Prozess gegen Verdächtigen im Fall "Maddie" vorerst geplatzt

Stand: 20.04.2023 21:54 Uhr

Das Landgericht Braunschweig hat sich für eine Anklage gegen den auch im Fall "Maddie" verdächtigen Christian B. als nicht zuständig erklärt. Vor seiner Flucht nach Portugal habe er nicht in Braunschweig gelebt.

Die Strafkammer gehe davon aus, dass der letzte deutsche Wohnsitz von Christian B. außerhalb des eigenen Zuständigkeitsbereichs liege. Das teilte das Landgericht Braunschweig am Donnerstag mit. Der Verdächtige soll demnach als Eigentümer eines Grundstücks in Sachsen-Anhalt eingetragen gewesen sein. Daher hätte die Anklage andernorts erfolgen müssen, hieß es.

Staatsanwaltschaft will wohl Beschwerde einlegen

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig will sich mit dem Beschluss des Landgerichts offenbar nicht abfinden. Man werde vermutlich Beschwerde beim Oberlandesgericht einreichen, sagte Sprecher Hans Christian Wolters dem NDR in Niedersachsen. Solange dort nichts entschieden ist, gehe die Braunschweiger Staatsanwaltschaft unverändert davon aus, für den Verdächtigen im Fall Maddie zuständig zu sein. Entsprechend werde in diesem Fall auch weiter ermittelt.

Anklage wegen mehrerer Sexualverbrechen in Portugal

In dem Verfahren geht es um eine Anklage der Staatsanwaltschaft Braunschweig vom vergangenen Oktober. Dem 46-Jährigen werden drei Fälle schwerer Vergewaltigung und zwei Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern vorgeworfen. Die Taten soll er zwischen 2000 und 2017 in Portugal begangen haben. Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft hält Christian B. zudem im Fall "Maddie" für tatverdächtig. Die damals dreijährige Madeleine "Maddie" McCann war im Mai 2007 aus einer Ferienanlage in Portugal verschwunden. Die Braunschweiger Behörde hatte ihre Zuständigkeit für Ermittlungen gegen den Mann daraus abgeleitet, dass der Verdächtige seinen letzten in Deutschland gemeldeten Wohnsitz in Braunschweig hatte. Dem Gericht gegenüber gab Christian B. aber an, dass er nach seiner Braunschweiger Zeit einen neuen Wohnsitz in Sachsen-Anhalt hatte.

Fall "Maddie": Verdächtiger verbüßt zurzeit siebenjährige Haftstrafe

Zurzeit verbüßt B. eine siebenjährige Haftstrafe, die er für die Vergewaltigung einer US-Amerikanerin im Jahr 2005 im portugiesischen Praia da Luz bekam. Diese Haftzeit wäre nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft im September 2025 voll verbüßt. Mit der Entscheidung jetzt hob das Landgericht Braunschweig zwar einen zusätzlichen Haftbefehl auf. Dies habe aber keinen Einfluss auf die weitere Verbüßung der derzeitigen Strafhaft, hieß es.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 21.04.2023 | 08:00 Uhr

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