Stand: 23.01.2018 21:15 Uhr

"Friederike": Fast eine Million Kubikmeter Wald kaputt

Das Orkantief "Friederike" hat in vielen Wäldern der Niedersächsischen Landesforsten schwere Schäden verursacht. "Wir gehen bisher davon aus, dass im Landeswald insgesamt rund 950.000 Kubikmeter überwiegend Nadelholz geworfen wurden", sagte ein Sprecher. Sie aufzuräumen und aufzuarbeiten werde voraussichtlich Monate in Anspruch nehmen. Betroffen sind den Angaben zufolge vor allem der Harz und der Solling. Im Solling verzeichnen die Landesforsten "größere Flächenwürfe, wie es sie zuletzt vor elf Jahren bei Orkan 'Kyrill' gegeben hat".

Unzugängliche Waldgebiete werden überflogen

Am schwersten habe es das Forstamt Neuhaus im Zentrum des Sollings getroffen, so der Sprecher. Dort habe das Orkantief ersten Schätzungen zufolge rund 300.000 Kubikmeter Wald gefällt. Im Vergleich dazu scheint der Harz sogar noch relativ glimpflich davon gekommen zu sein. Für alle vier Harzforstämter rechnen die Landesforsten mit rund 200.000 Kubikmetern umgeworfenem Holz. Um die weiteren Schäden abschätzen zu können, werden die derzeit noch unzugänglichen Waldgebiete in den kommenden Tagen überflogen. Bereits jetzt steht laut Landesforsten fest, dass sich die Schäden in Südniedersachsen konzentrieren, der Norden dagegen ist weitgehend verschont geblieben. Im Raum Weser-Ems sei etwa jeder zehnte Baum, der pro Jahr gefällt wird, "Friederike" zum Opfer gefallen, sagte der Präsident des deutschen Forstwirtschaftsrates, Georg Schirmbeck, NDR 1 Niedersachsen. Das sei deutlich weniger als bei "Kyrill" vor elf Jahren.

Weiter Gefahr durch herabstürzende Äste

Im Zuständigkeitsbereich der niedersächsischen Landesforsten sind die meisten Straßen mittlerweile wieder passierbar - die Arbeiten auf den Waldwegen werden dagegen "noch einige Wochen in Anspruch nehmen", sagte Landesforsten-Vizepräsident Klaus Jänich. Überall bestehe jedoch weiter Gefahr durch herabstürzende Äste und nachbrechende Bäume. Die Bürger sollten deshalb auf Waldbesuche zunächst verzichten - gerade in den besonders betroffenen Bereichen, so Jänich. Wenn alle Sturmfolgen beseitigt wird und es dann ans Wiederaufforsten geht "haben wir den Klimawandel im Blick und legen Wert auf stabile Mischwälder", sagte Jänich. Vor allem die jetzt stark betroffenen Nadelholzbestände sollen in den kommenden Jahren mit weiteren Baumarten angereichert und dadurch stabilisiert werden.

VGH rechnet mit 30 Millionen Euro Kosten

Der größte niedersächsische Regionalversicherer VGH rechnet ersten Schätzungen zufolge mit Kosten in Höhe von insgesamt rund 30 Millionen Euro. Bislang habe man rund 10.000 Sachschäden aufgenommen, hieß es. Damit dürfte "Friederike" die VGH deutlich günstiger kommen als "Kyrill". Damals musste die Versicherung betroffenen Kunden mehr als 80 Millionen Euro auszahlen.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | 23.01.2018 | 16:50 Uhr

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