Trockenheit in MV: Feldern, Wäldern und Gewässern fehlt Wasser

Stand: 12.06.2023 07:35 Uhr

Landwirte bangen um ihre Ackerpflanzen, Obstbauern um ihre jungen Apfelbäume. Die Wasserstände in den Gewässern sinken vielerorts. Auch Wildtiere leiden unter der Trockenheit.

von Franziska Drewes

Frank Schiffner ist besorgt. Er ist Pflanzenbaureferent beim Landesbauernverband. Seinen Worten nach hat sich die Lage in den vergangenen Wochen zugespitzt. „Bis zum April waren die Niederschläge ausreichend und die Lage auf den Feldern relativ entspannt. Nun sind die Oberböden weitgehend ausgetrocknet“. Das zeigt auch der Dürremonitor vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Sämtlichen Pflanzen fehlt Wasser, in nahezu allen Regionen, insbesondere Kulturen auf leichten bzw. sandigen Böden sind betroffen, weil dort das Wasser nicht gut gehalten werden kann. Laut NDR-Wetterstudio auf Hiddensee wird es auch in den nächsten Tagen nicht regnen.

 

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Das Bild zeigt eine Traktor der eine staubwolke auf einem Feld aufwirft. © dpa / picture-alliance Foto: Jens Büttner

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Ackerpflanzen verkümmern

Wintergetreide, Mais, Zuckerrüben, auch Raps können sich nicht so entwickeln wie gewünscht und das ist sichtbar. Getreide vergilbt, der Winterraps bildet eher schmächtige Körner aus. Noch ist nicht absehbar, wie hoch die Ertrags- und Qualitätsverluste am Ende ausfallen werden. Aber beim Grünland und Ackerfutter gibt es bereits Mindererträge, weiß Frank Schiffner. „Für den zweiten Schnitt, der voraussichtlich im Juli/August ansteht, wächst im Moment einfach nicht genug nach."

Junge Apfelbäume müssen bewässert werden

Ähnlich angespannt sieht es im Obstbau aus. Vor allem neugepflanzte Apfelbäume sind akut gefährdet, weil durch die strahlungsintensive Sonne etwa das morgendliche Tauwasser schnell verdunstet. Darauf verweist Rolf Hornig, Obstbauexperte bei der LMS- Agrarberatung des Landes. "Die Wurzeln der jungen Bäume sind zu kurz, um aus der Tiefe Wasser ziehen zu können. Sie müssen bewässert werden. Aber nicht jeder Obstbaubetrieb hat eine Beregnungsanlage oder einen Brunnen". So kommt es in diesen Tagen vor, dass Landwirte mit kleinen Traktoren und Wasserkanistern durch die Obstplantagen fahren und junge Bäume bewässern. Rolf Hornig ist sich sicher, dass es im Obstbau künftig ohne Bewässerung nicht mehr gehen wird. Er verweist auf die zahlreichen trockenen Jahre der Vergangenheit.

Speicherbecken sehr kostenintensiv

Vor allem während der Vegetationszeit benötigen die Pflanzen Wasser. Speicherbecken, die die Winterfeuchtigkeit auffangen, wären laut Rolf Hornig eine Möglichkeit. Doch die seien sehr kostenintensiv. Nicht jeder Betrieb könne sich solch eine Anlage leisten. Und nicht jedes Unternehmen hat einen perfekten Standort für einen Brunnen. „Nicht überall lassen sich tiefere Bodenschichten anzapfen, weil auch da Wasser fehlt.“ Bislang werden laut Statistischem Amt etwa 1,6 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche in Mecklenburg-Vorpommern bewässert.

Sinkende Wasserstände

Vor allem in kleineren Flüssen und Bächen, etwa in der Recknitz oder im Tarnewitzer Bach sinken gerade wieder die Wasserstände. Das zeigt das Pegelportal MV. Und so sinken auch die Überlebenschancen aller Wassertiere, da sich das Wasser stark erwärmt, der Sauerstoffgehalt sinkt und die Konzentration von Schadstoffen steigt. Darauf verweist das Leibniz- Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei.

Auch Wildtiere leiden

Laut Landesjagdverband werden gerade verstärkt vorhandene, aber ausgetrocknete Suhlen vernässt. Diese sind für Schwarzwild und Rothirsche wichtig, da diese sehr stark mit Parasiten befallen sind und der Schlamm hilft den Tieren dabei, sich von den Parasiten zu befreien. Auch kleine Wildtiere wie Mäuse, Feldhamster, Fasane oder Hasen sind von der Trockenheit betroffen. Auf der Suche nach Wasser legen sie laut Landesjagdverband weite Strecken zurück, sind geschwächt und so stärker gefährdet, gefressen zu werden. An den übrig gebliebenen Wasserquellen warten Waschbär und Marder.

Tränken im Garten helfen

Wer mag, kann Schalen mit frischem Wasser in den Garten oder auf den Hof stellen, bestenfalls aus Ton, damit die Tiere nicht abrutschen. Die kleinen Tränken sollten eine Ein- und Ausstiegshilfe haben, damit Igel, Mäuse oder Feldhamster nicht ertrinken. Am besten eignen sich dafür Steine, kleine Hölzer oder Äste

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 12.06.2023 | 05:00 Uhr

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