MV-Werften: Positive Reaktionen auf Insolvenzverwalter
Die Landesregierung, die IG Metall und der Betriebsrat der insolventen MV Werften haben die Berufung eines Insolvenzverwalters begrüßt. Jetzt gebe es einen zentralen Ansprechpartner, lobten alle drei Seiten nach einem gemeinsamen Gespräch. Das Amtsgericht Schwerin hatte zuvor den Wirtschaftsjuristen Christoph Morgen für die Aufgabe benannt.
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sagte nach dem Treffen mit der IG-Metall und den Betriebsräten, sie freue sich, dass die Entscheidung auf Christoph Morgen gefallen sei. Sie lobte ihn als erfahrenen Krisenmanager, es habe bereits ein Gespräch mit ihm gegeben. Morgen kommt aus der Hamburger Kanzlei Brinkmann & Partner, die sich mit Werften-Insolvenzen in MV auskennt. Brinkmann & Partner hatte die Pleite der PS-Werften in Stralsund und Wolgast abgewickelt und Käufer gefunden.
Erste Aufgabe: Lohnauszahlung
Schwesig sagte, jetzt müsse aus dem Insolvenzverfahren das Beste gemacht werden. Die Pleite sei bitter, aber nicht das Ende. Aufgabe des Insolvenzverwalters sei es zunächst, den rund 1.900 Beschäftigten die fehlenden Dezember-Löhne auszuzahlen. Darauf setzt auch die IG Metall. Wichtig sei auch, dass die "Global 1" in Wismar fertig gebaut werde. Ein zu 75 Prozent fertiges Schiff könne nicht einfach liegen gelassen werden.
Am Donnerstag will Schwesig gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter die Werft in Wismar besuchen - auch der Landtag beschäftigt sich am Donnerstag in einer Sondersitzung mit der Lage der insolventen Werften.
CDU: Regierungsversagen in Schwerin und Berlin
Unterdessen hat die CDU-Landtagsfraktion Land und Bund vorgeworfen, die Werften fallen gelassen zu haben. Der Ampel-Regierung in Berlin und der rot-roten Landesregierung sei es nicht gelungen, Antworten in einer schwierigen Lage zu finden. Mit dem Beharren auf einen weiteren Eigenanteil des Eigners an der Baufinanzierung der "Global One" in Höhe von 60 Millionen Euro hätten Bundesregierung und Landesregierung gezeigt, dass sie die Schwierigkeiten des Genting-Konzerns wegen der Corona-Krise nicht verstünden. Die oppositionelle AfD im Landtag forderte einen Untersuchungsausschuss.
Ostbeauftragter: Eigentümer handelt verantwortungslos
Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), verweist dagegen auf die Rolle des Mutterkonzerns: "Bund und Land haben dem Eigentümer die Hand ausgestreckt, um die Werften durch die Krise zu bringen", sagte Schneider dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Es sei für die Beschäftigten eine bittere Erfahrung, dass Genting Hongkong unwillig sei, die Verantwortung für sein Unternehmen wahrzunehmen. Die politischen Entscheidungsträger stünden weiterhin zur Verfügung, alle vertretbaren Schritte zu unternehmen, um Arbeitsplätze, Wissen und Technologie zu sichern, betonte Schneider.
Minister Meyer sieht Offshore-Windkraft als Perspektive
Das Land Mecklenburg-Vorpommern will gemeinsam mit dem Bund neue Initiativen starten, um die maritime Industrie zu halten. Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) setzt auf die Energiewende: Alles, was schwimmt, könnten die Werften bauen, sagte er. Dazu gehörten auch Plattformen für Windenergie auf See - für den Standort Stralsund gebe es bereits Interessenten. Wichtig sei auch, dass in Wismar das fast fertige Kreuzfahrtschiff "Global One" zu Ende gebaut werde. Darüber müsse der künftige Insolvenzverwalter entscheiden.
Land will mit betroffenen Kommunen reden
Die Landesregierung kündigte Gespräche mit den betroffenen Kommunen an. Offen ist, ob an den Standorten schnell Perspektiven entwickelt werden können. Die Werft-Grundstücke gelten als Tafelsilber, sie gehören Gesellschaften des Mutterkonzerns der MV-Werften, Genting Hong Kong. Für Stralsund hat die Eigentümergesellschaft offenbar keine Insolvenz beantragt.
Kreuzfahrtgeschäft durch Pandemie zusammengebrochen
Genting hatte die MV-Werften 2016 gekauft, um Kreuzfahrtschiffe für das eigene Unternehmen zu bauen. Auf der Werft in Wismar liegt eines der weltgrößten Kreuzfahrtschiffe mit Platz für knapp 10.000 Passagiere. Es ist zu 75 Prozent fertiggestellt. Mit der Corona-Pandemie ist das Kreuzfahrtgeschäft des Unternehmens allerdings massiv eingebrochen und in der Folge auch der Bau der neuen Schiffe.
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