Kontroverse Nandu-Jagd in MV
Der Nandu in Nordwestmecklenburg: Vor 20 Jahren büxten an der Grenze zu Schleswig-Holstein sechs Tiere aus - und vermehren sich seitdem fleißig. Bis zu 600 Nandus wurden vor einigen Jahren gezählt, inzwischen ist es etwa die Hälfte.
Weil die Schäden in der Landwirtschaft zu groß waren, darf der Vogel seit knapp einem Jahr bejagt werden. Durch das Fernglas zählt Jäger Heiko Funk 31 Tiere. Sie fressen Rapspflanzen auf einem Feld bei Utecht - in etwa 50 Metern Entfernung. So viele Tiere an einem Ort sind nur noch selten zu sehen, seitdem sie bejagt werden, erklärt Funk.
Jäger in der Region sehen Jagdtourismus kritisch
Jäger aus ganz Deutschland und dem Ausland posierten mit erlegten Nandus im Internet. Das sorgte für Diskussionen. Heiko Funk ist zweiter Vorsitzender des Kreisjagdverbands Nordwestmecklenburg. Er sieht den Jagdtourismus kritisch: "Den lehnen wir eigentlich komplett ab. Es ist auch eine Frage der Zeit, bis die Jagd wieder eingestellt wird. Es ist nur eine Begrenzung der Stückzahl, dass nicht so viele Nandus wie da, über Wochen an einer bestimmten Stelle stehen und Schaden am Raps machen."
Ranger: Verhalten der Nandus hat sich verändert
70 Nandus wurden seit April vergangenen Jahres geschossen - für einige Jäger ist so ein erlegtes Tier eine begehrte Trophäe. Jährlinge und Einjährige können das ganze Jahr über geschossen werden. Ältere Vögel haben im Sommer eine Schonzeit. Das Verhalten der Nandus hat sich seit Jagdbeginn verändert, registriert Mario Axel, Ranger aus dem Biosphärenreservat Schaalsee: "Man merkt einfach - die Nandus sind aufmerksamer und sie haben eine andere Fluchtdistanz. Wenn man mit dem Auto irgendwo anhält und auf die Nandus zugeht, dann ist schon eine Verhaltensänderung da." Noch vor zwei Jahren sei Axel bis auf drei Meter an die großen Vögel herangekommen - nun sind es 30.
Nandus wandern weiter - Landwirte in MV zufrieden
"Das Populationsgebiet wird größer", erklärt der Ränger, die Nandus hätten nun den Wald für sich entdeckt. Die Tiere wandern weiter weg, einige wurden schon viele Kilometer entfernt von ihrem eigentlichen Gebiet am Schaalsee gesichtet. Das passt auch den Landwirten. Wenn sich die Nandus in kleineren Gruppen auf viele Flächen verteilen, ist der Schaden eines einzelnen Landwirts nicht mehr so hoch, sagt Reinhard Jahnke. Auf seinen Feldern bei Utecht waren die Tiere Stammgäste, verursachten zwischen 3.000 und 5.000 Euro Schaden pro Jahr. Seitdem die Nandus bejagt würden, könne Jahnke mit den Schäden, die immer noch auftreten, leben.
Nandu-Population soll bleiben
Das Jagdrecht für Nandus bleibt. Denkbar wären längere Schonzeiten, sollte die Population stark zurückgehen. Denn eins wollen alle nicht: den Nandu ausrotten.
