manchmal Punkte für Vergehen im Straßenverkehr umgehen. Mehr dazu auf tagesschau.de. extern

Das Blauclicht eines Polizei-Autos. © Screenshot
3 Min

Experten diskutieren über mildere Strafen bei Fahrerflucht

Bei Fahrerflucht, auch ohne verletzte Personen, droht eine Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren. Das soll sich ändern. (24.01.2024) 3 Min

Ein mit Bewegungsunschärfe fotografiertes Polizeiauto mit Blaulicht und Stop in der Anzeigetafel. © NDR Foto: Julius Matuschik

Fußgänger von Auto überfahren - Unbekannter Fahrer flüchtet

Passanten fanden den schwer verletzten Mann in Heidenau. Laut Polizei wurde er mehrere Meter von einem Auto mitgerissen. (15.01.2024) mehr

Eine Kelle der Polizei zeigt auf Halt © panthermedia Foto: Kzenon

Alkoholisiert mit dem Handy am Steuer - Sohn nicht angeschnallt

Die Polizei Gifhorn hat einen 36-jährigen Autofahrer aus dem Verkehr gezogen. Dem Mann drohen Bußgelder und ein Fahrverbot. (05.01.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

Niedersachsen 18.00 | 26.01.2024 | 18:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Straßenverkehr

Öffentlicher Nahverkehr

Mehr Nachrichten aus der Region

Wärmepumpen stehen im Lager auf dem Gelände des Unternehmens "Stiebel Eltron". © picture alliance/dpa Foto: Moritz Frankenberg

Wärmepumpen: Wann kommt der Markt in Gang?

Diskussionen um das Heizungsgesetz ließen die Nachfrage einbrechen. Für die Firma Stiebel Eltron in Holzminden bedeutet das Kurzarbeit. mehr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen