Attacken auf Haus eines Journalisten: Verfahren eingestellt
Ein Neonazi soll 2019 das Braunschweiger Wohnhaus von David Janzen mit Ketchup und Essigessenz attackiert haben. Das Verfahren wurde eingestellt - der Journalist ist enttäuscht.
Ziel der Angriffe war David Janzen, Journalist und langjähriger Sprecher des Braunschweiger "Bündnisses gegen Rechts", daran besteht kein Zweifel. Wie Janzen am Montag mitteilte, hat das Amtsgericht Braunschweig das Verfahren gegen den rechtsextremen Pierre B. aber dennoch eingestellt - gegen eine Geldauflage von 240 Euro. Ein Sprecher des Amtsgerichts bestätigte dem NDR in Niedersachsen, dass das Verfahren bereits am 1. Oktober wegen Geringfügigkeit des Vorwurfs eingestellt wurde.
Ketchup am Haus, Säure im Briefkasten
"Selbst in diesem Fall, wo die Polizei einen Verdächtigen sogar bei einer seiner Taten gefilmt hat, wird das Verfahren gegen eine lächerliche Geldauflage eingestellt", schrieb Janzen am Montag im Portal "DokuRechts" und beklagte ein "Versagen der Justiz". Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Braunschweig soll B. am 18. Oktober 2019 Ketchup an die Tür von Janzens Wohnung geschüttet haben. Dabei sei er von einer kurz zuvor angebrachten Überwachungskamera gefilmt worden. Bereits einen Tag zuvor war das Haus des Journalisten mit Ketchup beschmiert worden. Außerdem hatte jemand eine ätzend riechende Flüssigkeit in den Briefkasten geschüttet. Janzen hatte nach eigenen Angaben beim Öffnen des Briefkastens Atemwegsreizungen erlitten.
Drohungen gegen Janzen nach Mord an Lübcke
Nach dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke im Juni 2019 waren in der rechten Szene massive Drohungen gegen Janzen laut geworden. Zum Beispiel hieß es in einem Video: "Gestern Walter, heute Janzen". Kurz darauf stand "Wir töten dich! Janzen" an der Haustür des Journalisten, der seit Jahren über die rechte Szene berichtet. In beiden Fällen wurden die Ermittlungsverfahren ebenfalls eingestellt. "Die bittere Erkenntnis nach monatelangen Bedrohungen und Aktionen der Neonazis gegen mich und meine Familie ist, dass die Täter ohne wirkliche Konsequenzen davonkommen", schrieb Janzen am Montag.
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