Nord Stream 2 vor dem Aus: Investoren ziehen sich zurück
Die Betreibergesellschaft der deutsch-russischen Gaspipeline Nord Stream 2 ist offenbar pleite. Erste Investoren aus Europa ziehen sich nun zurück.
Steht die umstrittene Ostsee-Pipeline von Nord Stream 2 vor dem wirtschaftlichen Aus? Während die Nachrichtenagentur Reuters sich auf Firmeninterna beruft und auch Schweizer Behörden von der Zahlungsunfähigkeit sprechen, dementiert das Unternehmen nun. Es sei kein Insolvenzantrag gestellt worden.
Die Betreibergesellschaft hat den Angaben zufolge Zahlungsschwierigkeiten, mehr als 100 Arbeitsverträge sind am Firmensitz in der Schweiz gekündigt worden. Am Dienstag war zudem bekanntgeworden, dass auch die Schweriner Betreibergesellschaft des deutschen Teils der Pipeline ihren Betrieb eingestellt hat. "Aufgrund der Situation bei der Nord Stream 2 AG sind die Aktivitäten der Gas for Europe GmbH gestoppt", erklärte ein Sprecher auf Anfrage des NDR.
Europäische Investoren ziehen sich zurück
Die fünf europäischen Finanzinvestoren reagieren bereits und ziehen sich zurück: Die niederländisch-britische Firma Shell will ihre Zusammenarbeit mit Gazprom beenden. Und auch der österreichische Energiekonzern OMV prüft, ob sich dieser weiter an Nord Stream 2 beteiligen wird. Das Düsseldorfer Unternehmen Uniper sagte bereits am Dienstag gegenüber dem NDR, dass mögliche Verluste von 900 Millionen Euro Investitionen geprüft würden.
Umwelthilfe bezeichnet Projekt als "endgültig beerdigt"
Die Deutsche Umwelthilfte bezeichnet das Pipeline-Projekt derweil als "engültig beerdigt". Die Milliarden teure Pipeline werde als eine der größten Fehlinvestitionen in die europäische Wirtschaftsgeschichte eingehen.
Mündliche Gerichtsverfahren abgesagt
Das absehbare Ende der umstrittenen Gasleitung hat auch Auswirkungen auf anhängige Gerichtsverfahren. Wie das Oberverwaltungsgericht Mecklenburg-Vorpommerns in Greifswald mitteilte, wurden zwei für März geplante mündliche Verhandlungen abgesagt.
Darum hätten unter den aktuellen Umständen alle Beteiligten gebeten. Bei der Klage des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) gegen das Bergamt Stralsund ging es nach Angaben der Umweltschutzorganisation unter anderem um den Vorwurf einer unvollständigen Umweltverträglichkeitsprüfung.
Entlassungen seien die Konsequenz auf Sanktionen
Gegen die Betreiber der deutsch-russischen Pipeline in der Ostsee waren im Zuge des Einmarsches Russlands in die Ukraine durch die USA in der vergangenen Woche Sanktionen verhängt worden. Die Bundesregierung hatte zudem das für den Gastransport nötige Genehmigungsverfahren auf Eis gelegt. Die Entlassungen seien nun die Konsequenz, teilte die Aktiengesellschaft mit.
Nord Stream 1 liefert weiterhin Gas
Trotz einer möglichen Pleite von Nord Stream 2 ist die Gasanlandestation in Lubmin gesichert. Die Schwesterleitung Nord Stream 1 liefert weiterhin russisches Gas dorthin. Der Erhalt technischer Anlagen ist von den US-Sanktionen ausgenommen.
