IS-Rückkehrerin in Hamburg zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt
Das Hanseatische Oberlandesgericht in Hamburg hat am Mittwoch eine IS-Rückkehrerin zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt.
Der Staatsschutzsenat sprach die 34 Jahre alte Mutter zweier Kinder wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland, Beihilfe zum Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch Versklavung schuldig. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Frau aus Bremen Mitglied der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) war. Sie war demnach 2014 nach Syrien ausgereist und dort nacheinander mit mehreren IS-Kämpfern verheiratet. Mit dem letzten Mann soll sie eine Jesidin als Sklavin gehalten und schwer misshandelt haben. Die Bundesanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe von siebeneinhalb Jahren gefordert, die Verteidigung keinen konkreten Antrag zum Strafmaß gestellt.
Misshandelte Jesidin: "Ich habe unter ihr sehr gelitten"
Die Jesidin hatte vor zwei Wochen vor Gericht ausgesagt. Sie schilderte, wie sie in der IS-Gefangenschaft immer wieder geschlagen und vergewaltigt worden sei. Auch die Angeklagte habe sie geschlagen. "Ich habe unter ihr sehr gelitten", sagte die 31-Jährige, die im Zeugenschutzprogramm ist und in dem Prozess als Nebenklägerin auftritt.
Die Angeklagte räumte vor Gericht die ihr vorgehaltenen Taten nicht ein. Sie gab an, aus Liebe zu ihrem Bruder und ihrem späteren ersten Ehemann zuerst in die Türkei und dann nach Syrien gereist zu sein. Die aus Afghanistan stammende Deutsche wurde Ende 2017 von kurdischen Kräften festgenommen und verbrachte anschließend vier Jahre in einem Gefangenenlager in Nordsyrien, bevor sie nach Deutschland gebracht wurde. Seitdem sitzt sie in Untersuchungshaft.