AfD-Fraktionschef Kramer schrammt an Niederlage vorbei
Es dauerte länger als geplant und schon das war ein Hinweis, dass es nicht rund laufen würde für Nikolaus Kramer: Bei der turnusmäßigen Wahl des AfD-Fraktionsvorstands konnte sich der 45-Jährige erst im dritten Wahlgang durchsetzen.
Kramer musste zittern, denn er hatte einen fraktionsinternen Widersacher und Gegenkandidaten. Enrico Schult, Bildungsexperte der Fraktion und einer der beiden AfD-Landesvorsitzenden, griff am Dienstag ebenfalls nach dem Chefposten in der Fraktion. Anders als Kramer gab sich Schult in der Vergangenheit ein betont sachliches Auftreten, laute Töne sind eher nicht seine Sache. Für Schult sprach in den Augen einiger außerdem, dass er als einziger der 14 Abgeordneten sein Mandat direkt gewinnen konnte. Auch Kramer schaffte es als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl vor einem Jahr nur über die Liste.
Gegenkandidat zieht zurück
Im Sitzungssaal 202 im Schweriner Schloss entwickelte sich nach einer kurzen Vorstellungsrunde ein echter Abstimmungskrimi, der zeigte, dass ein Riss quer durch die Fraktion geht. Der erste Wahlgang endete im Patt - mit 7 Stimmen für Kramer und 7 Stimmen für Schult. Auch die zweite Abstimmungsrunde brachte das gleiche Ergebnis. Eigentlich hätte danach laut Fraktionssatzung das Los entscheiden müssen. Schult aber gab nach und zog seine Kandidatur zurück. Den Fraktionschef per Los zu ermitteln, wäre nicht klug, meinte er.
Kramer sieht seine Arbeit gewürdigt
Im dritten Wahlgang - dann ohne Gegenkandidaten - stimmten schließlich 9 der 14 Abgeordneten für Kramer. Er meinte im Anschluss, es sei "aus der Luft gegriffen", nach den nötigen Wahlgängen von einer Schwächung zu sprechen, im Gegenteil: Seine Arbeit sei gewürdigt worden. Kramer und Schult betonten in ihrem kurzen gemeinsamen Pressestatement, es liege keine Rivalität vor, man wolle weiter "konstruktiv" zusammenarbeiten. Ziel, so Kramer, sei eine Regierungsbeteiligung.
Nächste Wahlen in zwei Jahren
Kramer steht seit 2017 an der Spitze der AfD-Fraktion im Landtag Mecklenburg-Vorpommerns. Als Spitzenkandidat seiner Partei musste er im September 2021 deutliche Verluste verantworten. Die AfD kam auf 16,7 Prozent - gut vier Prozentpunkte weniger als bei der Wahl 2016. An Kramers Seite steht weiter der Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Thore Stein. Auch er konnte sich erst im zweiten Wahlgang gegen seinen Gegenkandidaten Thomas de Jesus Fernandes durchsetzen. In zwei Jahren wird der Fraktionsvorstand der AfD erneut gewählt, so will es die Fraktionssatzung.