"Christoph 47" geblendet: Pilot konnte zeitweise nur eingeschränkt sehen

Stand: 30.10.2022 20:46 Uhr

Beim Landeanflug auf der Insel Hiddensee ist die Besatzung des Rettungshubschraubers "Christoph 47" "von einer sehr starken Lichtquelle" geblendet worden, wie Pilot Florian Stegmann gegenüber dem NDR in MV sagte. Die Polizei ermittelt.

Der Besatzung gelang es in der Nacht von Freitag auf Sonnabend trotzdem, den Hubschrauber nahe Vitte sicher zu Boden zu bringen. Die Crew von "Christoph 47" war alarmiert worden, um einen Radfahrer von der Insel holen, der sich bei einem Sturz verletzt hatte. "Wir waren im Landeanflug auf den Verkehrsflugplatz der Insel und wurden dann erst einmal kurz und dann lange geblendet von unten rechts von einer sehr starken Lichtquelle", schilderte Stegmann am Sonnabend bei NDR 1 Radio MV den Vorfall.

"Irgendetwas Suchscheinwerfer-mäßiges muss es gewesen sein"

Der Hubschrauber sei zu diesem Zeitpunkt in rund 60 bis 70 Metern Höhe mit etwa 50 Stundenkilometern geflogen. "Irgendetwas Suchscheinwerfer-mäßiges muss es gewesen sein", vermutet der Pilot. Für einen Laserpointer sei die Lichtquelle zu klein gewesen. Um aus dem grellen Lichtkegel zu kommen, habe er den Hubschrauber etwas gedreht und schließlich sicher landen können, so der 36-Jährige. Gleichwohl sei die Situation gefährlich gewesen.

Notfallsanitäter klagte über Sehbeschwerden

Stegmann ist wegen des Vorfalls noch immer verärgert. "Ich kann nicht nachvollziehen, wie man so etwas Dummes tun kann. Ich weiß auch nicht, was es bringen soll." Die vier Insassen des Hubschraubers - zwei Piloten, ein Notfallsanitäter und ein Arzt - kamen mit dem Schrecken davon. "Uns geht es allen gut", sagte Stegmann. Der Notfallsanitäter habe noch eine Weile Sehbeschwerden gehabt, der Rest der Besatzung sei unbeschadet davon gekommen.

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Gefahr für den Patienten und die Retter an Bord

Dennoch ist der Vorfall für Stegmann alles andere als ein Kavaliersdelikt. "Es gefährdet nicht nur die Flugdurchführung und damit das für uns wichtige, zackige Ankommen beim Patienten, sondern natürlich auch unser Leben an Bord." Die Piloten fliegen nachts laut Stegmann mit Unterstützung einer Nachtsichtbrille. "Die funktioniert dann nicht mehr, wenn grelles Licht auf sie einströmt." Genau dieser Fall sei eingetreten. Zugleich war die natürliche Anpassung des Auges ans Sehen im Dunkeln erheblich eingeschränkt. "Das macht so eine Landung dann sehr schwierig und unter Umständen den gesamten Flug sehr gefährlich", so Stegmann weiter.

Polizei sucht Zeugen - und ermittelt mit "Nachdruck"

In der Nähe des Landeplatzes soll sich zum Tatzeitpunkt eine vierköpfige Gruppe aufgehalten haben. "Wir haben das zur Anzeige gebracht und ich weiß, dass die Polizei da mit Nachdruck hinterher ist", so Stegmann. Die Polizei sucht nach Zeugen, die Hinweise zur Tat oder den Tätern geben können. Der Vorfall ereignete sich gegen 23.05 Uhr. Es wird wegen des schweren Eingriffes in den Luftverkehr ermittelt. "Da sind ziemlich hohe Strafen drauf - und das zurecht", so Stegmann. "Egal ob man einen Hubschrauber blendet oder ein Flugzeug."

Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 30.10.2022 | 19:30 Uhr

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