Der frühere Aufsichtsratschef der Universitätsmedizin Rostock, Mathias Brodkorb. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Bernd Wüstneck Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Bernd Wüstneck

Ex-Minister Brodkorb hat Ärger mit den Jusos

Stand: 02.08.2022 13:00 Uhr

Was hat Mathias Brodkorb (SPD) in Schnellroda, beim sogenannten Institut für Staatspolitik (IfS) gemacht? Diese Frage stellen mit einem anklagenden Unterton die Jusos in Mecklenburg-Vorpommern. Denn das IfS im südlichen Sachsen-Anhalt gilt als Zentrum rechtsextremer Vordenker, die mit der Demokratie in Deutschland nicht viel am Hut haben. Der Verfassungsschutz stuft das IfS um seinen Chef Götz Kubitschek als rechtsextrem ein.

von Stefan Ludmann, NDR 1 Radio MV

Kubitschek lud am Wochenende Sympathisanten und Weggefährten zu einem Sommerfest auf sein Anwesen - mit dabei war unter anderem der AfD-Landtagsabgeordnete Jan-Phillip Tadsen. Auch Mathias Brodkorb (SPD) wurde gesichtet. Ein antifaschistisches Rechercheportal veröffentlichte ein Foto des Ex-Ministers, das ihn in Schnellroda zeigt. Die Jusos twitterten schnell anklagende Sätze. Offenbar hatte Brodkorb Demonstranten gegen das Treffen links liegen lassen.

Jusos distanzieren sich

"Wer es nicht schafft, mit lokalen Antifaschist*innen in Kontakt zu treten, dann aber bei den Faschos in der ersten Reihe sitzt, der vertritt nicht unsere Werte", kritisierte der SPD-Nachwuchs. Jusos-Landeschef Marvin Müller sagte dem NDR, Brodkorb habe als Ex-Minister den Eindruck der Nähe zu Rechtsextremen entstehen lassen. Er sei dem auch nicht entgegengetreten. Man distanziere sich von diesem Verhalten.

Brodkorb als Journalist tätig

Brodkorb reagiert gelassen auf die Vorwürfe. Jeder wisse, dass er sich seit etwa 20 Jahren mit dem Thema Rechtsextremismus beschäftige, sagte der 45-Jährige dem NDR. Er verwies auf die Gründung das Rechercheportals "Endstation Rechts", dessen Mitbegründer er in seiner Zeit als Landtagsabgeordneter war. "Nach meinem Ausstieg aus der Politik knüpfe ich da wieder an, ich bin jetzt beruflich als Journalist tätig." Er sei in Schnellroda gewesen, um sich einen eigenen Eindruck zu verschaffen. "Im Journalismus nennt man das Recherche, und die sollte ja kommen, bevor man etwas aufschreibt."

Jusos verwundert über Brodkorb-Einladung

Die Jusos meinten dennoch, üblicherweise sei das IfS sehr zurückhaltend bei Einladungen von Journalisten, man bleibe unter sich. Dass ausgerechnet Brodkorb dort zugelassen werde, befremde. Brodkorb erklärte, seine Kritiker seien etwas "übereifrig", manche würden immer noch nicht verstehen, dass er eben kein Politiker mehr sei. "Ich bin ein ganz normaler Mensch, der als Journalist tätig ist, das ist völlig harmlos und normal." Sein Beitrag über Schnellroda und das IfS erscheine demnächst in einer bundesweiten Zeitung. Er habe, meinte Brodkorb, in Schnellroda mit vielen gesprochen und einiges Interessantes erfahren.

Brodkorb veröffentlicht Beiträge

Schon in der Vergangenheit hatte sich Brodkorb mit Beiträgen unter anderem in der Zeitschrift Cicero mit rechtsextremen Positionen auseinandergesetzt. Kritiker warfen ihm vor, in seiner Analyse zu wohlwollend mit rechtsextremen Haltungen umzugehen. Brodkorb ist studierter Philosoph, er war von 2002 bis 2019 Landtagsabgeordneter und trat nach einem Zerwürfnis mit Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) im April 2019 als Finanzminister zurück.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 02.08.2022 | 12:00 Uhr

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