Kliniken: Reform soll finanziellen Druck senken

Stand: 06.12.2022 16:24 Uhr

Die Finanzierung der Krankenhäuser in Deutschland soll geändert werden. Bundesgesundheitsminister Lauterbach spricht von einer "Revolution im System". In MV fallen die Reaktionen unterschiedlich aus.

Die Versorgung von Patienten in Krankenhäusern soll sich künftig stärker an medizinischen Notwendigkeiten und weniger an wirtschaftlichen Interessen ausrichten. Das hat die Regierungskommission zur Krankenhausversorgung am Dienstag in Berlin empfohlen. Kliniken erhalten derzeit pro Patient und Diagnose eine feste Vergütung unabhängig vom Aufwand, die "Fallpauschale". Diese Finanzierung soll laut Kommission durch die Bezahlung nach "Vorhalteleistungen" weiterentwickelt werden. Die Pauschalvergütung setze die Krankenhäuser unter hohen Leistungsdruck; die Kommission sprach von einem "Hamsterrad".

Erstattung der Vorhaltekosten

Um den wirtschaftlichen Druck auf die Krankenhäuser zu senken, empfiehlt die Kommission, einen festen Betrag als "Vorhaltekosten" zu definieren. Dazu will sie die Krankenhäuser in drei Leistungsgruppen unterteilen und Mindestvoraussetzungen für Ausstattung und Personal festlegen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bezeichnete das Reformvorhaben als "Revolution". Das Fallpauschalen-System müsse überwunden werden. "Künftig sollen Qualität und Angemessenheit allein die Kriterien für gute Versorgung sein."

Schwesig begrüßt Lauterbachs Pläne

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) begrüßte die Vorschläge der Regierungskommission. "Es wird Zeit, die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten wieder in den Mittelpunkt zu stellen und den finanziellen Druck von den Kliniken zu nehmen. Genauso richtig finde ich, dass die Fallpauschalen in Zukunft nur noch einen Teil der Finanzierung ausmachen sollen", sagte Schwesig. Im Kinder- und Jugendbereich könne die Absenkung der Fallpauschale um 60 Prozent jedoch nur ein erster Schritt in die richtige Richtung sein, sie müssten in diesem Bereich ganz und gar abgeschafft werden.

Krankenhausgesellschaft reagiert skeptisch

Der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern, Uwe Borchmann, reagierte skeptisch. Einerseits gebe es bereits Pauschalen für regionale Krankenhäuser, die eine gewisse Grundversorgung vorhalten. Auch sei nicht klar, ob die angestrebte wohnortnahe Grundversorgung sich auch auf den medizinischen Bereich und nicht nur auf den pflegerischen beziehe, so Borchmann bei NDR MV Live. Die Reform biete zwar „die Chance zu einer besseren Grund- und Regelversorgung“. Aber ob es so weit kommt, sei offen.

 

Weitere Informationen
Pflegekräfte auf der Intensivstation bei der Arbeit. © Screenshot

Hoher Krankenstand: Angespannte Personallage in Krankenhäusern in MV

Der hohe Krankenstand könne auch in Mecklenburg-Vorpommern zum Problem werden, sagte Gesundheitsministerin Drese bei NDR MV Live. mehr

Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit. © dpa Foto: Kay Nietfeld

Krankenhaus-Reform: Lauterbach spricht von "Revolution"

Die Medizin werde wieder in den Vordergrund gestellt und folge nicht der Ökonomie, sagte der Gesundheitsminister. Fallpauschalen soll es seltener geben. extern

Schild: Krankenhaus Demmin

Demmin: Weiterer Millionen-Kredit für Krankenhaus

Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte hat der Kreditaufnahme in Höhe von sechs Millionen Euro zugestimmt. mehr

Krankenhauspersonal läuft einen Flur entlang. © imago images Foto: Shotshop

Wer zahlt für die "LUP-Kliniken"?

Der Landrat plant die Zusammenlegung von drei Kliniken im Landkreis Ludwigslust-Parchim: Noch sind viele Fragen offen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 06.12.2022 | 17:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Ein ausgebrannter Geldtransporter steht nach einem Überfall an der Anschlussstelle Gützkow in Mecklenburg-Vorpommern. © picture alliance/dpa

Geldtransporter bei Gützkow ausgeraubt: Ermittlungen eingestellt

Die gesammelten Beweise reichen laut Staatsanwaltschaft nicht aus, um zehn Tatverdächtige gerichtsfest zu überführen. mehr

Die neue NDR MV App

Ein Smartphone zeigt die Startseite der neuen NDR MV App © NDR Foto: IMAGO. / Bihlmayerfotografie

Mecklenburg-Vorpommern immer dabei - die neue NDR MV App

Artikel, Podcasts, Livestreams: Die NDR MV App ist ganz neu: übersichtlich, kompakt, benutzerfreundlich, aktuell. mehr