Stand: 16.05.2016 15:05 Uhr

VW-Betriebsrat: Mitarbeiter-Prämie kommt im Mai

Der VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh bei einer Pressekonferenz. © dpa Picture Alliance Foto: Julian Stratenschulte
VW-Konzernbetriebsrat Osterloh: "Der Diesel-Skandal belastet uns nach wie vor."

Seit Freitag ist bekannt, dass den 120.000 Mitarbeiter im VW-Haustarif eine Erfolgsbeteiligung in Höhe von 3.950 Euro ausgezahlt wird. Ein Teil ist bereits mit dem November-Gehalt geflossen, nun steht ist auch der Zeitpunkt für die Restzahlung fest: "Die Auszahlung erfolgt mit dem Entgelt im Mai", schrieb VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh am Montag in einem Brief an die Belegschaft des Wolfsburger Autobauers. Die Prämie ist eine Alternative zur Gewinnbeteiligung der Tarifmitarbeiter aus 2015, die wegen der Verluste in der größten Krise der Konzerngeschichte entfiel.

Für Prämie müssen Verträge geändert werden

Um einen solchen Geldsegen in diesen Zeiten möglich zu machen, müssen Verträge geändert werden: Bislang hatte die Belegschaft, die im Tarif arbeitet, Anspruch auf jeden zehnten Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern bei der Pkw-Kernmarke. Doch ohne Gewinn gab es nichts zu verteilen. "Künftig wird die Bemessungsgrundlage für die Erfolgsbeteiligung zweijährig sein", schreibt Osterloh in dem Brief an die Mitarbeiter.

1.950 Euro weniger als für 2014

Noch im vergangenen Jahr, vor Bekanntwerden des Skandals um die Abgas-Manipulation, hatte es den regulären Mitarbeiter-Bonus von 5.900 Euro gegeben. Mit der nun angekündigten Prämie - dabei handelt es sich um einen Brutto-Betrag - zahlt VW genau ein Drittel weniger je Mitarbeiter. Insgesamt schüttet der Konzern damit freiwillig 474 Millionen Euro an die Tarif-Belegschaft aus - siebenmal so viel wie die Summe, die für das Jahr 2015 an Dividende fließen soll.

Weil lobt Würdigung der Mitarbeiter

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) begrüßte die Entscheidung. "Es ist gut, dass diese Frage jetzt geklärt ist und das Unternehmen die gute Arbeit der Beschäftigten wieder durch eine Sonderzahlung anerkennt", sagte Weil am Sonnabend in Hannover. Volkswagens Personalchef Karlheinz Blessing hatte zuvor erklärt, die Mitarbeiter hätten im vergangenen Jahr trotz schwieriger Lage eine sehr gute Mannschaftsleistung erbracht. "Ihr starker Einsatz verdient Anerkennung und zahlt sich nun in Form der Erfolgsbeteiligung aus", so Blessing. Die Zahlung sei auch ein deutliches Signal dafür, dass Vorstand und Betriebsrat die großen Herausforderungen gemeinsam in Angriff nehmen würden.

Osterloh: "Mehrarbeit hat das Bild geprägt"

Nachdem sich VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh am Mittwoch lautstark am Werk in Wolfsburg für die Mitarbeiter eingesetzt hatte, begrüßte er nun die Zahlung: "Die Belegschaft unserer Werke stand im vergangenen Jahr unter hoher Belastung. Sonderschichten und Mehrarbeit haben das Bild geprägt. Sie haben gezeigt, dass sie auch in schwieriger Zeit fest zum Unternehmen stehen." Zwischen Vorstand und Betriebsrat herrsche daher Einigkeit, dass sich die Mitarbeiter die Erfolgsbeteiligung verdient hätten.

Volkswagen Mitarbeiter bei einer Kundgebung im VW Werk. © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte
Mehr als 3.000 VW-Mitarbeiter demonstrierten für ihre Boni.
"Nicht auf Erreichtem ausruhen"

Trotz der ausgehandelten Prämienzahlung, warnte Osterloh am Montag aber auch davor, sich auf Erreichtem auszuruhen. "Der Diesel-Skandal belastet uns nach wie vor. Gleichzeitig werden wir jetzt die ersten Schritte hin zu einem Zukunftspakt machen." Mit diesem Pakt will die Arbeitnehmervertretung in den kommenden Monaten Zusagen für die Zukunft der Werke, deren Schwerpunkte und künftige Jobprofile vertraglich regeln. Das geschieht mit Blick auf den Plan von VW, mehr als 3.000 Bürojobs in der Verwaltung abzubauen. Nächsten Donnerstag treffen sich die IG Metall und Volkswagen zur dritten Runde der laufenden Haustarifverhandlung.

Demonstrationen am Mittwoch

Mehr als 30.000 VW-Mitarbeiter hatten Mitte der vergangenen Woche auf dem Wolfsburger Werksgelände für ihre Boni demonstriert. Die aktuelle Krise dürfe nicht auf dem Rücken der Belegschaft ausgetragen werden, sagte Osterloh. Auch an anderen VW-Standorten in Niedersachsen hatten sich Mitarbeiter zum Protest getroffen, zum Beispiel in Braunschweig, Emden und Hannover.

Weitere Informationen
Martin Winterkorn auf der Jahrespressekonferenz in Wolfsburg. © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte

VW-Vorstände kassieren Millionenrenten

Wenn es um die Vorstände geht, geizt VW weder bei Boni noch bei Renten: 28,6 Millionen Euro Pension sind allein für den wegen des Diesel-Skandals zurückgetretenen Konzernchef Winterkorn eingeplant. (30.04.2016) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 14.05.2016 | 14:00 Uhr

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