Geflügelpest: Massiver Ausbruch der Vogelgrippe befürchtet
Die Geflügelpest breitet sich in Niedersachsen immer weiter aus. Die Angst der Geflügelhalter ist groß. Auch Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) ist mit Blick auf den Herbst in Sorge.
Nach Angaben des Agrarministeriums in Hannover gab es seit dem 1. Juli landesweit zehn Ausbrüche der Infektionskrankheit in sieben Landkreisen, zuletzt in der Grafschaft Bentheim. Insgesamt mussten seitdem bereits rund 616.000 Tiere getötet werden - mehr als während der gesamten Epidemie im vergangenen Herbst und Winter. Damals wurden insgesamt etwa 510.000 Tiere gekeult. Die Kosten der Geflügelpest 2021/2022 betrugen dem Ministerium zufolge gut 9,8 Millionen Euro.
Das Virus ist erstmals auch im Sommer präsent
"Anders als in all den Jahren zuvor ist das Geflügelpest-Virus im Sommer 2021 erstmals nicht mit den Zugvögeln verschwunden, sondern in den heimischen Wildvögeln verblieben", erläuterte die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast am Mittwoch im Agrarausschuss des Landtags. "Damit hat das Geflügelpest-Geschehen eine neue, sehr besorgniserregende Qualität angenommen", sagte die CDU-Politikerin. Zumal der Höhepunkt des Vogelzugs noch anstehe. Junge Wildvögel mit wenig Immunschutz kommen nach Deutschland und könnten sich schnell infizieren.
Die Branche wartet auf einen wirksamen Impfstoff
Auch die Branche ist in großer Sorge: "Die Situation ist sehr ernst, und die Angst der Geflügelhalter ist sehr groß", sagte der Präsident des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft, Friedrich-Otto Ripke, am Mittwoch. Trotz des hohen Standards von Biosicherheitsmaßnahmen sei das Virus nicht aus den Ställen herauszuhalten, sagte Ripke. Dies gelte in Niedersachsen besonders für die Betriebe in der Nähe von Gewässern. Dringend notwendig sei ein wirksamer Impfstoff gegen das Virus. Auch Otte-Kinast sprach sich für die Entwicklung eines Impfstoffes aus. Eine weitere Maßnahme sei die "Verringerung der Dichte kommerzieller Geflügelhaltungen in Gebieten mit einer hohen Geflügeldichte".
Europaweit mussten 44 Millionen Tiere gekeult werden
Europaweit mussten laut niedersächsischem Agrarministerium wegen Krankheitsausbrüchen in Geflügelhaltungen zwischen September 2021 und Juni 2022 über 44 Millionen Tiere gekeult werden. Laut Robert Koch-Institut (RKI) ist die Übertragung von Vogelgrippeviren vom Tier auf den Menschen nicht sehr effektiv. Die Erreger seien für den Menschen nicht sehr infektiös.